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Wer steht wo auf dem Markt?

Für den Wochenmarkt gibt es eine neue Standordnung. Die Zeit, in der Händler auf einen Platz warten müssen, ist vorbei.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Roßwein. Vieles im Leben ist Routine, selbst der Gang zum Wochenmarkt. Und wenn dort Händler nicht an dem Platz stehen, an dem sie seit Wochen, Monaten oder gar Jahren zu finden waren, werden sie leicht übersehen. Vor allem Stammhändler wie Renate Münzner im Fischwagen bestätigen das. Sie wurde tatsächlich am Mittwoch von Kunden „gesucht“. Dabei steht sie fast an der gewohnten Stelle, nur mit dem Ladentisch zum Rathaus und nicht zur Apotheke gerichtet. Mit Beginn des neuen Quartals hat Marktleiterin Tamara Mertinat eine neue Standplatzordnung umgesetzt. Die sprach sie zuvor mit den Händlern ab, die auch über den Winter ihre Waren anbieten – zumindest solange die Temperaturen im Plusbereich sind. Dazu gehört Gemüsehändler Lien Lamthi. Den Stand gibt es auf dem Roßweiner Markt schon seit Anfang der 1990er-Jahre. Über die Weitergabe in der Familie und an Freunde ist er an den heutigen Besitzer gelangt. Der hat in Roßwein keine Zeit zum Erzählen, die Kunden warten mit Obst und Gemüse in der Hand an seiner Kasse. „Lien Lamthi spendet regelmäßig Obst für unsere Weihnachtsmarkt-Aktionen“, sagt Tamara Mertinat. Sie besucht jeden Händler jeden Mittwoch, um Standgebühren zu kassieren und sich Freud und Leid der Händler anzuhören. „Wir sind schon eine Art Familie geworden“, findet sie.

Eine Tasche voll Obst und Gemüse hat Familie Hermann schon eingekauft. Die beiden Rentner haben früher das Lebensmittelgeschäft an der Lommatzscher Straße geführt. „Der Lieferant ist derselbe. Daher kennen und schätzen wir die Qualität“, erklären sie. Den Hermanns gefällt die neue Aufteilung der Marktstände, weil sie übersichtlicher ist. Statt drei Reihen bilden die Verkaufswagen und Stände ein Oval. Niemand steht mehr mit dem Rücken zum anderen. Das findet auch Christine Klöden gut. Sie füllt jeden Mittwoch ihre Taschen an verschiedenen Marktständen. Allerdings nicht nur für sich und ihre Familie. „Ich kaufe auch für die 82 Jahre alte Nachbarin mit ein“, begründet sie. Darüber hinaus freut sie sich, Bekannte zu treffen. Viele andere Gelegenheiten hat sie dazu nicht.

Joachim Schreiter ist mit seinem neuen Standplatz nicht ganz so zufrieden – obwohl er nur ein paar Meter nach rechts vors Heimatmuseum gerückt ist. Er hatte sich so gut an seine bisherigen Nachbarn gewöhnt. Er hofft, dass er sich mit seinem Lieferwagen selbst dann noch einreihen kann, wenn er mal etwas später dran ist. Am Mittwochmorgen sei zum Beispiel schon die erste dünne Eisschicht auf seiner Autoscheibe gewesen. Schreiter führt eine Gärtnerei in Goßberg in der Nachbargemeinde Striegistal. Er baut Tomaten, aber auch Schnittblumen und Pflanzen an. Solange es Plusgrade sind, kommt er nach Roßwein auf den Markt. So kann er seine Produkte in der Nähe verkaufen, muss nicht auf Märkte in die Großstädte.

Christine Hahn aus Hartha ist seit 1997 einmal im Monat mit einer großen Auswahl an Gardinen in Roßwein. Außer in der Region (Döbeln, Hainichen) ist sie mit ihren Produkten in Meißen, Radebeul und Coswig präsent. Allerorts stellt sie fest, dass sich die Leute seit der Euroumstellung weniger häufig neue Gardinen leisten.

Neue Hausschuhe müssen ab und an sein. Die verkauft nebenan Peter Hauke. Er ist mit dem Stellplatz zufrieden. Und auch damit, dass es nicht mehr ein Vierteljahr dauert, bis Händler wegen großer Nachfrage einen Stellplatz zugeteilt bekommen. Daran kann sich auch Jaswinder Singh erinnern. Der Inder bietet Bekleidung an und das schon zu Zeiten, als in Roßwein mittwochs noch der gesamte Marktplatz mit Ständen ausgefüllt war.