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Wer gibt künftig den Ton an?

Die Elbland-Philharmonie in Riesa sucht einen neuen Chefdirigenten – und bereitet ein Großprojekt in einer Werkhalle vor.

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© Lutz Weidler

Von Christoph Scharf

Riesa. Noch haben die Hörner ein Heimspiel: Im Probenraum der Elbland Philharmonie, einem früheren Gasthof nahe des Riesaer Hafens, klingen die Instrumente bei der letzten großen Probe vor Sonnabend. Dann steht das traditionelle Sonderkonzert des Orchesters in der Freyler-Halle an. Der Metallbau-Spezialist räumt jedes Jahr seine Werkhalle, um Platz für ein ungewöhnliches Musikprojekt zu schaffen.

Dieses Mal will die Elbland Philharmonie den Motown-Klang der 60er und 70er wieder beleben – mit zwei Solisten und einer Band. Lieder von Aretha Franklin, Stevie Wonder und The Supremes sind zu hören. Am Pult steht Christian Voß – allerdings nicht mehr lange. Denn der Dirigent sucht nach zehn Jahren in Riesa eine neue Herausforderung. Und die Suche nach einem Nachfolger läuft auf Hochtouren, verrät Geschäftsführerin Carola Gotthardt.

Der Posten ist begehrt: Fast 140 Bewerbungen aus dem In- und Ausland sind eingegangen, die meisten davon aus Deutschland und Österreich. Eine Kommission hat daraus 20 geeignete Kandidaten ausgesucht, die meisten davon sind auch zum Vorstellen nach Riesa gekommen. „Sie durften drei Tage lang die gleichen Stücke vordirigieren“, sagt Carola Gotthardt. Als Vertreter des Gesellschafters durfte sich unter anderem Landrat Arndt Steinbach (CDU) die Vorführungen ansehen.

Nach einer Abstimmung aus den Reihen des Orchesters blieben von diesen Kandidaten nur noch fünf übrig. Die werden von August bis Oktober jeweils zwei Konzerte der Elbland Philharmonie und die zugehörigen Proben übernehmen. Dann schließen sich die Vertragsverhandlungen an, anschließend soll der Nachfolger von Christian Voß präsentiert werden. Gleichzeitig laufen hinter den Kulissen die Verhandlungen darüber, wie es künftig mit der Bezahlung der Musiker weiter geht.

Zwar gilt noch ein Haustarifvertrag. Allerdings hat das Riesaer Orchester längst einen Mehrbedarf angemeldet. Abstimmungen mit dem Finanzministerium, den Landesbühnen, den Landkreisen und dem Kulturraum sind dafür nötig. „Wir bräuchten eigentlich 20 Prozent mehr Geld, als wir haben, um die Musiker tarifgerecht zu bezahlen“, sagt die Geschäftsführerin. Die Signale seien bislang positiv. „Alle sind sich bewusst, dass wir das Orchester nicht auf dem Tarifniveau von 2009 halten können.“ Aktuell sind bei der Elbland Philharmonie 84 Musiker beschäftigt, die sich in 72 finanzierte Stellen hinein teilen.

Damit ist klar, dass sich das Orchester nicht mehr ohne Weiteres für zeitgleiche Auftritte teilen lässt. Immerhin: Kammermusikalische Auftritte stoßen auf gutes Interesse. So wollten sich mehr als 80 Besucher ein Hornquartett in einem Meißner Weinberg anhören. „Manchmal sitzen in einem Symphoniekonzert auch nicht mehr Leute.“ Die Reihe „Klassik im Weinberg“ laufe bestens, auch die neue Form „Klassik im Atelier“ entwickele sich, die Reihe „Klassik & Charity“ sei dagegen ausbaufähig. Insgesamt könnten sich die Besucherzahlen allerdings sehen lassen: 2015 wurden rund 80 000 Besucher bei 260 Veranstaltungen und Konzerten gezählt. Für die aktuelle Bilanz dürften am Sonnabend bei Freyler einige Hundert dazukommen.

Für das Sonderkonzert der Elbland Philharmonie am 25. Juni um 18 Uhr in der Riesaer Freyler-Halle gibt es noch Karten: Karten zu 21 Euro sind unter  03525 529422 erhältlich, Restkarten an der Abendkasse.