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Werben für die Wohnstadt

Die Suche nach einem Slogan für Niesky läuft. Zwei lokale Filmemacher spielen dabei eine wichtige Rolle.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Was zeichnet Niesky aus? Für Hans Berger ist diese Frage schnell beantwortet. Den Slogan, welcher der 84-Jährige der Stadt vorschlagen würde, lautet „Holzhäuser – einmalig in Deutschland“. Denn die zahlreichen historischen Fertigteilhäuser, die auch in Niesky gefertigt worden sind, bleiben ein Alleinstellungsmerkmal. „Diese geballte Ladung findet man nirgendwo anders. Damit könnten wir ohne Weiteres werben“, sagt Hans Berger. Er selbst lebt auch in einem Holzhaus in der Nieskyer Uthmannstraße. Nur ist dieses heute nicht mehr als solches zu erkennen. Denn das Gebäude hat später eine neue Fassade erhalten, damit das Holz nicht mehr so oft gestrichen werden muss. Im Nachhinein bereut Hans Berger diese pragmatische Entscheidung von einst. „Wenn wir das geahnt hätten, hätten wir das damals nicht gemacht“, sagt er.

Spätestens seit der Eröffnung des Konrad-Wachsmann-Hauses und dem damit verbundenen Forum für Holzhausbau pflegt Niesky sein besonderes architektonisches Erbe tatsächlich wieder stärker. Auch dank des Holzhauslaufes oder des Studienpreises Konrad Wachsmann wird die Stadt bundesweit immer stärker mit dem Thema Holzhausbau in Verbindung gebracht. Doch Niesky ist kein Museumsdorf wie etwa der Rietschener Ehrlichthof, argumentiert Ralf Hermann von der Nieskyer Filmproduktionsfirma Sachsenhits. Und Holzhäuser gibt es auch anderswo.

Ralf Hermann sucht daher gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Frank Flecks nach einem Thema, mit dem sich noch mehr Nieskyer identifizieren können. Beide sind von der Stadt angesprochen worden, diese bei ihrer audiovisuellen Außendarstellung zu beraten. Darum suchen die Filmemacher derzeit auch das Gespräch mit verschiedenen Nieskyern. Dabei gehe es mehr um Nieskys Stärken und weniger um konkrete Slogans, erklärt Ralf Hermann. „Uns nützt es wenig, wenn wir eine große Büchse mit Sprüchen haben“, sagt er. Gefragt sind erst mal Antworten auf zwei wichtige Fragen: Was will die Stadt sein? Und was kann sie sein?

Ende November wollen Ralf Hermann und Frank Flecks dem Rathaus erste Ergebnisse präsentieren. Schon jetzt zeichne sich aber ab, dass das Thema Wohnen ein wichtiger Aspekt ist. Denn da könne Niesky aus Sicht von Ralf Hermann viel vorweisen. Sicher ist die Stadt, sauber und saniert. „Wir sind eine moderne Wohnstadt und wollen das auch bleiben. Darauf liegt für uns der Fokus“, sagt er.

Gelingt es Niesky, sich noch besser als Wohnstandort zu vermarkten, dann könnten Stadt und Bürger aus Sicht der Filmemacher davon profitieren. So sind etwa die Schlüsselzuweisungen der Steuergelder an die Einwohnerzahl gekoppelt. Bevölkerungszuwachs würde sich also positiv in der Stadtkasse bemerkbar machen. Auch wächst dadurch die Kaufkraft. Und wenn Fachkräfte nach Niesky ziehen, gründen diese möglicherweise Firmen oder besetzen wichtige Funktionen.

Also „Niesky – die Wohnstadt“? Für finale Sprüche ist es noch zu früh, erklären Ralf Hermann und Frank Flecks. Noch befinde man sich in der Konzeptionsphase. Aber genau wie die Nieskyer Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann wollen auch sie ein einzigartiges Ergebnis. Authentisch soll es sein, unmissverständlich positiv und zugleich mutig. Eine knifflige Knobelei also. Doch die Filmemacher, die schon viele Unternehmen und Städte gut in Szene gesetzt haben, sind zuversichtlich. „Eine Kleinstadt wie wir muss sich keine große Agentur holen“, sagt Frank Flecks. Die Nieskyer wissen selbst am besten, was ihre Stadt auszeichnet.