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Werkstatt sucht Fachkraft

In der Fahrzeughalle von Axel Hertwig in Löbau ist jede Menge zu tun. Er will neue Leute einstellen. Doch das klappt bislang nicht.

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© Matthias Weber

Von Birgit Hollstein

Löbau. In der Werkstatt wird noch geschraubt, aber es ist kurz vor 18 Uhr, fast Feierabend. Axel Hertwig sitzt in seinem neu eingerichteten Büro und erledigt eine letzte Arbeit. Da klingelt das Telefon: Ein Auftrag vom ADAC. Für den Leiter der Freien Autowerkstatt in Löbau heißt das erst einmal: Feierabend adé, denn diese Woche hat er Bereitschaft.

Mit dem ADAC-Straßendienst ist Hertwigs Firma ebenso für die Kunden da wie mit Reparaturen, einer Autovermietung – und seit Jahresbeginn auch einem Taxi-Unternehmen. Dessen früherer Chef Gotthard Biller hat sich zur Ruhe gesetzt und einen Nachfolger gesucht. Da er mit seinen Wagen zur Stammkundschaft bei Hertwigs gehört, sind sich die Männer einig geworden. Hertwig hat sieben Arbeitskräfte übernommen. Das sind Fahrer mit Personenbeförderungsschein. Einen könnte Hertwig aufgrund seiner Qualifikation auch im Abschleppdienst einsetzen. Dabei braucht er dringend Verstärkung. Derzeit stemmt er Autoreparaturen, den ADAC-Straßendienst und die Taxifahrten mit zwölf Mitarbeitern. „Machbar ist das nur, wenn man sich im Terminkalender etwas Freiraum für unverhofft eintretende Dinge lässt“, erklärt er. Unfälle und Pannen passieren nun einmal unerwartet, und dann ist der Abschleppdienst gefragt. Zur Entlastung seiner Mitarbeiter sucht er daher schon seit September 2015 dringend einen Kfz-Mechatroniker sowie für das Taxiunternehmen einen Fahrer. Auch eine Bürokraft würde Hertwig einstellen. „Jemanden für das Büro zu finden, das dürfte etwas leichter sein“, erwartet er.

Einen Kfz-Mechatroniker für die 1988 gegründete Firma zu finden, gestalte sich nach seiner Meinung aber schwierig. Dabei dürfte das laut Arbeitsagentur gar nicht so sein. Denn laut Thomas Berndt, dem Agentur-Geschäftsführer in Bautzen, gibt es „keinen allgemeinen, flächendeckenden oder branchenübergreifenden Fachkräftemangel.“ Lediglich Engpässe gebe es, da es in ausgewählten Berufen nicht leicht sei, freie Stellen zu besetzen.

Auf Nachfrage bestätigt sich: Es sind wenige Werkstätten, die händeringend nach Fachkräften suchen. Aber dort, wo umfangreichere Anforderungen bestehen, können diese Engpässe eben vorkommen. So wie beim Auto-Dienst Hertwig oder bei Johannes Kalies, dem Leiter eines Zittauer Karosseriebetriebes. „Zehn Mann wurden mir vom Arbeitsamt vermittelt, doch nur eine etwas über sechzig Jahre alte Person hat sich gemeldet“, weiß er zu berichten.

Bei Auto-Dienst Hertwig ist es vor allem der ADAC-Straßendienst, der besondere Herausforderungen bereithält. Wer für den Automobilclub unterwegs sein will, braucht einen Lkw-Führerschein sowie eine Zusatzqualifikation, um einen Ladekran bedienen zu können. Nicht zuletzt sei neben der Technik auch viel Einfühlungsvermögen erforderlich, „denn kommt man zu einem Unfall dazu, ist man manchmal mehr Psychologe als Techniker“, sagt Hertwig. Auch seine Sekretärin kennt die Besonderheiten, mit denen ihre männlichen Kollegen umgehen müssen: „Es kann vorkommen, dass ein Arbeiter nach Hause fährt, sich hinlegt, da klingelt das Telefon. Kaum zur Ruhe gekommen, klingelt es erneut“, beschreibt sie. „Und was erwartet den Mann nach einer Nacht Bereitschaft? Nur der Wecker, um pünktlich in der Werkstatt zu sein.“ Da sammeln sich 60 bis 80 Überstunden pro Mitarbeiter schnell an.

Daher hofft Axel Hertwig weiter auf Verstärkung in seiner Firma. In einem kleinen Unternehmen wie seinem mache es sich sofort bemerkbar, wenn jemand durch Urlaub, Überstunden oder Krankheit ausfalle. Auf alle Fälle bleibt Axel Hertwig optimistisch. „Wenn es der Firma gut geht, geht es den Mitarbeitern gut, und der Arbeitsplatz ist sicher“, verspricht er.

www.auto-dienst-hertwig.de