SZ +
Merken

Wer rettet das Schloss?

Seit zehn Jahren steht die einstige Bischofs-Sommerresidenz in Schirgiswalde leer und zum Verkauf. Obwohl oder gerade weil sie einen Schatz birgt.

Teilen
Folgen
NEU!
© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Schirgiswalde. Imposant sieht das Gebäude aus. Die Fassade strahlt gelb. Das rot gedeckte Dach lässt keine Schäden erkennen. Die gleichmäßig angeordneten Fenster in den drei Geschossen und unterm Dach wirken gepflegt. Der angrenzende Park macht selbst in der jetzigen Jahreszeit einen einladenden Eindruck. Und doch steht das Schirgiswalder Herrenhaus, das oft auch als Schloss bezeichnet wird, leer. Zehn Jahre schon. 2006 zog der katholische Kindergarten aus. „Seitdem wird es zum Kauf angeboten“, berichtet Michael Baudisch von der Pressestelle des Bistums Dresden-Meißen.

Blick in eins von drei Zimmern mit wertvollen Bildtapeten. Von der Nutzung des Schirgiswalder Herrenhauses als Kindergarten waren sie ausgeschlossen. Danach wurden sie provisorisch baulich gesichert.
Blick in eins von drei Zimmern mit wertvollen Bildtapeten. Von der Nutzung des Schirgiswalder Herrenhauses als Kindergarten waren sie ausgeschlossen. Danach wurden sie provisorisch baulich gesichert. © Bistum Dresden-Meißen

Domkapitel hat keine Verwendung

Das im 17./18. Jahrhundert im Barockstil errichtete Gebäude, das einst den Bautzener Bischöfen als Sommerresidenz diente, gehört dem Domkapitel St. Petri Dresden. Von ihm wird es aber schon seit etwa 50 Jahren nicht mehr genutzt. Auch aktuell hat das Domkapitel keine Verwendung für das Haus, das sich in Nähe von Goethe-Schule und Turnhalle befindet. Wie Michael Baudisch berichtet, diente das Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg als Unterkunft für die Domkapitulare und für Bischof Petrus Legge, weil sein Haus hinter dem Bautzener Dom zerstört war. Später befand sich im Gebäude eine Kirchenmusikschule. Damals erhielt es den Namen Piushaus, nach Papst Pius X., der den gregorianischen Choral förderte. Danach zog der katholische Kindergarten ein. Viele Räume wurden dafür umgestaltet – drei waren allerdings tabu: die Tapetenzimmer im ersten Obergeschoss. „Sie gehören zu den ganz wenigen vollständig erhaltenen Interieurs aus der Zeit um 1830 in Sachsen. Sie stellen ein überregional bedeutsames Zeugnis der Wohn- und Repräsentationskultur des frühen 19. Jahrhunderts dar und auch ein Dokument für die Geschichte des Bistums Dresden-Meißen“, heißt es aus der Denkmalschutzbehörde des Landkreises.

Begeistert von den Bildtapeten

Die Bildtapeten wurden 1838 angefertigt. Sie zeigen Landschaften mit Palmen, Felsen und hohen Bergen. Auch Menschen und Tiere sind zu sehen. Im Buch „Schlösser in der südlichen Oberlausitz“ zeigt sich Matthias Donath, einer der beiden Autoren, begeistert von den Bildtapeten. „Ein Schatz, der kaum bekannt ist“, schreibt er. Doch die Tapeten, die wie das ganze Objekt unter Denkmalschutz stehen, sind nach Aussagen des Bistums-Sprechers eins der Hindernisse beim Verkauf des Hauses. „Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege über den Verzicht der Einstufung als denkmalgeschützt sind bisher gescheitert“, berichtet Michael Baudisch. Für das Gebäude kann er sich am ehesten eine private Nutzung vorstellen. Aber auch eine Verwendung als Verwaltungsgebäude der Stadt oder der Schule wäre denkbar. „Hier könnten beispielsweise kulturelle Veranstaltungen wie Kammerkonzerte oder Buchlesungen in einem feierlichen Rahmen stattfinden“, äußert Baudisch.

Angeboten wird das Herrenhaus nebst 11 000 Quadratmeter Grundstück Maklerbüro Bosch aus Kamenz. Für 454 000 Euro. Zur Wohnfläche gibt es keine Angaben. Der Zustand wird als sanierungs- und renovierungsbedürftig bezeichnet. „Bereits 2010 waren statische Schäden am Gebäude schon bedenklich“, sagt Sabine Rötschke von der Pressestelle des Landratsamtes. Durch den Leerstand verbessert sich der Zustand nicht. Ein Retter für das Schirgiswalder Schloss wird dringend gesucht.