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Wie Dresden mit dem Diesel umgeht

Polizei und Feuerwehr dürften auch fahren, wenn es ein Verbot gäbe. Andere müssten ihre Flotten aber erneuern, damit sie rollen dürfen.

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© dpa/Marcus Führer

Von Christoph Springer

Dicke Luft in Dresden, im Stadtzentrum herrscht ein Dieselfahrverbot. Lieferanten müssen wenigstens vorübergehend draußen bleiben, Pkw-Fahrer in Bus und Bahn umsteigen oder sich andere Fahrgelegenheiten suchen. Eine Horrorvision, die die Stadt unbedingt vermeiden will und deswegen am Luftreinhalteplan arbeitet. Trotzdem ist nicht ausgeschlossen, dass auch Dresden ein Dieselfahrverbot trifft.

Die Zulassungszahlen: 25 Prozent fahren mit Dieselmotor

Die jüngsten Zulassungszahlen der Stadt stammen von Ende 2016. Knapp 260 000 Autos waren damals in Dresden angemeldet. Davon waren fast 34 400 Lkws, Busse und Transporter. Mehr als 64 600 Fahrzeuge haben Dieselmotoren, beantwortete die Stadtverwaltung Mitte November eine Anfrage von FDP-Stadtrat Holger Zastrow. Das entspricht knapp 25 Prozent aller Autos.

Die Verkehrszahlen: Mehr Dieselautos als in Dresden zugelassen sind

Wie viele Fahrzeuge mit Dieselmotoren tatsächlich in Dresden unterwegs sind, ist unbekannt. Schließlich kommen zu den in der Stadt zugelassenen Fahrzeugen noch Busse, Lieferfahrzeuge und Pendlerautos, die täglich aus dem Umland in die Stadt hineinfahren. Deren Zahl wird nicht erfasst.

Berufsfeuerwehr und Retter: Sie haben die größte Dieselflotte.

294 Einsatzfahrzeuge gibt es bei der Berufsfeuerwehr und dem städtischen Rettungsdienst, nur sieben davon haben Benzinmotoren. 245 der übrigen 287 Dieselfahrzeuge erfüllen aber laut der Stadt die neueste Abgasnorm. 54 Fahrzeuge, zumeist Diesel, haben die Stadtteilfeuerwehren. Ein Fahrverbot würde keines dieser mehr als 350 Dieselautos treffen. Der Grund: Unabhängig von der Abgas- und Feinstaubbelastung in Dresden müssen sie im Notfall jederzeit fahren dürfen.

Die Polizei: Nur fünf Prozent der Fahrzeuge erfüllen neueste Abgasnorm

Knapp 100 der 464 Dieselautos der Polizeidirektion Dresden haben Dieselmotoren mit Abgasanlagen der modernsten Bauart. Sie erfüllen die Euro6-Norm. Alle anderen Diesel-Pkws und -Transporter sind älter. Allerdings gilt auch hier: Im Ernstfall müssen sie fahren, auch bei Dieselfahrverboten. Außerdem sind nicht alle diese Autos in Dresden stationiert, das Einsatzgebiet der Polizeidirektion reicht von Riesa bis zur tschechischen Grenze. Polizeisprecherin Jana Ulbricht: „Entscheidend wäre, welche konkreten Festlegungen bezüglich eines Fahrverbotes getroffen und welche Ausnahmen zugelassen werden.“

Die Verkehrsbetriebe: Busse mit neuester Technik.

Die Abgasreinigungstechnik bei Bussen gilt als deutlich besser als bei Pkws. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) setzen beim Kauf neuer Busse immer auch auf die neueste Technik. Etwa die Hälfte der 127 Diesel-Busse des Unternehmens erfüllt diese Norm. Die restlichen Busse haben Euro V-Motoren. Dazu kommen 113 Wirtschaftsfahrzeuge mit Dieselmotoren, vom Multicar bis zum Turmdrehwagen für Oberleitungsarbeiten. DVB-Sprecher Falk Lösch: „Fast alle wurden nach 2005 gebaut.“ Das bedeutet, sie erfüllen mindestens die Euro IV-Norm. „Sicherlich wird es Fahrzeuge geben, die von einem möglichen Dieselfahrverbot betroffen sind“, räumt Lösch mit Blick auf diese DVB-Fahrzeuge ein..

Die Taxis: Ein Drittel muss bei Fahrverbot stehen bleiben

Die Mitgliedsunternehmen der Dresdner Taxigenossenschaft betreiben etwa 465 Fahrzeuge. Acht davon haben Hybrid- und sechs Erdgasantriebe. Außerdem gibt es in Dresden ein reines Elektrotaxi. Der große Rest fährt mit Dieselmotoren. Hans-Peter Kunath, Vorstand der Genossenschaft, will Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) beim Wort nehmen. Der OB habe beim Dieselgipfeltreffen in Berlin angekündigt, in Dresden werde es kein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge geben. Außerdem würden Taxis aufgrund ihrer hohen Laufleistung nach vergleichsweise kurzer Zeit durch neue Autos ersetzt, sagt der Genossenschaftsvorstand. Deshalb seien jetzt schon 70 Prozent der Dresdner Taxis nicht von einem Dieselfahrverbot betroffen, Tendenz steigend, so Kunath.

Die Dampfschiffahrt: Neue Diesel für alle Schiffe

Auf hoher See fahren Schiffe mit Schweröl, einem Abfallprodukt der Kraftstoffherstellung. Die Maschinen in den historischen Dresdner Schiffen werden dagegen mit Dampf betrieben und die Kessel mit Diesel beheizt. Gerd-Rüdiger Degutsch, Technikchef der Sächsischen Dampfschiffahrt (SDS), versichert, dieser Diesel verbrenne, ohne dass Rußpartikel entstehen. Anders ist das bei den Dieselmotoren für die Stromerzeugung. Sie sollen ausgewechselt werden. Das gilt für 17 Motoren und muss laut Vorschrift bis Anfang 2020 erledigt sein. Dazu kommen noch die vier Hauptmaschinen der zwei Salonschiffe plus deren vier Diesel für die Stromerzeugung. Für die SDS ist das ein finanzieller Kraftakt. Degutsch rechnet mit Gesamtkosten von rund 700 000 Euro. Die DVB gehen davon aus, dass ihre Fähren von einem Dieselfahrverbot nicht betroffen wären. Vier der fünf Schiffe seien bereits in die höchste Emissionsschutzklasse eingestuft, sagt Lösch.