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Wie der Vater, so der Sohn

Familie Müller aus Pretzschendorf hat ein Faible für alte Traktoren und Landtechnik. Was drei Generationen begeistert.

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Pretzschendorf. In sattem Rot schimmert die Haube in der Abendsonne. Vorsichtig geht Tom Müller mit einem Poliertuch darüber. Ein prüfender Blick, dann steigt der 24-Jährige zufrieden von seinem Traktor ZT 300 der Marke Fortschritt, Baujahr 1978. Der Oldtimer muss ordentlich gepflegt werden, um in Schuss zu bleiben, erklärt er. Der gelernte Mechatroniker hat am Kotflügel bereits eine rostige Stelle entdeckt. „Vor dem Traktortreffen wird das entrostet und neu lackiert.“ Schließlich will er seinen ZT 300 möglichst ohne Makel präsentieren, wenn am 10. September die Liebhaber der alten Maschinen nach Pretzschendorf kommen.

„Der ZT 300 stand hier schon Jahre in der Scheune bei der PLD, der Pretzschendorfer Landwirtschafts- und Dienstleistungs GmbH. Ich habe den gekauft und meinem Enkel geschenkt“, sagt Erhard Müller. Gut fünf Jahre ist das inzwischen her. Der Traktor sei zwar etwas heruntergekommen, aber noch funktionstüchtig gewesen. In eineinhalb Jahre haben die drei Männer – Großvater, Vater, Sohn – den Traktor komplett restauriert. Fast jedes Wochenende trafen sie sich dazu in der Werkstatt auf dem Hof von Erhard Müller. Erst wurde alles auseinander- und dann wieder zusammengebaut. „Das war ein Drei-Generationsprojekt. Jeder hat wesentlich was dazu beigetragen, dass der Traktor heute so dasteht“, sagt Falk Müller und blättert durch den Ordner mit den Bildern aus der Zeit. Er selbst habe als gelernter Karosseriebauer das Blech aufgearbeitet, Vater Erhard strich den Rahmen, und Sohn Tom restaurierte den Motor. Dann wurde alles in den Originalfarben lackiert. „Am Schluss sah er aus wie werksneu,“ so der 49-Jährige.

Leidenschaft wird vererbt

Die alte Technik am Leben zu erhalten, dafür begeistern sich alle drei Müllers. Und diese Leidenschaft wird von der einen zur nächsten Generation weitergegeben. „Mein Vater hat 1940 einen Traktor der Marke Kramer gekauft, einen K18 GW20“, sagt Erhard Müller. „Ich war damals fünf Jahre alt. Sobald wir den Traktor lenken konnten, saßen wir darauf“, erinnert sich der heute 82-Jährige. „Wir sind damit groß geworden.“ Über die Jahre hinweg habe er dann mehrere Traktoren vor dem Verschrotten gerettet und auf seinem Hof untergestellt. So kam es, dass sich auch Falk Müller bereits in Kinderjahren für Traktoren interessierte. „Mein Vater hat uns vieles gezeigt, und wir haben oft zusammen rumgeschraubt.“ Schließlich bauten sie selbst einen Traktor aus zwei Motorrollern. „Auf einem Anhänger haben wir damit sonntags die Omas spazieren gefahren“, erinnert sich Falk Müller und lacht. Und auch Tom Müller ließ sich von dieser Begeisterung anstecken.

Gemeinsam fahren sie gerne zu den Traktortreffen ringsum. Aber auch zu Ausstellungen alter Landtechnik. Denn auf dem Hof in Pretzschendorf gibt es nicht nur alte Traktoren, sondern auch einige historische Maschinen, natürlich voll funktionsfähig. „Wir können Holzpantoffeln machen oder Maschendraht flechten“, sagt Erhard Müller. Damit sind sie am Mühlentag oder zum Tag des Handwerks unterwegs. Beim Alttraktorentreffen am 10. September, das sie als Mitglieder des Oldie-Kramer-Clubs Pretzschendorf organisieren, werden beide Bereiche miteinander kombiniert. „Traktortreffen machen viele. Wir sind mehr auf die Brauchtumspflege aus.“ Deshalb gibt es auch jedes Jahr Schauvorführungen unter einem bestimmten Motto, das sich der Verein gemeinsam überlegt.

Wenn das Festwochenende vorüber ist, hat das Dreiergespann übrigens schon ein neues Projekt in Planung: Im vergangenen Jahr, als er den Vorsitz des Oldie-Kramer-Clubs Pretzschendorf von seinem Vater übernahm, legte sich Falk Müller seinen ersten eigenen Traktor zu – einen Zetor 5211, Baujahr 1989. „Es helfen wieder alle mit, weil es einfach Spaß macht.“ Ende 2018 wollen sie fertig sein. „Danach ist Schluss“, sagt Erhard Müller entschieden. „Bis jetzt war es immer so, dass etwas Neues kam“, ergänzt Falk Müller mit einem Augenzwinkern.