Von Jens Fritzsche

Ullersdorf. Bisher sah es zumindest von außen so aus, als hätte der Radeberger Ortsteil Ullersdorf seine traditionsreiche „Schmiedeschänke“ noch. Seit einigen Tagen sind aber auch die Gaststätten-Schilder an der Fassade verschwunden, nachdem der Betrieb schon etliche Wochen eingestellt war – und in den Fenstern hoffen jetzt Verkaufs-Plakate auf einen neuen Besitzer.

Ob sich ein neuer Betreiber oder Käufer findet, ist derzeit offen, heißt es. Verschwindet damit nach Gasthof und Ullersdorfer Mühle nun der nächste Gaststätten-Dino aus Ullersdorf? Zwischenzeitlich hatte ja auch schon das „Café Lissy“ an der Hauptstraße aufgegeben, das sich seit der Wende zum beliebten Treffpunkt entwickelt hatte. Betreiberin Lissy Stauß verabschiedete sich in den Ruhestand; einen Nachfolger fand sie nicht. Damit hat der Radeberger Ortsteil aktuell nur noch zwei Gaststätten – das Golfplatz-Restaurant und das Sportcasino am Sportplatz. Hinzu kommt mit Happy-Pizza ein Lieferdienst mitten im Ort. Ein gut frequentierter.

Bürgerzentrum als Idee

Könnten nun vielleicht die Ortschaft oder die Stadt Radeberg einspringen und die Gaststätte übernehmen? Eine Hoffnung, die derzeit in Ullersdorf die Runde macht. Aber eine Hoffnung, der Ortsvorsteher Frank-Peter Wieth (CDU) die Nahrung nehmen muss, wie er sagt. „Wir haben ja bekanntlich über viele, viele Jahre versucht, einen neuen Pächter für unseren Gasthof zu finden –  erfolglos“, erinnert er. Der Gasthof gehört der Stadt und wird derzeit bekanntlich nun für fast zwei Millionen Euro zum neuen Ortsteilzentrum umgebaut, nachdem gleich nebenan eine neue Mehrzweckhalle entstanden ist. Die Stadt werde sich nun sicher nicht erneut ein Gaststättengebäude in Ullersdorf auf den Tisch ziehen, ist der Ortsvorsteher überzeugt. Und verweist auf einen anderen Radeberger Ortsteil; Liegau-Augustusbad nämlich. Dort gehört der Stadt ja bekanntlich das Gebäude der ebenfalls seit Jahren leer stehenden Gaststätte „Silberdiele“ mitten im Ortszentrum. Und trotz etlicher Umbauten in und vor allem vor der Gaststätte, fand sich bisher kein neuer Pächter. Mittlerweile denkt der Ortsteil darüber nach, eine Art Bürgerzentrum aus der einst beliebten Gaststätte zu machen. Dabei stimmen dort im Umfeld beinahe alle wichtigen Voraussetzungen: die Gaststätte ist gut erreichbar, das Liegauer Zentrum ist topsaniert, Heimatstube, Kita, Dorfladen, Arztpraxen, Grundschule und Bibliothek, alles befindet sich in unmittelbarer Nähe und könnte für Frequenz sorgen … „Es ist einfach schwer, heutzutage Pächter und Betreiber für Gaststätten zu finden“, weiß Ullersdorfs Ortschef. „Wie gesagt, wir haben es ja auch in Ullersdorf etliche Jahre erfolglos versucht.“

Wobei für die „Schmiedeschänke“ die Chancen nicht gänzlich bei Null liegen dürften. Zum einen ist Ullersdorf ein beliebter Startpunkt für Wanderer; und zum anderen hat die Gaststätte einen weithin wirklich guten Ruf. Vielleicht endet die Tradition ja doch noch nicht.