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Wer hilft mit putzen?

Der Gesellschaftsverein sorgt für ein bisschen Kultur und den Zusammenhalt im Dorf. Doch viele junge Leute halten Abstand.

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© hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Blochwitz. Wenn der Blochwitzer Gesellschaftsverein 94 e.V. auf den Gemeindesaal einlädt, ist Stimmung garantiert. Solche Tanzveranstaltungen gibt es auf dem Dorf heutzutage selten. Und ein eigenes Programm dazu erst recht. „Es macht Spaß, aber da geht richtig viel Zeit drauf“, meint Beate Ritter, und ihr Mann Steffen pflichtet ihr bei. Doch wenn das so weitergeht, sagt er, war das jetzt wohl das letzte Mal.

Die Blochwitzer haben wie viele Vereine Personalprobleme. Zehn Mitglieder gibt es nur noch, dazu die 15 Leute von der Faschingsgruppe. „Zwar haben wir auch Helfer, aber es fehlen junge Leute, die richtig mitziehen“, meint Catrin Niemz aus Lampertswalde, die Vereinsvorsitzende. Alexander Heinrich packt mit zu, Julia Eifler kommt sogar aus Schönfeld zum Mitmachen. Und DJ Mitsch alias Michél Klimpel aus Welxande hält den Blochwitzern auch die Treue. „Aber die hiesige Jugend hat andere Interessen“, ist sich Julia Eifler sicher.

Kinder halten von Mitgliedschaft ab

Zwei Jahre lang kämpfte der Verein im Ort um Nachwuchs. Es wurden Aufrufe verschickt. Doch die Ausbeute blieb mager. Dabei legen sich auch Ines Ulbricht oder Grit und Frank Neumann ins Zeug, um neben dem Fasching ein Osterfeuer, das Vogelschießen, den Weihnachtsmarkt und den Silvestertanz zu organisieren. „Früher haben wir drei Tage lang Dorffest gefeiert, jetzt schieben die jungen Eltern ihre Kinder vor, wegen der sie keine Zeit hätten“, beklagt Beate Ritter. Doch tatsächlich geht den Veranstaltungen eine monatelange Planung voraus.

Fakt ist wohl, dass die Generation der um die 50-Jährigen in Blochwitz gut zusammenhält und für den Ort etwas auf die Beine stellt. Die um die 30-Jährigen aber würden das zumeist nicht unterstützen. Erstmalig veranstaltete so dieses Jahr nicht der Gesellschaftsverein den Kinderfasching, sondern eine private Initiative. Von dort ist zu hören, dass der Verein so seine Eigenheiten habe und man nicht als Bittsteller dastehen wollte, merkt eine junge Mutter an.

Die Vereinsleute hoffen dennoch, dass ihre Programme weiter stattfinden können, „damit das Dorf attraktiv bleibt“, so Catrin Niemz. Manche Mitstreiter sind zudem im Ortschaftsrat und versuchen dort, die Interessen der Blochwitzer zu wahren. „Wir machen das alles ja nicht nur für uns selbst“, sagt Grit Neumann. So sind die Vereins- und Faschingsleute dankbar, dass sie den Saal kostenlos nutzen dürfen und ihn dafür renovieren. Getränke können zu sehr günstigen Preisen ausgeschenkt werden. „Bei uns ist jeder für alles da und kann sogar noch was lernen“, wirbt Catrin Niemz. Sie hat mit anderen Frauen jetzt Linedance einstudiert – die Blochwitzer Countryladys sind mittlerweile legendär.

Hier kann man noch die Sau rauslassen

Den Vereinsleuten geht es darum, Traditionen aufrechtzuerhalten. Das strahlt bis in andere Dörfer aus. 23 Weißiger waren jetzt wieder Gäste beim Fasching, die durften sogar den Veranstaltungstermin wegen der Ferien bestimmen. Auch aus Lampertswalde kommen Besucher. „Bei uns ist Stimmung, hier kann man noch die Sau rauslassen“, lacht Catrin Niemz fröhlich. Der Gesellschaftsverein lockt seine Mitglieder zudem mit gemeinsamem Bowling oder Grillabenden. Manchmal gibt es eine Ausfahrt. Und zum Vogelschießen wird der Videomitschnitt vom Fasching noch einmal angesehen. Die Blochwitzer bleiben weiter optimistisch, dass es auch jungen Leuten auf dem Dorf Spaß macht.

2020 haben die Blochwitzer ihre 800-Jahrfeier. Bis dahin will der Verein auf alle Fälle durchhalten. Mindestens.

Interessierte können alle Vereinsmitglieder ansprechen.