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Wer wird Oberbürgermeisterkandidat in Dresden?

In wenigen Tagen will Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) bekannt geben, ob sie am 7. Juni 2015 erneut um das Amt kandidiert. Die Zeichen stehen auf Abschied.

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© Andre Wirsig (2), Daniel Förster

Von Andreas Weller

In wenigen Tagen will Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) bekannt geben, ob sie am 7. Juni 2015 erneut um das Amt kandidiert. Die Zeichen stehen auf Abschied. Die CDU hat ein Kandidaten-Problem, wenn Helma Orosz tatsächlich ihren Rückzug verkünden sollte.

Vieles spricht dafür, dass Helma Orosz nicht erneut kandidiert.

Kurz vor der Wahl, am 11. Mai wird Helma Orosz 62 Jahre alt. Sie könnte zwar erneut antreten, würde aber innerhalb der siebenjährigen Amtszeit das Pensionsalter erreichen. Offiziell war sie in dieser Woche im Urlaub. Aus ihrem Umfeld ist aber zu hören, dass turnusmäßige Nachuntersuchungen zu ihrer Brustkrebserkrankung anstanden. Deshalb hat sie auch immer gesagt, sie äußere sich im November zur Kandidatur, weil sie die Ergebnisse abwarten wollte. In der CDU geht man davon aus, dass Helma Orosz sich unabhängig vom Ausgang der Untersuchungen bereits gegen eine erneute Kandidatur entschieden hat. Ein Grund dafür ist auch die rot-grün-rote Mehrheit, gegen die sie im Stadtrat regieren muss.

Nur Ministerpräsident Stanislaw Tillich könnte sie umstimmen.

Helma Orosz betont immer wieder, dass es ihre persönliche Entscheidung sei. Aber bereits beim Wechsel von der Sozialministerin zur Oberbürgermeisterin hat Tillich sie überzeugen müssen. Sie hatte eigentlich nicht geplant, 2008 anzutreten. Auch jetzt könnte Tillich versuchen, sie umzustimmen. Denn Helma Orosz hätte große Chancen, gewählt zu werden. Ein anderer Kandidat der CDU wäre unsicher.

Der Favorit ist Innenminister Markus Ulbig, mit einer ähnlichen Karriere.

Der heißeste Kandidat in der CDU ist Innenminister Markus Ulbig (CDU). Er war Oberbürgermeister in Pirna und könnte einen ähnlichen Weg gehen wie Helma Orosz. Sie war Oberbürgermeisterin von Weißwasser, bevor sie Ministerin und dann Oberbürgermeisterin von Dresden wurde.

Ulbig ist in der CDU umstritten und demontiert sich selbst.

Das war mehr als ein Fauxpas, dass Ulbig Interna aus den Koalitionsverhandlungen vorab preisgab. Die Partei hat ihm übel genommen, dass Ulbig mitten in den Koalitionsverhandlungen öffentlich Inhalte daraus ausgeplaudert hat, bevor diese beschlossen waren. Bei einer Veranstaltung des Weißen Rings hatte er mehr Polizisten zugesagt, dies sei in den Verhandlungen vereinbart. Dafür gab es nicht nur einen Rüffel von Tillich. Kritiker Ulbigs werden seitdem auch in der Partei lauter. In der Dresdner CDU ist er umstritten, ihm fehle ein klares Profil.

Ein anderer hat bereits abgesagt, aber es gibt noch eine Alternative.

Wenn Ulbig nun doch noch durchfallen sollte, gibt es wohl nur noch eine Alternative: Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU). Der äußert sich dazu zwar nicht, soll aber bereits Helma Orosz signalisiert haben, dass er sich das gut vorstellen könne. Sittel gilt als solider Bürgermeister, fachlich fundiert, wirkt allerdings eher langweilig. In der Dresdner CDU ist er stellvertretender Chef, gilt als gut vernetzt. Durch den Machtwechsel im Stadtrat zu Rot-Grün-Rot ist seine Wiederwahl als Bürgermeister im kommenden Jahr allerdings gefährdet. Allerdings ist er über die Parteigrenzen hinweg anerkannt. Die für die CDU wahrscheinlich aussichtsreichere Alternative steht nicht zur Verfügung. Auch CDU-Chef Christian Hartmann war im Gespräch. Er soll aber abgelehnt haben.

Die Gegner haben nur eine wirkliche Chance auf das Amt.

Rot-Grün-Rot ist im Aufwind. Nach der gewonnenen Stadtratsmehrheit wollen Linke, Grüne und SPD auch das Amt des Oberbürgermeisters von der CDU erobern. Deshalb suchen die drei Parteien nach einem gemeinsamen Kandidaten. Die bisher bekannten möglichen Personen sind aber, wie etwa SPD-Frau Eva-Maria Stange, klar einer Partei zuzurechnen. Eine solche Lösung könnte die Wähler der anderen Parteien des Bündnisses abschrecken. Deshalb gestaltet sich die Suche schwierig. Den Protagonisten ist aber bewusst, dass die Chance groß wäre, wenn Helma Orosz nicht erneut antritt.

Der lachende Dritte könnte ausgerechnet von der FDP kommen.

Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) will als überparteilicher Kandidat antreten, wenn Helma Orosz es nicht tut. Findet Rot-Grün-Rot keinen Kandidaten, hätte er durchaus Chancen.