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Wer zahlt für den Schutz vorm Wolf?

Die Schafe von Martin Just in Cunnewitz weiden mitten im Wolfsgebiet. Jetzt streitet der Schäfer für mehr Sicherheit.

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© Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Der Schäfer Martin Just ist inzwischen überzeugt: Ein Zaun reicht nicht gegen den Wolf. Der Landwirt im Nebenerwerb hat die Herde an seiner Schäferei in Cunnewitz inzwischen mit zwei Begrenzungen gesichert. Ein 1,60 Meter hoher Festzaun steht dort und einige Meter weiter noch ein 90 Zentimeter hoher Elektrozaun. Ein Wolf müsste damit Hürden springen, um zu den Schafen zu gelangen. „Es geht um die Prophylaxe“, sagt der Ingenieur für Medizintechnik, der im zahnmedizinischen Bereich arbeitet. Der Prophylaxe vor dem nächsten Wolfsangriff.

Die Schafe des Betriebs haben in den vergangenen Jahren schon mehrmals Besuch vom Wolf bekommen. Die Herden der Schäferei weiden mitten im Gebiet des Rosenthaler Rudels. Der Festzaun, der zunächst die Herden schützte, wurde schon mehrmals übersprungen. Einmal kam der Wolf sogar über den 90 Zentimeter hohen Elektrozaun. Es heißt eigentlich, dass Wölfe solche Begrenzungen nicht überspringen, weil sie schlau sind und schon ihre Erfahrungen mit solchen Stromschlägen gemacht haben. Der Schäfer verlor in den vergangenen anderthalb Jahren trotzdem 61 Tiere an das Raubtier. Im vergangenen Herbst griff der Wolf gleich dreimal an.

Zweiter Zaun hat geholfen

Ein Wolfsexperte im Landratsamt empfahl dem Schäfer damals, zwei Zäune aufzustellen, einen festen Zaun und einen Elektrozaun. Der Schäfer fand das zunächst unsinnig, schließlich muss auch der Korridor zwischen den Zäunen irgendwie bewirtschaftet werden, hat aber nun seinen Frieden mit dem Vorschlag gemacht. Er baute den zweiten Zaun auf und hatte seitdem bis auf ein paar Wolfsspuren keine Berührung mehr mit dem Raubtier. Martin Just möchte deshalb nun alle Herden der Schäferei mit zwei Begrenzungen schützen. Der Schäfer hält die Tiere in Herden und will in absehbarer Zeit eine weitere Schäferei in Hagenwerder übernehmen. Er bräuchte damit 25 weitere Elektrozaunnetze und drei Ladegeräte. Eigentlich könnte er 80 Prozent Förderung bekommen. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht.

Der Hoyerswerdaer, der den elterlichen Betrieb in Cunnewitz fortführt, hat im November einen Förderantrag bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) gestellt. Er hofft auf 3000 Euro Zuschuss, den Rest der Kosten würde er selbst beisteuern. Doch die SAB hat ihm inzwischen in einer Zwischennachricht einen beträchtlichen Teil des Windes aus den Segeln genommen.

Antrag des Schäfers soll abgelehnt werden

Die Experten haben berechnet, dass er eigentlich schon viel zu viele Stromzäune hat. „In der Verwaltungspraxis wird die erforderliche Menge des Weidezaunmaterials an der Größe des Tierbestands gemessen“, heißt es in dem entsprechenden Schreiben an den Schäfer. „Bei einem Tierbestand von 300 Schafen sind bis zu 33 Weidenetze zweckmäßig und angemessen.“ Martin Just hat aber 2012 und 2015 bereits 40 Netze und zwei Stromgeräte gefördert bekommen. Die Förderbank kündigt deshalb an, den Antrag des Schäfers abzulehnen. Ein Netz ist 50 Meter lang.

Der Schäfer kann das nicht verstehen. „Ich gehe arbeiten, betreibe die Schäferei nebenbei und muss meine Schafe deshalb auf großen Flächen halten, ich kann nicht ständig umkoppeln“, sagt er. Martin Just hält seine Tiere außerdem schon seit Jahren nicht in einer großen Herde, sondern in kleineren Gruppen. Das bringe Vorteile, weil sich Krankheiten nicht ausbreiten können. Dafür braucht er auch mehr Zäune. „Man darf uns doch nicht vorschreiben, wie wir unsere Tiere zu halten haben.“

Zäune haben sehr gelitten

Die Elektrozäune aus dem Jahr 2012 haben zudem bessere Zeiten gesehen. Sie hängen teilweise durch, manchmal klaffen bodennah Löcher im Zaun. Der Schäfer findet das nicht verwunderlich, immerhin stehen die Zäune das ganze Jahr über draußen. „Die Zäune von 2012 sind außerdem 90 Zentimeter hoch und die Höhe hat der Wolf ja schon mal übersprungen“, sagt er. Er hoffte deshalb auf 1,06 Meter hohe Zäune. Das zuständige Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie kann sich bisher öffentlich noch nicht zu dem Verfahren äußern, da es noch läuft. Sobald die Anhörungsfrist abgelaufen sei, sage man Näheres dazu, heißt es. Der Schäfer Martin Just beteuert, alle Zäune im Einsatz zu haben. „Ich stelle mir die doch nicht ins Schlafzimmer“, sagt er. Er hoffe auf eine positive Nachricht aus Dresden.