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Wie eine Familie

Die Frauen des Kreativ-Treffs unterstützen viele Projekte. Aber für die neuste Idee fehlen noch Interessenten.

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© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Ein bisschen mutet es an, wie zu Uromas Zeiten, als Fernseher, Radio und Computer noch nicht zum Alltag gehört haben. Die Frauen sitzen in gemütlicher Runde auf dem Sofa, schwatzen miteinander, stricken und häkeln. „Wir sind wie eine Familie“, sagt Heidi Trippner. Dabei hat jede der Frauen ihre eigene. In der Runde werden Probleme gewälzt, Lösungen gesucht und meist auch gefunden. Streit? – Nein, den gab es noch nie.

Doch das gegenseitige Verstehen ist nur ein Nebeneffekt dessen, wozu sich die Frauen seit inzwischen zehn Jahren jeden Mittwoch treffen: Handarbeiten. Ein Zufall hat sie zusammengeführt. Für einen Weihnachtsmarkt in ihrem Haus an der Albertstraße hat Heidi Trippner im Jahr 2007 Leute gesucht, die einmal ausstellen wollten, was sie selbst hergestellt hatten. Die Resonanz sei super gewesen. „Und wir waren eine so tolle Truppe, dass ich die Frauen angesprochen habe, ob wir nicht zusammenbleiben wollen“, erzählt Heidi Trippner. Ab und an ist noch eine dazugekommen, so dass es auf dem Sofa manchmal schon etwas eng wird. Zwölf Frauen gehören inzwischen zum Kreativ-Treff. Die älteste ist 87  Jahre alt und in Sachen Handarbeit die fitteste. Sie arbeitet nicht nur ohne Anleitung, sondern kann auch aus einem fertigen Stück eine Anleitung herstellen.

Die Frauen bewegen die Strick- und Häkelnadeln aber nicht nur, um sich selbst, den Kindern oder Enkeln eine Freude zu bereiten. Ganz oft denken sie auch an Menschen, denen es nicht so gut geht. So entstanden 85 Decken für die sogenannte Dritte Welt und mehr als 50 Minimützen für Flaschen der Marke Innocent. Für jeden verkauften Smoothie mit Mütze spendet die Firma 20 Cent an die Caritas. Jahrelang haben sich die Handarbeiterinnen an der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ beteiligt, und als es das Frauenhaus noch gab, auch dort Wärmendes und Spielzeug für die Kinder abgegeben.

Guten Kontakt hat der Kreativ-Treff zur Ebersbacher Handarbeitsgruppe. „Wir tauschen auch mal Produkte aus“, sagt Brigitte Zimmermann. Zuletzt hätten die Ebersbacher sie auf die Idee gebracht, Einkaufsbeutel zu häkeln. „Das ist unser Beitrag für den Umweltschutz und im Kampf gegen die Plastiktaschen“, meint Christiane Hasenwinkel. Ilona Laudel hat jetzt eine neue Idee mitgebracht. – Abgeschaut aus Frankenberg. Dort werden die Puppen in Kindertagesstätten mit Stricksachen neu eingekleidet. Das können sich die Kreativ-Frauen auch gut vorstellen. Aber noch gibt es keine Kita, die daran Interesse hätte.