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Wie Serbien Olympia gewann

Der Jubel im Balkanland über olympische Medaillen hat die Medien zu Höchstleistungen in Sachen Statistik-Interpretation angespornt. Ergebnis: Sie rufen ihr Land zum Sieger in Rio aus. Und das geht so:

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© dpa

Thomas Brey

Belgrad. Zwar erreicht Serbien bei den Olympischen Spielen in Rio nur den 32. Rang im Medaillenspiegel. Doch die Medien des kleinen Balkanlandes sind so begeistert, dass sie sich dieses Ergebnis auf ihre Weise schönrechnen. „Serbien ist der Sieger der Olympischen Spiele“, titelt am Montag die Zeitung „Kurir“, und das Boulevardblatt „Informer“ klärt seine Leser auf: „Rio ist Serbien“. Es handele sich um einen „historischen Erfolg“ bei den gerade zu Ende gegangenen Wettkämpfen in Brasilien.

„Serbien ist stärker als die Amis und die Russen“, rechnen diese Zeitungen vor. Denn 103 serbische Teilnehmer hätten 54 Medaillen gewonnen. Möglich wird diese hohe Zahl allerdings nur, weil zum Beispiel das Gold der Wasserballer 13 Mal gezählt wird. Jedenfalls kommen die Blätter auf eine Erfolgsquote der heimischen Athleten von 52 Prozent. Demgegenüber schafften es die Amerikaner in dieser Rechnung nur auf 47 Prozent (555 Sportler mit 262 Medaillen) und die Russen nur auf magere 39 Prozent (282 Sportler mit 110 Medaillen).

Um diese Rechnung nicht zu gefährden, verzichten die Zeitungen bis auf das Regierungsblatt „Politika“ auf den Abdruck des Medaillenspiegels. Denn der spricht eine ganz andere Sprache. Serbien kommt hier mit zwei goldenen, vier silbernen und zwei bronzenen Medaillen auf den 32. Platz. Der traditionelle „Erzfeind“ Kroatien, zu dem die politischen Beziehungen im Moment mal wieder besonders schlecht sind, landet dagegen mit fünf Goldenen, drei Silbernen und zwei Bronzenen auf Platz 17.

Es gibt aber noch einen anderen Dreh zum Supererfolg: Serbisches Gold sei mehr wert als die Medaillen von US-Schwimmer Michael Phelps, berichtet die „Politika“ am Montag. Sie will sagen: Angeblich erhalten die serbischen Olympioniken für ihre Erfolge höhere Siegprämien als der Superstar. Und die größte Zeitung „Blic“ hatte am Sonntag auf die selbstgestellte Frage „Warum sind wir im Sport so erfolgreich?“, die verblüffende Antwort: „Kreativität, Arbeit, Trotz und Genialität“. Daneben druckte das Blatt eine Goldmedaille am Band zum Ausschneiden und Umhängen. (dpa)