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Wie die Löcher in den Käse kommen

Grundschüler aus Neschwitz siegen beim Wettbewerb „Bauer für einen Tag“ – und lernen in der Radeberger Molkerei Heinrichsthaler, was Gase im Käse machen.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Neschwitz. Na klar, kannten sie die Antwort. Die Antwort auf die Frage nämlich, woher eigentlich die Löcher im Käse kommen. „Die Bakterien pupsen“, wussten die Grundschüler. Und Uwe Lammeck, der Chef der Heinrichsthaler Milchwerke – und damit also echter Käse-Fachmann – konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Gepupst haben die Bakterien bei uns zwar nicht, aber natürlich hat das Ganze schon mit den Gasen zu tun, die durch Wärme beim Reifen des Käses entstehen“, beschreibt er. Diese Gase, weiß der Molkereichef, sorgen dann auch gleich noch für den süßlichen Geschmack des Käses. Ein bisschen Physik-, Bio- und Chemieunterricht am Rande sozusagen.

Und überhaupt hatte Uwe Lammeck an diesem Vormittag eine Menge Spaß mit diesen aufgeweckten Grundschülern aus Neschwitz, die da durch seine Molkerei an der Großröhrsdorfer Straße am Radeberger Stadtrand wuselten. „Alles, was wir machen, ist Käse“, sagte er dann auch fröhlich in die Runde – und zeigte den Schülern, wie aus frischer Milch Käse wird. Käse, der von Radeberg aus auch den Weg in Supermarkt-Regale zum Beispiel in Frankreich und Holland findet; in die klassischen Käseländer sozusagen. Immerhin 40 Prozent der Heinrichsthaler-Produktion werden exportiert. „Die haben eben Geschmack“, fand dann einer der aufgeweckten Grundschüler auch gleich die passende Begründung. Der Besuch der Schüler in Radeberg hatte natürlich einen Grund. Die Neschwitzer sind nämlich echte Sieger. Im aktuellen Wettbewerb „Bauer für einen Tag“ des Sächsischen Landesbauernverbandes gingen die Grundschüler aus der Nähe von Bautzen als Gewinner durchs Ziel. Und neben den Urkunden und Präsenten gab’s dann auch eine zünftige Käse-Party bei Heinrichsthaler samt Rundgang. Bei dem sie durchaus beachtliche Zahlen erfuhren. Zum Beispiel, dass hier täglich eine halbe Million Liter Frischmilch verarbeitet werden. Und auch, dass es einige Wochen dauert, bis der Käse gereift ist. Und natürlich durfte auch gekostet werden .

Auf dem Bauernhof umgeschaut



Immerhin 54 Klassen sächsischer Grundschulen hatten sich am Wettbewerb beteiligt. Sie mussten sich dazu einen Tag lang in einem Landwirtschaftsbetrieb umschauen – und am Ende als Aufgabe ein Herbarium zusammenstellen, in dem landwirtschaftliche Nutzpflanzen präsentiert und beschrieben werden. Und das, so fand die Jury, haben die Neschwitzer am besten gelöst. „Wir waren von der Qualität der eingereichten Arbeiten wirklich sehr, sehr beeindruckt“, sagt auch Julia Buchmann, die bei den Heinrichsthaler Milchwerken fürs Marketing zuständig ist. Alle Mitarbeiter der Molkerei hatten dabei übrigens Mitspracherecht, verrät sie. Und die Wahl fiel sehr eindeutig auf die Neschwitzer.

Die hatten sich einen Tag lang auf dem Bauernhof von Kornelia Helm in Eutrich bei Königswartha im Norden des Landkreises Bautzen umgeschaut. „Mit den Helms verbindet uns schon eine langjährige Zusammenarbeit“, erzählt die Neschwitzer Lehrerin Mia Büttner, die sozusagen das Ganze „eingerührt“ hatte. „Wir sind regelmäßig mit unseren Schülern dort – und bekommen wunderbare Einblicke in die Landwirtschaft“, schwärmt sie.

Und genau diese Einblicke sind auch das Hauptziel des Wettbewerbs, machte Herbert Wolff deutlich, der zuständige Staatssekretär im sächsischen Landwirtschaftsministerium. „Die Schüler sollen dadurch Verständnis entwickeln können, woher unsere Nahrungsmittel kommen und wie viel Arbeit darin steckt“, sagte er – und überreichte dann auch gleich noch gemeinsam mit der sächsischen Milchkönigin Anja I. die Siegerurkunden an die Neschwitzer Schüler. Zuvor bekräftigte er allerdings noch, dass sein Ministerium den Wettbewerb auch im kommenden Jahr wieder finanziell unterstützen werde. Rund 200 000 Euro lasse sich der Freistaat das immerhin kosten. Gut angelegtes Geld, ist Herbert Wolff überzeugt. Denn auf diese Weise findet sich vielleicht auch gleich noch der ein oder andere Nachwuchs für die Landwirtschaft.

Die Neschwitzer Grundschüler wissen jetzt jedenfalls schon mal, welche Pflanzen gebraucht werden, um Milchkühen das passende Futter zusammenzustellen – und dass etwa 20 000 Kühe benötigt werden, um die täglichen 500 000 Liter Frischmilch zu produzieren, die dann an der Großröhrsdorfer Straße in Radeberg zu Käse verarbeitet werden. Und sie wissen jetzt natürlich auch ganz genau, wie die Löcher in den Heinrichsthaler Käse kommen.