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Widerstand gegen neues Wohngebiet

In Grumbach kursiert eine Petition gegen neue Einfamilienhäuser am Wasserberg.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Nein“ steht ganz dick mitten auf dem Flugblatt. Darüber sind drei Fotos zu sehen: ein blühendes Rapsfeld, ein Radlader zwischen Sandbergen und ein kleines Mädchen, das abwehrend die Hand hebt. Aber es geht dieses Mal nicht um die Grumbacher Deponie, es geht auch nicht um eine neue Autobahn oder eine Chemiefabrik. Es geht um eine rund fünf Hektar große Wiese am Rand des Dorfes im Bereich des Wasserberges. Hier will die Stadt eine neue Wohnsiedlung anlegen. So steht es im Entwurf zum neuen Flächennutzungsplan. Dagegen gibt es nun Protest.

Eine Interessengemeinschaft (IG) Wasserberg sammelt seit Ende November in Grumbach Unterschriften. Zudem hat die IG über die Internet-Plattform Open Petition einen Aufruf gestartet. Bis zum Dienstagnachmittag kamen mehr als 700 Stimmen zusammen, davon gut die Hälfte aus Wilsdruff und seinen Ortsteilen. Der Widerstand richtet sich gegen neue Einfamilienhäuser, die auf dem Grünland entstehen sollen. Es  wäre die Fortsetzung des Wohngebiets Bahnhofsring und des Areals, welches einst als Gewerbegebiet ausgewiesen war, nun aber mit Einfamilienhäuschen bebaut wird. Genau aus dieser Richtung kommt auch der Protest, wie aus Open Petition hervor geht: „Wir werden nächstes Jahr nach Grumbach ziehen und wollen, dass es dörflich bleibt“, schreibt einer. „Ich habe nicht ein Grundstück in Randlage gekauft, um dann drei Jahre später wieder mitten in einer Siedlung zu wohnen. Da hätte ich auch in Dresden bauen können“, äußert ein anderer.

Das ist die eine Sichtweise. Aber die Initiatoren haben noch weitere Argumente: Ihnen gehe es um den Wertverlust bestehender Immobilien durch ein Überangebot, um die Bodenversiegelung und damit einhergehender Hochwassergefahr, die Zerstörung des historischen Waldhufendorfes, um das Verkehrsaufkommen durch Pendler, um die Infrastruktur, die auf noch mehr Einwohner nicht ausgelegt sei, um die laut Statistischem Landesamt sinkende Bevölkerungszahl, um die Vernichtung von Lebensraum für Tiere und Pflanzen, um den Entzug von Landwirtschaftsfläche.

Alles Argumente, mit denen sich auch der Ortschaftsrat schon wiederholt auseinandersetzte. „Vor allem haben mit dem geplanten Baugebiet die Menschen ein Problem, die direkt dort wohnen und dachten, sie leben für immer in einer Randlage“, fasst Ortsvorsteher Steffen Fache die Stimmung in Grumbach zusammen. Insgesamt aber sei die Meinung im Ort eher neutral bis pro Baugebiet. Fache: „Wir wollen das nicht verhindern, sondern vielmehr darauf achten, dass auch die Infrastruktur Schritt hält.“ Fache denkt da an Straßen, Fußwege, Einkaufsmöglichkeiten, Kitaplätze.

Der Stadt Wilsdruff dürfte das entgegenkommen. Sie verzeichnet seit Jahren Zuzug und eine große Nachfrage nach Bauplätzen für Eigenheime. Rein rechnerisch kommt man auf einen Bedarf von 56 Hektar für den Wohnungsneubau. Doch so gut wie alle Flächen sind verkauft. Nun will die Stadt im Flächennutzungsplan neue Gebiete ausweisen.

Der Wasserberg in Grumbach ist da nur ein Puzzle-Teil. Im Entwurf geht es beispielsweise um insgesamt 23 Hektar an der Nossener Straße in Wilsdruff, um einen Hektar an der Straße des Friedens in Kesselsdorf, um 1,8 Hektar an der Nossener Straße in Mohorn, um zwei Hektar an der Hauptstraße in Limbach. Mal sind es Wiesen, mal alte Stallanlagen, mal Kleingärten, die verschwinden, um neuen Wohnhäusern Platz zu machen.

In Grumbach geht es um ein Areal, das bislang einer Eigentümergemeinschaft gehörte. Vor Kurzem wechselte das Besitzverhältnis. Nun gehört die Fläche dem Vernehmen nach einem Investor, der sie gern als Bauland verkaufen würde. Man braucht nur nachzurechnen, um zu ahnen, worum es geht. Zieht man von den 4,8 Hektar ein Fünftel für Straßen, Parkbuchten Gehwege und Grünzonen ab, bleiben rund 3,8 Hektar für die Bebauung übrig. Bei durchschnittlichen Grundstücksgrößen von 700 Quadratmetern wären das 54 Häuser.