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Wie der Apfel in die Flasche kommt

Die Kelterei Sachsenobst zeigt Gästen in Döbeln die Saftherstellung. Viele Mitarbeiter sind dafür nicht nötig. Trotzdem gibt’s ein Problem.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Döbeln. Wer schon immer einmal wissen wollte, welchen Weg das Obst nimmt, bevor es als Saft in Flaschen abgefüllt wird, konnte sich die einzelnen Vorgänge beim Tag der offenen Tür der Kelterei Sachsenobst in Neugreußnig ansehen. Auf deren Hof stehen große Silos, in denen zurzeit Äpfel lagern. „Sie werden aus eigenen Plantagen oder von Kunden zur Lohnmostverarbeitung gebracht“, sagt Luise Hoppe, Produktionsleiterin der Sachsenobst Kelterei. Von Sammelbecken gelangt das Obst mit dem Förderband in die Presserei. Dort werden Beeren und Steinobst zu Maische verarbeitet und Äpfel ausgepresst. Der Obstsaft wird in das Tanklager geleitet. Dort stehen 75 Edelstahltanks. Die 38 größten fassen jeweils 51 700 Liter. Mit einer computergesteuerten Anlage wird der Saft auf 95  Grad Celsius erhitzt, 45 Sekunden heiß gehalten, dann auf Raumtemperatur abgekühlt und steril in die Tanks abgefüllt. Dort lagert er bis zur Weiterverarbeitung in der Saftaufbereitung.

In dieser werden Säfte und Weine mit Zucker, Wasser oder anderen Zusatzstoffen versetzt und abgefüllt. Naturtrüber Apfelsaft kommt direkt in die Flaschen. Blanker Apfelsaft durchläuft noch einen gesonderten Prozess. Nektare werden in großen 25 000-Liter-Tanks ausgemischt. Auch dafür gibt es im Labor Rezepturen. Die Technik in der Saftaufbereitung interessiert Willi und Ingrid Gregor aus Döbeln. „Wir sind seit 50 Jahren Kunden der Kelterei“, sagt Willi Gregor. „Da kann man sich das mal anschauen. In den 1970er Jahren sah hier alles anders aus.“

Auch in der Abfüllerei erfolgen alle Abläufe computergesteuert und vollautomatisch, sogar das Kästen- und Flaschenauswaschen. 150 Lichtschranken kontrollieren den Lauf der Flaschen auf den Transportbändern. Nur vier bis fünf Personen bedienen die Maschinen. In der Abfüllerei werden die Säfte noch einmal erhitzt und dann mittels Rückkühlen auf 35 Grad Celsius abgekühlt. Es gibt eine elektronische Flascheninspektion. Die Deckel werden mit Druckluft reingeblasen und müssen direkt auf die Flaschen gehen. Eine Maschine versieht die Flaschen auch mit den Etiketten. Die Flaschen werden anschließend in Kästen verpackt oder in Trays oder Kartons wahlweise eingeschweißt.

Lutz Schöchel aus Bucha bei Cavertitz schaut sich die Abläufe in der Abfüllerei an. „Das ist interessant“, meint er. „Wenn der Tag der offenen Tür stattfindet, fährt man hin.“ Michael Ludwig aus Kriebethal sieht sich mit seiner Frau Annett und Tochter Helene ebenfalls um. „Wir haben selber Obst, das wir hierher schaffen“, sagt Michael Ludwig. Die Familie trinkt regelmäßig Apfelsaft. Zum Tag der offenen Tür wollen die Eltern Helene zeigen, wie der Apfel in die Flasche kommt. Nach dem Abfüllen und Verpacken werden die Säfte und Weine in die Geschäfte oder in die Lohnmostausgabe gebracht. Dort können die Kunden die Waren direkt von der Kelterei abholen.

Gerd und Christine Panitzsch sind aus Artern im Kyfhäuserkreis angereist. Gerd Panitzsch ist Rentner und hat in der Kelterei als Monteur in der Lebensmittelbranche gearbeitet. „Ich möchte hier alte Kollegen wieder sehen“, sagt er.

Wie viele Firmen in der Umgebung hat auch die Kelterei in Neugreußnig Probleme, Lehrlinge zu finden. Ausgebildet werden hier Fachkräfte für die Fruchtsafttechnik. „Viele Jugendliche möchten lieber etwas anderes lernen“, sagt Luise Hoppe. „In diesem Jahr hat nur eine Jugendliche mit der Ausbildung begonnen.“ Um Lehrlinge zu finden, hilft dem Unternehmen das Amt für Arbeit. Mitarbeiter der Kelterei stellen die Firma auf Ausbildungsmessen vor und sie informieren im Internet über den Lehrberuf. „Die Ausbildung ist interessant“, meint Hoppe. „Alle Maschinen sind computergesteuert.“ Weil es in Deutschland nur eine einzige Berufsschule für Fruchtsafttechniker gibt, fahren die Lehrlinge für die theoretische Ausbildung nach Geisenheim am Rhein. Dort erfolgt abwechselnd mit der Praxis jeweils eine Woche Blockunterricht.