Merken

Ein Nachmittag für die Familien

Am 1. März lädt die Domowina dazu nach Crostwitz ein. Es gibt aber noch viel mehr Veranstaltungen.

Teilen
Folgen
© Andreas Kirschke

Von Andreas Kirschke

Zusammenkunft heißt auf Sorbisch „Schadzowanka“. Geselliges Treffen und kennenlernen steht dafür. Der Familiennachmittag des Domowina-Regionalverbandes Michal Hornik Kamenz gehört dazu. Die „Schadzowanka“ findet am 1. März in Crostwitz sein.

Warum gibt es solche Familiennachmittage?

Er soll Familien zusammenführen. „Die Eltern können sich offen austauschen. Ihre Kinder werden betreut“, sagt Katharina Jurkowa, Domowina-Regionalsprecherin für Kamenz. Die Domowina organisiert den Nachmittag mit dem Witaj-Sprachzentrum Bautzen. Insofern hat der Nachmittag nicht nur sprachlichen und familiären Wert, sondern auch Bildungswert.

Welche Inhalte hat das gesellige Treffen?

„Er schafft sorbische Sprachräume“, sagt Zala Cyzowa, stellvertretende Vorsitzende des Domowina-Regionalverbandes Kamenz. Logopädin Wanda Wokowa aus Bautzen steht Rede und Antwort zu Fragen der Sprachförderung und Sprachentwicklung der Kinder. Sie berät Eltern auch zu Sprachstörungen und Sprachauffälligkeiten der Kinder. Rafaela Wicazowa, Mitarbeiterin der Kinder- und Jugendfarm in Hoyerswerda, erläutert Prinzipien gesunder Ernährung. Dabei sollen die Kinder selbst aktiv werden. Jana Wierickowa aus Bautzen zeigt Yoga für Kinder. Auch hier sollen die Kinder mitwirken. Das Witaj-Sprachzentrum Bautzen kommt mit Lern- und Computerspielen.

Wird auch etwas für die Bildung getan?

Der Bildungswert ist enorm. „Eltern spüren hier Stolz darauf, wie gut ihre Kinder Sorbisch erlernen“, sagt Zala Cyzowa. Der Familiennachmittag kann Eltern anregen, selbst Sorbisch zu lernen. Das Witaj-Sprachzentrum bietet dafür Kurse an. Insgesamt kamen zum vorigen Familiennachmittag 2014 weit über 200 Teilnehmer. Die Organisatoren hoffen auf ähnlich hohen Zuspruch in diesem Jahr.

Was organisiert der Regionalverband sonst für Familien?

Zwei Filmabende sind geplant. Erster Termin ist der 10. Juli. Der Filmabend findet auf einem der Festival-Höfe in Crostwitz statt. Gezeigt wird ein sorbischer Film. Zweiter Termin ist der 28. August in Horka auf dem Sportplatz. Gezeigt werden sollen ein sorbischer Kinderfilm, ein Familienfilm und ein Film für Erwachsene. Die Domowina will mit dem derzeit entstehenden Ortsverein Horka zusammenarbeiten.

Welche historischen Höhepunkte prägen das Jahr 2015?

Das ist vor allem der 70. Jahrestag der Befreiung von der Nazidiktatur am 8. Mai. Im Vorfeld findet am 28. April 2015 am Denkmal Crostwitz eine Gedenkveranstaltung statt. Eine polnische Ehren-Delegation aus Zary reist an. Der Domowina-Regionalverband erwartet Kriegsveteranen, Chor und Schüler als Gäste. Ein weiteres Jubiläum ist der 70. Jahrestag der Wiedergründung der Domowina am 10. Mai in Crostwitz. Aus diesem Anlass findet eine Woche zuvor eine Gedenkfeier statt. Zeigen will der Regionalverband, den von Trudla und Alfons Kuring 2013 gedrehten Film „Doma w župje Michal Hornik“. Der Film eignet sich auch für Schulen. Er kann den Geschichtsunterricht ab Klasse 7 bereichern.

Ist der Kreisverband beim Folklorefestival Lausitz dabei?

Sehr intensiv. Das 11. Internationale Folklorefestival „Lausitz - Lužica - Lusatia“ – beginnend am 9. Juli in Bautzen und fortgesetzt am 10. Juli in Drachhausen – kommt am 11. und 12. Juli nach Crostwitz. Das sorbische Folkloreensemble Wudwor und die sorbische Volkstanzgruppe Schmerlitz wirken im Programm mit. Der Regionalverband selbst organisiert Technik, Ausstattung und Quartiere fürs Festival. Katharina Jurkowa ist mit verantwortlich für die sieben teilnehmenden Höfe und Händler in Crostwitz.

Wie entwickelt sich die Mitgliederzahl im Verband?

Derzeit gehören dem Verband über 950 Mitglieder an. Im vorigen Jahr kamen die Jugendklubs Crostwitz und Ralbitz hinzu. Sie bringen jetzt ihre Ideen mit ein. Eine starke Basis bilden nach wie vor die Domowina-Ortsgruppen. Aktuell bestehen sie in Panschwitz-Kuckau, Cunnewitz-Schönau, Nebelschütz und Cannewitz. „Wir wollen zukünftig die Ortsgruppen und Vereine weiter stärken. Wir organisieren immer wieder zusammen verschiedene Projekte und Veranstaltungen“, unterstreicht Katharina Jurkowa.

Wie steht es um die sorbische Sprache im Raum Kamenz?

Unverändert ist die Situation schwierig. Die Assimilierung durch die deutsche Sprache geht unvermindert weiter. „Umso wichtiger ist es, immer wieder lebendige Sprachräume für alle Generationen zu schaffen. Das gilt vor allem für die Familien“, unterstreicht Katharina Jurkowa. „Wichtig ist, die vorhandene Sprachsubstanz zu wahren, zu pflegen und zu fördern. Glaubwürdig bleiben wir nur, wenn wir selbst jeden Tag immer wieder neu die sorbische Sprache vorleben.“