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Wie die Grüne Ecke aussehen könnte

In einem Fassadenwettbewerb wurden Ideen gesammelt. Der Sieger erntet Lob, aber auch Verbesserungsvorschläge.

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© Sven Ellger

Von Nora Domschke

Gründerzeit 2.0 – so bezeichnet das Dresdner Büro Stellwerk-Architekten den Stil seines Entwurfes zur Grünen Ecke. Es geht um das Grundstück an der Ecke von Weißeritz- und Friedrichstraße. Für das Areal gab es schon etliche Pläne in den vergangenen Jahren; umgesetzt wurden sie bislang nicht. Anfang 2017 kam Bewegung in die Sache, als Investor Heinrich Nenninger die alten Pläne für das umstrittene Einkaufszentrum kippte, stattdessen auf Wohnungen in den oberen Etagen und Läden im Erdgeschoss setzte.

Deren Fassade wurde vom Dresdner Büro Stellwerk-Architekten entworfen
Deren Fassade wurde vom Dresdner Büro Stellwerk-Architekten entworfen © Visualisierung: Stellwerk Architekten
Eine Bürgerinitiative liefert einen Gegenvorschlag.
Eine Bürgerinitiative liefert einen Gegenvorschlag. © Visualisierung: Architekturbüro Patzschke

Mit seiner Suhler Unternehmensgruppe Bauwi hatte Nenninger gleich mehrere Grundstücke zwischen Weißeritz-, Seminar- und Friedrichstraße gekauft. im Frühjahr 2018 werden die ersten Neubauten fertig sein. Nun werden auch die Pläne für die Grüne Ecke konkreter. Bei einem Fassadenwettbewerb, ausgeschrieben vom Stadtplanungsamt, wurden mehrere Entwürfe eingereicht. Die Stellwerk-Architekten konnten sich mit ihrer Idee gegen die anderen durchsetzen. Vom Stadtplanungsamt vorgegeben ist die Bebauung an den Außenseiten des Grundstücks, so wie es typisch ist für die Friedrichstadt und andere Wohngebiete aus Gründerzeiten. Die ursprüngliche Häuserzeile wurde bei einem Bombenangriff 1945 zerstört. Diese historische Bebauung griff bereits Architekt Martin Richter in seinem Entwurf auf, den er im März dieses Jahres zum ersten Mal öffentlich vorstellte und großen Anklang damit fand.

Patrick Hesse von Stellwerk-Architekten liefert nun seine Ideen für die Fassade der Häuserzeile – und sieht durchaus Vorteile im Rückgriff auf Altbewährtes. „Gründerzeitliche Blockrandtypologien sind für die heutigen Wohnansprüche und Bedürfnisse noch sehr gut nutzbar.“ In dem Neubau sollen gut 140 Wohnungen entstehen. Eigentlich war zunächst geplant, auch im Innenhof ein neues Gebäude zu errichten. Nenninger verzichtete letztlich darauf, zur Freude der Friedrichstädter, die jahrelang um ihre Grüne Ecke gekämpft haben. Mit einer Petition hatten sich 2015 rund 1 500 Anwohner gegen die große Einkaufspassage zur Wehr gesetzt. Mit Erfolg. In der nun geplanten Häuserzeile entstehen sechs verschiedene Gebäude. Für sie haben die Fassadenexperten drei Themenbereiche entwickelt. So werden die beiden abschließenden Häuser sowie das Mittelgebäude an der Ecke von Weißeritz- und Friedrichstraße etwas höher sein als die anderen. Das sogenannte „Friedrichstädter Tor“ direkt an der Ecke soll Auftakt sein für die Gründerzeithäuser entlang der Friedrichstraße. Und es soll Namensgeber für das komplette Bauprojekt sein. Die Fassaden wiederum sind alle gegliedert in Sockelgeschoss, Mittelzone und Dachabschluss. Balkone werden die Wohnungen zur Hofseite hin bekommen.

Besonderes Augenmerk liegt auf dem Eckgebäude. Über dessen Erdgeschoss ist eine farbige Putzfassade geplant, die durch horizontale Gesimse und bodentiefe Fenster gegliedert wird. Einige Fenster sind etwas nach hinten eingeschoben und bekommen dadurch einen kleinen Austritt. Die Fassade der beiden oberen Geschosse wird mit einer metallischen Schindelstruktur verkleidet – eine Reminiszenz an die ziegelgedeckten Dächer der Nachbarhäuser. Ausgefallen ist die als „Faltwerk“ bezeichnete Fassadengestaltung der sich anschließenden Gebäude.

Heinrich Nenninger ist zufrieden mit dem Entwurf – wenngleich nicht alle Details so umgesetzt werden, räumt er gegenüber der SZ ein. „Aus Kostengründen.“ Wie viel er mit seinem Unternehmen Bauwi in das Projekt auf der grünen Ecke investiert, will Nenninger nicht verraten. Im September sei der Bauantrag eingereicht worden, im Januar rechnet Nenninger mit der Genehmigung. „Wenn das klappt, wollen wir im März mit den Bauarbeiten beginnen.“ Frühestens Ende 2020 könnten dann die ersten Mieter einziehen. Im Januar 2018 will nun zunächst Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) die Pläne dafür noch einmal öffentlich vorstellen.

Dabei wird er wohl auch noch einmal auf die Gestaltung der Fassaden eingehen. Die Dresdner Bürgerinitiative Stadtbildd hat sich schon jetzt intensiv damit befasst. Und den Entwurf der Stellwerk-Architekten als „Meilenstein“ bezeichnet. Zumindest angesichts der ursprünglichen Pläne für die Einkaufspassage. Die Initiative lobt etwa die echten Dachabschlüsse. Mit der Orientierung an der gründerzeitlichen Altbebauung würde eine „Stadtreparatur“ vollzogen. Allerdings gibt es auch Kritikpunkte – und mit zwei überarbeitenden Visualisierungen die Verbesserungsvorschläge auch gleich noch obendrauf. Demnach sei unter anderem der Eckbau zu monolithisch, dort ist eine andere Dachform gewünscht.