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Wer im Ernstfall den Durchblick behält

In der Waldheimer Oberschule proben Feuerwehr, DRK und Polizei die reibungslose Zusammenarbeit für den Notalleinsatz.

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© Lutz Weidler

Von Marcus Herrmann

Was wäre, wenn es in einem Schulgebäude während des Chemieunterrichts zu einem Zwischenfall kommt und giftige Stoffe austreten? Mit dieser Frage beschäftigen sich am Sonnabendvormittag neun Führungskräfte. Sie arbeiten in einer von vier Gruppen zusammen, die sich bei der großen Schulung für Sanitäter, Feuerwehrmänner und Polizisten aus ganz Mittelsachsen auf die Klassenräume der Waldheimer Oberschule verteilen. Hier wird diskutiert, welche Maßnahmen nach einem Notruf zu treffen sind. So muss der Einsatzleiter die Einsatzkräfte koordinieren, deren Aufgabenstellung die Verletztenrettung und Dekontaminierung, Gefahrstoffanalyse sowie Gefahrstoffbergung umfasst. Der konkrete Fall erfordert außerdem ABC-Fachkräfte und schweren Atemschutz. „Auch der Einsatz von Chemikalien-Schutzanzügen muss überlegt werden. In unserem konkreten Fall war auch das nötig“, sagt Uwe Lübke von der Feuerwehr in Geringswalde.

„Wir beraten Lösungswege und den reibungslosen Ablauf von Befehlsketten sowie die Organisation von Absperrungen vor Ort“, sagt Kamerad Uwe Lübke. Er hat das Szenario in den letzten Wochen erarbeitet. Nach etwa einer Stunde ist die theoretische Übungseinheit beendet. Dann haben Mitarbeiter der Feuerwehr, vom DRK, der Johanniter und der Polizei Rettungsstrategien erarbeitet, die an der Schultafel und auf Stadtplänen aufgezeichnet sind. „Das Ganze hat zwar Seminarcharakter, ist für die Abstimmung aller Kräfte für den Ernstfall aber Gold wert“, erklärt Lübke. Das sieht auch Maja Drechsler vom DRK so. „Solche groß angelegten Übungen gibt es nur ein- bis zweimal im Jahr. Sie bringen jeden Einzelnen weiter“, so Drechsler.

Nach der Gruppenarbeit geht es in den Keller der Schule. Hier kommen die etwa 40 Rettungskräfte zusammen. Sie haben zuvor in vier Einzelgruppen verschiedene Szenarien durchgespielt und werten die Lösungsvorschläge dann im großen Kreis gemeinsam aus.

Günstige Bedingungen in der Schule

„Heute hatten wir neben dem Chemieunfall ein fiktives Verkehrsunglück mit Schwerverletzten, eine Evakuierung eines Pflegeheims und eine weitere Rettung in einem agro-chemischen Zentrum“, erklärt Peter Schröter. Der stellvertretende Wehrleiter der Feuerwehr Waldheim führt zusammen mit seinem Döbelner Kollegen Holger Miedtank die Aufsicht über den gesamten Übungstag. Los ging der schon um 8 Uhr.

Vor den Einzelübungen stand zunächst ein Massenunfall mit Verletzten sowie die Ordnung des Raumes nach einem schweren Unglück auf dem Programm. „Als letztes werden wir noch das Resultat aller Szenarien gegenseitig besprechen. Am frühen Nachmittag sind wir fertig“, so Schröter weiter. Er ist froh, dass eine großangelegte Schulung in den Räumen der Oberschule stattfinden kann. „Hier haben wir beste technische Voraussetzungen und genügend Räume, um in Gruppen die Notfälle durchzuspielen. Darum gebührt der Schule und der Stadtverwaltung ein großer Dank“, erklärt Peter Schröter. Dass auch deren Verantwortliche das Geschehen interessiert, verdeutlicht das Kommen von Bürgermeister Steffen Blech (CDU) und Ordnungsamtsbereichsleiter Bernd Meinel. „Im Notfall müssen auch wir uns mit den Führungskräften abstimmen und über die Abläufe Bescheid wissen. Deshalb wollten wir uns diese Chance nicht entgehen lassen, uns ein Bild zu machen“, sagt Bernd Meinel.

Bei der Schulung sind Rettungskräfte aus ganz Mittelsachsen anwesend, die hier die gegenseitige Unterstützung erproben. „Wir haben Kameraden aus Waldheim, Freiberg, Döbeln, Leisnig, Hartha und Geringswalde dabei. Vom DRK sind etwa die Kreisvorstände aus Döbeln, Rochlitz und Leisnig vor Ort“, sagt Holger Miedtank. Er überprüft die Kommunikation der Einsatzleiter im Verlauf der Schulung. „Mit den Ergebnissen bin ich zufrieden, auch wenn es in der Realität hektischer zugeht“, so Miedtank. Er hält aus Erfahrung theoretische Übungen für wichtig. Darum ist auch schon im Februar der nächste kleinere Probedurchlauf geplant.

„Der wird in Leisnig stattfinden und spielt andere Szenarien durch. Je mehr, desto besser“, erklärt Miedtank. Schließlich lernten nicht nur Zug- oder Gruppenführer bei den Übungen dazu, sondern auch Nachwuchskräfte. „An denen herrscht nämlich sachsenweit großer Mangel“, sagt Peter Schröter. Darum seien Schulungen unabdingbar. „Nur so bekommt auch der Nachwuchs mit, wie so ein Einsatz abläuft und kann wichtige Erfahrungen sammeln.“