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Westewitzer wollen mehr Flutschutz

Döbeln bekommt eine riesige Flutmulde. Gefährdet das bei Hochwasser die Anlieger flussabwärts?

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Westewitz. Noch haben die Anlieger der Mulde in Westewitz keine Sorgenfalten, wenn es starke Niederschläge gibt. Aber Bedenken, dass der Damm, der im Jahr 2007 gebaut worden ist, nicht genügend Schutz bietet, gibt es schon. In Döbeln wird eine riesige Flutmulde gebaut, damit das Wasser schneller in Richtung Großbauchlitz und Westewitz ablaufen kann. Hinzu kommt, dass vor Westewitz die Zschopau in die Freiberger Mulde mündet und so noch mehr Wassermassen zusammenkommen. In Klosterbuch entsteht ein Ringdeich, der die Ortslage schützen soll. Durch diesen könnte es zum Rückstau kommen. Die Westewitzer liegen dazwischen. Sind diese Fakten bei den Planungen für diese Maßnahmen beachtet worden?, fragen sich die Anlieger der Mulde zwischen Döbeln und Klosterbuch.

„Nach dem Hochwasser im Jahr 2002 wurden für alle Gewässer erster Ordnung und die Elbe sogenannte Hochwasserschutzkonzepte (HWSK) erstellt“, sagte Bianca Anwand, Sachbearbeiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Talsperrenverwaltung.

Die vorhandene Situation wurde umfänglich erfasst, dies schließt zum Beispiel auch die Einmündung der Zschopau mit ein. „Danach wurde ein Plan für das gesamte Flussgebiet erarbeitet, dieser mittels einer Modellierung in mehreren Schritten untersucht und bei Bedarf weiterentwickelt“, so Bianca Anwand. Dadurch seien alle Maßnahmen und deren mögliche Auswirkungen erfasst und bewertet worden.

Die HWSK bilden die Grundlage für die vertiefenden Planungen der Landestalsperrenverwaltung und sind für jedermann beim zuständigen Landratsamt einsehbar.

„Durch den Ringdeich Klosterbuch kann es bei bestimmten Ereignissen zu einem minimalen und sehr lokalen Aufstau kommen, der sich jedoch keineswegs mehrere Kilometer stromauf bis in die nächste Ortslage Westewitz erstrecken wird“, so die Sachbearbeiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Talsperrenverwaltung.

Dass es durch die Fertigstellung des Hochwasserschutzvorhabens Döbeln zu einer Verschlechterung der Situation für die unterliegenden Ortslagen Großbauchlitz, Technitz und Westewitz kommt, sei nicht zu befürchten, da nicht mehr Wasser als bisher (bezogen auf ein bestimmtes Hochwasser-Ereignis) auftrete. „Der einzige Unterschied zum bisherigen Zustand besteht darin, dass die Wassermassen geordnet in einem bestimmten Gerinne um die Altstadt Döbeln geführt werden und somit keinen Schaden in der Altstadt beziehungsweise in den tiefer liegenden Stadtgebieten verursachen“, sagte Bianca Anwand.

Trotzdem hätten die Westewitzer gern einen besseren Hochwasserschutz. Dass der 670 Meter lange Damm, der im Jahr 2007 fertiggestellt wurde, nicht ausreicht, hat das Hochwasser im Juni 2013 gezeigt. Der Damm wurde überflutet. Das Wasser stand zum zweiten Mal in der Baumschule Neumann, der Muldentalklause und den Grundstücken entlang der Mulde.

„Es wäre gut, wenn der Damm etwa einen Meter höher wäre. Dass das bautechnisch möglich ist, hat die Firma, die den Damm errichtet hat, mir damals gesagt“, so Uwe Neumann von der gleichnamigen Baumschule. Auch Peter Zeitz vom gleichnamigen Pflegedienst, der sein Büro an der Westewitzer Straße hat, würde sich das wünschen. Dass die Höhe des bisherigen Dammes nicht immer ausreichend ist, hat das Hochwasser im Juni 2013 gezeigt. Hinzu kam, dass das Wasser durch den Damm länger als 2002 auf den Grundstücken blieb. Die beiden Rücklaufventile in Höhe der Baumschule Neumann reichten nicht aus, um das Wasser schnell wieder abfließen zu lassen. Hinzu kamen das Grundwasser und das aus der Kanalisation des Hinterlandes. Am tiefsten Punkt in Westewitz befindet sich eine Pumpanlage.

Bei der Gemeinde habe noch kein Bürger wegen der Problematik vorgesprochen, so Bürgermeister Ulrich Fleischer (parteilos). Das Problem entstehe vor allem an der Engstelle am Spitzstein. Nun müsse abgewartet werden, wie sich die Situation am Zufluss in Pieschwitz entwickle. Nach dem Ortsteil Westewitz gebe es genügend Überflutungsflächen, auf denen sich das Wasser ausbreiten könne, so Fleischer.

Ein anderes Problem sieht Peter Seitz, der ebenfalls ganz in der Nähe der Mulde wohnt. Dabei geht es um das Ablassen der Talsperre Kriebstein. Wenn das wie im Juni 2013 zu schnell erfolge, bekommen das die Westewitzer zu spüren. Seitz kann sich noch erinnern, dass beim Hochwasser 1954 die Stände stündlich und per Telefon, das in der Fährschänke stand, zur Talsperre durchgegeben wurden.