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Wie es mit Bankautomat und Dorfleben weiter geht

Großhennersdorfer sammeln bei Bürgerversammlung Probleme und wollen dranbleiben.

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© Bernd Gärtner

Von Anja Beutler

Wünsche sind so kurz vor Weihnachten nichts Seltenes. Allerdings lassen sich die Anliegen der Großhennersdorfer wohl kaum bis 24. Dezember verwirklichen. Immerhin haben rund 70 Dorfbewohner bei der Einwohnerversammlung nun vor Kurzem einen Wunschzettel zusammengetragen – und gleich vor Ort an die passenden Adressaten weitergereicht.

Einer dieser Adressaten ist der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Löbau-Zittau, Wolfgang Zürn. Er erläuterte den Großhennersdorfern noch einmal, wo und wie sie künftig Geld abheben können. Denn seit Sommer steht fest, dass der bankeigene Automat abgebaut werden soll. Von dieser Entscheidung gebe es auch kein Zurück – wie es wohl viele Großhennersdorfer gern gesehen hätten – stellte Zürn klar. „Ich kann verstehen, dass die Leute vor Ort traurig sind, dass sich die Situation verändert, aber ich hatte auch das Gefühl, dass sie froh sind, dass es weiterhin die Möglichkeit zum Geldabheben geben wird“, sagte er auf SZ-Nachfrage.

Zürn erörterte nochmals ausführlich die Lösung, die nun von der Volksbank angeschoben wurde: Ein Anbieter, der in ganz Deutschland Geldautomaten betreibt, werde in Großhennersdorf einen Automaten aufstellen. Volksbankkunden werden dort dann fürs Abheben eine Gebühr von 50 Cent zahlen, den Rest trägt laut Zürn die Volksbank. Zum Vergleich: Kunden anderer Banken müssen 3,95 Euro pro Auszahlung entrichten.

Wann genau dieser Automatenwechsel, der auch in Kittlitz bei Löbau geplant ist, vonstatten gehen werde, steht noch nicht fest. Zürn rechnet aber generell mit dem kommenden Frühjahr. „Wir werden aber unseren Automaten aber erst abnehmen, wenn der neue Anbieter startklar ist“, betonte er. Die Stadt verhandle jetzt selbst mit dem Unternehmer, um einen passenden Ort zu finden. Noch stehe der Standort aber nicht fest, sagte Bürgermeister Willem Riecke (Herrnhuter Liste).

Mit Spannung erwartet worden war auch die Auswertung der Umfrage, die im September in Großhennersdorf angeschoben wurde: Nach Angaben von Patrick Weißig habe man 500 Fragebögen im Ort verteilt. 152 davon sind beantwortet zurückgekommen. Der in Großhennersdorf aufgewachsene Weißig gehört einem engagierten Kreis von vier Familien an, zu dem auch die Familie des Arztes Kay Herbrig gehört. Sie alle wollen das Miteinander im Ort stärken und sich für Verbesserungen einsetzen. Ausschlaggebend für das Engagement der Beteiligten waren der Wegfall der Kaufhalle vor dreieinhalb Jahren und nun die Ankündigung der Volksbank, den Geldautomaten abzubauen.

Die Organisatoren von Umfrage und der Bürgersversammlung gehen davon aus, dass sie mit den erhaltenen Fragebögen die Stimmen von reichlich einem Viertel der Großhennersdorfer erhalten haben. Schließlich stünden hinter einem Haushalt ja mehrere Menschen. Das Bild, das sich bei der Auswertung ergab, zeigt deutlich, dass es in Großhennersdorf durchaus etwas zu tun gibt: Zumindest waren 63 Prozent der Ansicht, die Wohn- und Lebenssituation sei verbesserungsbedürftig.

Die brennendsten Probleme sehen die Befragten vor allem beim Thema Sicherheit und Verkehr. Fehlende Radwege, fehlende Gehwege, der Ausbau des Nahverkehrs vor allem auch am Wochenende und mehr Licht auf den Straßen waren Punkte, die sowohl in den Fragebögen als auch bei Gesprächen immer wieder benannt wurden. Für Bürgermeister Willem Riecke (Herrnhuter Liste) sind die Themen selbst nicht neu. „An vielen Punkten arbeiten wir schon, bei anderen liegt die Lösung nicht nur an uns“, erklärt er die Lage. Ein Beispiel sei die Radwegproblematik zwischen Herrnhut und Großhennersdorf. „Den haben wir schon auf dem Papier, aber da müssen wir eben noch etwas tun“, sagte Riecke. Dabei ginge es nicht allein nur ums Geld, sondern auch um Planungsrecht. Denn zum Teil führe die Strecke an Staatsstraßen entlang und da könne die Stadt nicht einfach so einen Radweg hinbauen.

Ähnlich ist es beim Thema Bürgersteige: „Wer von Ihnen gibt einfach einmal so zwei, drei Meter vom Grundstück ab, damit wir einen Gehweg bauen können?“, skizziert Riecke eines der Kernprobleme. Immerhin werde die Stadt von der Bushaltestelle am Kulti bis zur ersten Einbiegung ins Niederdorf handeln – auch, um diesen Abschnitt für Schüler sicherer zu machen.

Willem Riecke sieht ebenso wie Volksbank-Vorstand Zürn das neu erwachte Engagement der Großhennersdorfer sehr positiv. „Das ist nicht nur Kritik oder Gemecker“, betonte der Bürgermeister. Er hofft, dass sich die Großhennersdorfer auf diese Weise weitergehend und perspektivisch zur Dorfentwicklung Gedanken machen werden. Und das ist durchaus beabsichtigt: Die Kerngruppe der Organisatoren lud deshalb zu einem Engagiertentreffen am 24. Januar um 19.30 Uhr in die alte Schule Großhennersdorf ein.