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Wie Dresdens Strom grün wird

Die größte Biogasanlage der Drewag hat jetzt ihre volle Leistungskraft erreicht. Sie soll helfen, den Preis stabil zu halten.

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© Sven Ellger

Von Tobias Winzer

Dresdens Energie kommt seit Neuestem vom Land. 40 Kilometer vom Zentrum entfernt, an der Autobahnabfahrt Döbeln-Ost, haben die Stadtwerke Drewag in den vergangenen Jahren eine riesige Biogasanlage errichtet. Nach der zweijährigen Testphase wird dort so viel Methan produziert, wie ursprünglich geplant. Der Strom, der aus dem Gas gewonnen wird, reicht für 7.000 Vier-Personen-Haushalte. „Biogas ist für uns ganz wichtig“, sagt Drewag-Chef Reiner Zieschank. „Denn es steht 365 Tage im Jahr gleichmäßig zur Verfügung.“

Bei einem Vor-Ort-Termin nannte er gestern die langfristige Strategie der Stadttochter beim Thema erneuerbare Energien. „Wir wollen uns dort engagieren, weil sich damit Geld verdienen lässt“, sagte er. Bislang produziert die Drewag nur etwa fünf Prozent ihres selbst hergestellten Stroms aus nicht-fossilen Brennstoffen. In den kommenden Jahren soll es Stück für Stück mehr werden. Ein konkretes Ziel wollte Zieschank aber nicht nennen.

Mit dem Ausbau des grünen Stroms will Zieschank die Preise für die Kunden stabil halten. Aufgabe der Drewag sei es, Strom so günstig wie möglich zu produzieren. Das sei dank der Subventionen und Fördermittel für Biogas, Windkraft oder Sonnenenergie möglich. Er rechnet damit, dass es in diesem Herbst keine Strompreiserhöhung für die Drewag-Kunden geben wird. Im Oktober entscheide sich, ob die EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien angehoben werden müsse. „Bislang sieht es so aus, als ob da nichts kommt“, sagte er.

1. Ziel: Biogasanlagen liefern konstant grünen Strom

Insgesamt 15 Millionen Euro hat die Drewag in die neue Anlage in Haßlau investiert. Seit 2012 ist sie in Betrieb. Sie steht so weit von Dresden entfernt, weil für deren Betrieb Tonnen an Mais gebraucht werden. Dieser wächst direkt auf den Feldern ringsherum. Dadurch sind die Transportwege kurz. In insgesamt drei Faultürmen entsteht das Gas mithilfe von Bakterien. Es sammelt sich an der Decke der Türme, wird abgesaugt, gereinigt und abtransportiert. Die Gärreste landen als Düngemittel wieder auf den Feldern. 2.000 Sattelschlepper voll mit Maissilage oder 50.000 Tonnen können in der Anlage verarbeitet werden.

In Klotzsche betreibt die Drewag seit 2010 eine zweite Biogasanlage, allerdings in erheblich kleinerem Ausmaß. Weitere werden erst einmal nicht hinzukommen. Da es für den Bau und den Betrieb solcher Anlagen jetzt weniger Zuschüsse gibt, lohnt es sich für die Stadtwerke nicht mehr. „Aber das Blatt kann sich auch wieder wenden“, so Zieschank. Das mit Biogasanlagen produzierte Methan ist derzeit rund dreimal so teuer wie Erdgas.

2. Ziel: Neue Windräder, aber nicht in Dresden

Die Drewag lässt derzeit insgesamt 13 Windräder für sich drehen, acht davon in Ziepel bei Magdeburg und die restlichen fünf an zwei Standorten in Ostsachsen. Im Herbst soll ein Windrad in Mohorn, einem Ortsteil von Wilsdruff, hinzukommen. Weitere sind geplant. Im Dresdner Stadtgebiet selbst will die Drewag aber nicht aktiv werden. „Da passen keine Windräder hin“, sagte Zieschank.

3. Ziel: Fotovoltaik wird wegen sinkender Kosten ausgebaut

Die Produktionskosten für Fotovoltaikanlagen sind mittlerweile so niedrig, dass sich Investitionen für Stromversorger immer mehr lohnen. In Haßlau, direkt neben der Biogasanlage, und in Reick betreibt das Unternehmen seine größten Anlagen. Erst in der vergangenen Woche wurden außerdem in Reick neue Solarzellen ans Netz angeschlossen. Die drei Anlagen liefern jeweils Strom für rund 250 Haushalte. Sonnenstrom im größeren Stil wird auch auf den Dächern der Dresdner Verkehrsbetriebe in Trachenberge produziert.

Dazu gibt es weitere Kleinanlagen auf Gebäudedächern, unter anderem auf der Centrum-Galerie, dem Pestalozzi Gymnasium, dem Bertolt-Brecht-Gymnasium und der Feuerwache Cossebaude. Auch der eigene Betriebshof der Drewag wird mit regenerativer Solarenergie versorgt.

4. Ziel: Erkundung der Erdwärme als langfristige Option

Noch als ferne Zukunftsmusik bezeichnet Zieschank die Möglichkeit, Wärme zum Heizen aus der Erde zu gewinnen. Die Drewag lässt das derzeit gemeinsam mit der TU Freiberg untersuchen. Eventuell soll im Dresdner Stadtgebiet auch per Probebohrung nach Erdwärme gesucht werden. „Das ist aber kein Thema für die nächsten Jahre“, so Zieschank.

5. Ziel: Kraftwerk in Reick wird zum Labor für Innovationen

Langfristig baut die Drewag das Gaskraftwerk in Reick zu einem sogenannten Innovationsstandort um. Das Unternehmen will dort erforschen, wie fossile und erneuerbare Energien gemeinsam genutzt werden können. Unter anderem geht es dabei um neue Speichermöglichkeiten, weil Sonnenstrom nur tagsüber erzeugt werden kann. Um den Strom auch dann an die Verbraucher liefern zu können, wenn die Sonne nicht scheint, bereitet die Drewag in Reick den Bau eines Großbatteriespeichers vor. Im Herbst soll es losgehen.