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Wer will hier rein?

Am 19. März wählen die Wilsdruffer ihren Bürgermeister. Möglicherweise bekommt der Amtsinhaber Konkurrenz.

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© Oberthür

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Die Christdemokraten waren die Ersten, die Farbe bekannten. Bereits Anfang Dezember vermeldeten sie, dass Ralf Rother abermals für den Posten des Bürgermeisters kandidiert. Seitdem hat sich in dieser Angelegenheit nichts mehr bewegt: Bis jetzt sind keine weiteren Wahlvorschläge im Rathaus eingegangen. Das teilte Matthias Martin vom Hauptamt der Stadt mit. Sollte es also wieder, wie schon vor sieben Jahren, nur einen Kandidaten geben? Was das bedeutet, wurde am 15. März 2010 deutlich. Damals war Ralf Rother, seit 2003 Bürgermeister in Wilsdruff, einziger Kandidat. Auf dem Wahlzettel blieb daher eine Spalte frei, denn in solch einem Fall kann jeder Wähler auch einen Alternativvorschlag eintragen. Am Ende konnte Rother 96,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Allerdings gab es damals auch die schlechteste Wahlbeteiligung der jüngeren Zeit. Nur 31,1 Prozent aller Wilsdruffer Wähler gingen überhaupt zur Wahl. Droht eine solche Situation erneut?

Vier Parteien sind im Wilsdruffer Stadtrat vertreten. Die größte Gruppe stellt die CDU mit 13 Sitzen, gefolgt von den Freien Wählern mit fünf Abgeordneten. „Wir werden keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufstellen“, sagt deren Vertreter Matthias Schlönvogt. Zum einen habe man niemanden, der geeignet sei. „Zum anderen erleben wir Herrn Rother als pragmatischen Fachmann, der das Gesamtwohl der Stadt mit allen Ortsteilen im Blick hat“, lobt Schlönvogt. Sicherlich hätte Rother in einigen Situationen anders agieren können. Die Freien Wähler denken beispielsweise an die Debatte um die Stadtkernsanierung. Schlönvogt: „Aber in schwierigen Situationen wie beim Thema Flüchtlinge hat er sich weder von Amtsträgern noch von Angstmachern leiten lassen, sondern geschickt und ausgleichend reagiert.“

Auch die Linke muss beim Thema Kandidatensuche mit dem Kopf schütteln. „Wir haben schlicht niemanden, den wir aufstellen könnten“, sagt Stadträtin Verena Meiwald. Im Übrigen seien auch die Linken mit der Arbeit Ralf Rothers sehr zufrieden.

Der scheint zum Schluss seiner Amtsperiode noch einmal richtig Gas zu geben. Kürzlich verkündete er in einem Interview mit der Sächsischen Zeitung den Baustart für das lange umstrittene, aber von vielen Wilsdruffern gewünschte Gymnasium für dieses Jahr. Zudem schaffte er es mit dem Landkreis-Beigeordneten Heiko Weigel an seiner Seite und unterstützt von einer Bürgerinitiative, die Beamten im sächsischen Verkehrsministerium davon zu überzeugen, die Innenstadt für den Lkw-Durchgangsverkehr endlich und zeitlich unbegrenzt zu sperren. Auch das war eine vehemente Forderung vieler Bürger gewesen.

Bleibt eigentlich nur eine Großbaustelle: die Diskussion um den neuen Flächennutzungsplan. Der sieht vor, die Stadt im Westen hinter der Wohnbebauung Nossener Straße massiv zu erweitern und dafür auch in Größenordnungen das ehemalige Baumschulengelände abzuholzen. Auf 28 Hektar, das entspricht einer Anzahl von 37 Fußballfeldern, sollen neue Eigenheime entstehen. Weitere Baugebiete sind unter anderem in Grumbach, Mohorn und Kesselsdorf geplant. Gegen etliche Ideen gibt es Proteste. Zu einem Baugebiet in Grumbach wurde übers Internet sogar eine Petition organisiert. Inzwischen sind moderate Töne aus dem Rathaus zu hören. Man werte derzeit alle schriftlich eingegangenen Stellungnahmen aus, sagte der Bürgermeister zuletzt in der Stadtratssitzung. Bereits jetzt zeichne sich ab, dass es wohl Umplanungen und wahrscheinlich auch neue Untersuchungen geben werde.

Die Sozialdemokraten, auf Bundesebene gerade wieder im Kommen, halten sich aus derlei Debatten momentan heraus. Zwar haben sie einen Abgeordneten im Stadtrat sitzen, aber wohl auch keinen Kandidaten. Zumindest wurde eine entsprechende Nachfrage bisher nicht beantwortet. Bleibt von den alteingesessenen Parteien noch die FDP. Aber Jürgen Menzer, bis 2014 als einziger FDP-Mann ebenfalls im Stadtrat vertreten, muss den Kopf schütteln. „Wir haben niemanden, der Bürgermeister werden könnte.“ Und die Alternative für Deutschland, können sie den Wählern eine Alternative bieten? Immerhin hätten sie jemanden, dem Ambitionen zuzutrauen wären. Der Wilsdruffer Tobias Fuchs sitzt für die AfD im Kreistag. Will er antreten? Fuchs sagt nicht ja, aber auch nicht nein. „Wenn alle Formalien erfüllt sind, kann ich sagen, dass ich kandidiere. Bis jetzt kann ich nur meinen Willen bekunden“, teilt er auf Nachfrage mit. Es könnte also dieses Mal zwei Kandidaten geben. Am 20. Februar sind alle schlauer – dann endet die Frist zur Einreichung der Wahlvorschläge.