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Wer zahlt fürs ausgebüxte Damwild?

Entwichen sind die Tiere aus einem Gatter in Klingenberg. Im Tharandter Wald sollen sie Schaden angerichtet haben.

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© Egbert Kamprath

Von Regine Schlesinger

Osterzgebirge. Im Streit zwischen dem Forstbezirk Bärenfels und der Colmnitzer Agrargenossenschaft (CAG) um die Bezahlung von Schäden, die ausgebüxtes Damwild verursacht haben soll, gibt es noch keine Entscheidung. Das Damwild war im Spätwinter des vergangenen Jahres durch ein Loch im Zaun des weitläufigen Gatters in Klingenberg entwichen, das der CAG gehört. Ursache für das Loch soll ein Baum gewesen sein, der bei einem Sturm umfiel.

Um die 50 Tiere suchten daraufhin das Weite. Der nahe gelegene Tharandter Wald und dessen Randgebiete wurden offenbar ihr neues Zuhause. Jedenfalls hat der Forst festgestellt, dass die Damwildpopulation im Wald deutlich zugenommen hat, nachdem es hier zuvor so gut wie kein Damwild mehr gab. Außerdem wurden vermehrt Verbissspuren entdeckt, in einer Höhe, wie sie für Damwild typisch ist. Die Schäden an den Pflanzen beziffern sich auf mehrere Tausend Euro.

Der Forstbezirk schickte der CAG daraufhin eine Rechnung, die diese an ihre Versicherung weiterreichte. Die ist laut CAG-Chef Harald Lehradt aber nicht bereit, diese Forderung anzuerkennen. Nun beschäftigen sich auf beiden Seiten die Juristen mit der Angelegenheit. Forstbezirksleiter Sven Irrgang rechnet damit, dass das Verfahren noch längere Zeit dauern wird. Trotz dieser Unstimmigkeit haben sich Forst und CAG darauf geeinigt, sich gegenseitig zu verständigen, wenn sie am Gatter Auffälliges bemerken. Das wird jetzt außerdem täglich von der CAG kontrolliert, wie Harald Lehradt versichert.

Mehr Damwild geschossen

Inzwischen dürften die Damwildweibchen tragend sein und im Frühsommer zum zweiten Mal Nachwuchs in freier Natur in die Welt setzen. Um die Population in Grenzen zu halten, hatte sich die Hegegemeinschaft Tharandter Wald im Vorjahr auf eine höhere Abschussquote beim Damwild verständigt. Die privaten Jäger, die die Randgebiete außerhalb des Waldes bejagen, haben in den Jahren zuvor immer drei bis fünf Stück Damwild zur Strecke gebracht, sagt der Naundorfer Peter Hermsdorf, der Vorsitzende der Hegegemeinschaft. Im Vorjahr sollten es zehn Tiere sein, elf waren es am Ende. „Wir haben unser Ziel damit übererfüllt“, sagt er. Die Jäger vom Forstbezirk, die im Wald selbst jagen, hätten 30 Stück Damwild erlegen wollen, aber nur etwa die Hälfte geschafft. „Wir sind dran“, sagt Sven Irrgang. Aber die Jagd werde immer schwieriger, je besser die Tiere sich wieder dem Leben in freier Natur angepasst haben.

Was die Schäden an den Pflanzen betrifft, hält Peter Hermsdorf die Sicht des Forstes für etwas einseitig. Unbestreitbar sind im vergangenen Sommer Pflanzen eingegangen. „Aber man sollte mal eine Statistik darüber aufstellen, was wegen der Trockenheit eingegangen ist, und nicht nur auf die Verbissschäden verweisen“, sagt er. Die wären außerdem nicht entstanden, wenn der Forst nicht darauf verzichten würde, Anpflanzungen einzuzäunen. „Wir bemühen uns um eine gute Zusammenarbeit mit dem Forst“, versichert der Jäger, „aber wir sind eine Hegegemeinschaft, keine Schießgesellschaft.“ Wild, ob Dam- oder Rotwild, gehöre nun mal in den Wald, „…denn ein Wald ohne Wild ist wie ein Haus ohne Menschen.“