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Wettlauf um die besten Azubis

Kurz vor Ausbildungsbeginn gibt es noch freie Plätze. Doch viele Elbland-Firmen haben sich rechtzeitig gekümmert.

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Von Wolf Dieter Liebschner

Landkreis. Der Arbeitstag von Markus Taggeselle beginnt 6 Uhr. Er ist ein vielbeschäftigter Mann. In der Radeburger Hagenuk Kabelmesstechnik GmbH (KMT) ist der 24-Jährige für Endprüfung und Qualitätskontrolle von Kleingeräten zuständig. Auch um größere Teile wie den Kabelmesswagen R30 kümmert er sich. Vor reichlich zwei Jahren hat der Mechatroniker ausgelernt. „Wir haben Markus 2011 übernommen, weil er sehr gute Leistungen gezeigt hat“, sagt Betriebsleiter Dietmar Hoffmann. Das hat im Unternehmen Tradition. Jährlich wird ein Lehrling ausgebildet und, wenn er die Erwartungen erfüllt, auch eingestellt.

Für das neue Lehrjahr, das am 1. September beginnt, ist KMT gut gerüstet. „Wir haben einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen“, so Hoffmann. Diesmal ist ein Umsteiger der Auserwählte. Der junge Mann habe bisher Windkraftanlagen montiert. „Bei uns wird er zum Elektroniker für Geräte und Systeme ausgebildet.“ Damit erhöht sich die Gesamtzahl der Lehrlinge bei KMT auf 4. Hoffmann räumt jedoch ein, dass auch die Besetzung einer einzigen Ausbildungsstelle schwierig gewesen sei. „Bewerber hatten wir“, sagt er, „aber angesichts derer schulischen Leistungen haben wir Abstand genommen und geraten, es mit einem anderen Beruf zu versuchen.“

Sinkende Bewerberzahlen auf der einen und ungenügende Voraussetzungen auf der anderen Seite führen dazu, dass es in der Region sowohl unbesetzte Lehrstellen sowie unversorgte Jugendliche gibt. Auch jetzt noch, rund einen Monat vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres. Von 1 467 Mädchen und Jungen, die sich als Bewerber für eine Berufsausbildungsstelle bei der Agentur für Arbeit Riesa oder beim Träger der Grundsicherung im Landkreis Meißen gemeldet hatten, waren Ende des vergangenen Monats noch 461 auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. „Dem gegenüber hatten die Arbeitgeber 1 245 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet“, so Berit Kasten, die Pressesprecherin der Agentur. „Davon waren Ende Juni 582 noch nicht besetzt.“ Die jüngsten Zahlen wird die Arbeitsagentur in Kürze melden.

Auch das Staatsweingut Schloss Wackerbarth meldet volle Besetzung. Insgesamt werden 18 Lehrlinge zu Winzern, Weintechnologen, Veranstaltungsfachleuten und im Gastronomiebereich ausgebildet. „Außerdem absolvieren derzeit sieben junge Spanier ein Praktikum bei uns“, sagt Pressesprecher Martin Junge. „Im August entscheidet sich, ob sie ab September eine Ausbildung beginnen.“

Sieben junge Leute starten im September ihre Ausbildung in der Coswiger Walzengießerei. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der Walze-Azubis auf nunmehr 22. Die Chancen auf eine gute berufliche Zukunft sind gut. „Ausbildung ist für uns eine Investition in die Zukunft“, sagt Personalchefin Sybille Marx.

Auch die Coswiger Tischlerei G.U.T. hat den Ausbildungsplan geschafft. Eine Lehrstelle ist besetzt. „Wir bilden aller drei Jahre einen Azubi aus“, sagt der Chef Christian Türke. „Bei erfolgreichem Abschluss werden sie auch immer übernommen.“ Weil auch hier an die Zukunft der Firma gedacht wird. Zurzeit liegt der Altersdurchschnitt bei 38 Jahren. „Und ab 2016 geht der erste Altgeselle in Rente“, so Türke.

Da gute Bewerber in zunehmendem Maße seltener werden, müssen die Unternehmen bei der Werbung für sich immer kreativer werden. Man ist umso attraktiver, je mehr man sich in die Öffentlichkeit begibt. So gehören für viele die Beteiligung an Ausbildungsmessen und Aktionstagen, gute Kontakte zu Schulen und Praktikumsangebote bereits zum guten Ton. Nicht nur in der Coswiger Walze ist die Teilnahme an der Dresdner Messe „Karrierestart“ im Januar 2015 bereits ein Fixpunkt im Terminkalender. Und KMT-Betriebsleiter Hoffmann meint: „Wenn wir uns vor jungen Leuten gut präsentieren, landen wir bei der Nachwuchsgewinnung die besten Treffer.“