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Wer gewinnt das Schwein?

Beim Koselitzer Kürbisfest gab es diesmal eine Spaßolympiade – mit einem ungewöhnlichen Hauptpreis.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Klaus-Dieter Brühl

Koselitz. Zuuugleich!!! Mit geballter Kraft legen sich die „Räuber von der Röder“ ins Geschirr, um zu viert den zweieinhalb Tonnen schweren Famulus-Traktor über den rund 30 Meter langen Olympiaparcours zu ziehen. Der Wettbewerb ist die erste Disziplin, und die „Räuber“ sind dabei das erste Team, das ins Rennen bei der Gaudi-Olympiade in Koselitz geht. Die fand am Sonnabend als Ergänzung zum Kürbisfest in dem kleinen Ortsteil der Gemeinde Röderaue statt.

Ich glaub‘ mein Schwein pfeift: Dieses Pachttier war der Hauptgewinn der Koselitzer Spaßolympiade – Fluchtversuch zwecklos. Am Ende entschied den Wettbewerb ein deutsch-österreicherisches Team für sich.
Ich glaub‘ mein Schwein pfeift: Dieses Pachttier war der Hauptgewinn der Koselitzer Spaßolympiade – Fluchtversuch zwecklos. Am Ende entschied den Wettbewerb ein deutsch-österreicherisches Team für sich. © Klaus-Dieter Brühl

Während es das Kürbisfest jedes Jahr gibt, ist die Spaß-Olympiade eine echte Premiere. Die Sportfreunde vom örtlichen Fußballverein SV 20 Koselitz haben sich das ausgedacht, „damit im Dorf wieder mal was los ist“, sagt Thomas Ludewig, der stellvertretende Vereinschef. „Denn wenn wir nichts auf die Beine stellen, wer soll es denn sonst machen?“ Recht hat er, das beweist die rege Zuschauerresonanz. Die rund 100 Besucher feuern ihre Mannschaften an. Es sind (bis jetzt) vier Teams aus Koselitz und den umliegenden Dörfern. Noch wird aber auf zwei Damen aus Österreich gewartet, die aus dem fernen Kärnten zu Besuch nach Koselitz unterwegs sind und Teil des fünften Teams sein sollen.

Geleitet und beaufsichtigt wird der Wettkampf von Ralli, dem Schiedsrichter des Vereins, während DJ und Moderator Uwe John die Bemühungen der Athleten mit launigen Sprüchen begleitet. So auch beim Gummistiefelweitwurf, wo zunächst festgestellt wird, dass man mit der Hand viel zu weit werfen kann. Das Bandmaß des Schiedsrichters ist zu kurz. Also wird kurzerhand entschieden, mit dem Fuß zu „werfen“, um die Weiten drastisch zu reduzieren. Eine ganz neue Erfahrung für die Gaudi-Sportler – auf einem Bein. Da rutscht so mancher nach hinten weg und landet auf dem Allerwertesten, obendrein wird auch noch der nach hinten geflogene Stiefel als Minuswert gerechnet und vom Gesamtergebnis abgezogen. Aber sei´s drum, gerade das macht den Reiz der Veranstaltung aus. Die Stimmung ist prächtig. Nicht so bei dem Schwein, das bereits vor Beginn im Hänger auf den Platz gefahren wurde und der Hauptpreis für das Siegerteam sein wird. Das Tier wird ausgiebig begutachtet, fotografiert und sogar gestreichelt. Ein kurzer von lautem Quieken begleiteter Ausbruchsversuch wird schnell vereitelt.

Während draußen der Wettkampf tobt, wird drinnen im beheizten Zelt eifrig gebastelt. Es ist ja bereits das elfte Kürbisfest in Folge, da hat man schon Erfahrung. Anett Hentschel leitet die Kinder an, die „lieber mal was mit Naturmaterial basteln sollen, statt nur auf ihren Smartphones rumzutippen“, sagt sie und verrät, dass zur vorgerückten Stunde auch die Erwachsenen gern an den zahlreich vorhandenen Kürbissen herumschnitzen – es sollen da auch schon nicht ganz jugendfreie Skulpturen entstanden sein.

Inzwischen ist die dritte Disziplin im Gange – jetzt mit den beiden Österreicherinnen Tamara und Raphaela, die zusammen mit zwei Koselitzern im nun fünften Team schnell noch ihre beiden Disziplinen nachholen. Es folgt ein Hindernisparcours, der paarweise mit zusammengebundenen Beinen und mit schwerem Kürbis im Netz absolviert werden muss. Viel Arbeit gibt’s hier für Ralli, den Schiedsrichter, der nicht nur die Zeit stoppen, sondern auch die zahlreichen Strafpunkte vergeben muss, wenn Hindernisse umgerissen oder einfach ausgelassen werden. Auch der Schreiber, der die Listen ausfüllt und die Zwischenergebnisse errechnet, hat viel zu tun. Insgesamt sind es rund ein Dutzend Ehrenamtliche vom SV 20 Koselitz, die Kürbisfest und Olympiade organisiert haben. Etwa sechs Wochen Vorlauf haben sie dazu gebraucht, und sind nun froh, dass die Veranstaltung nicht nur reibungslos, sondern auch noch ohne Regen über die Bühne geht. Auch mehrere Sponsoren haben die Sportfreunde unterstützt.

Während dessen wird es immer dunkler, sodass das anschließende Sackhüpfen schon unter Flutlicht stattfinden muss. Das gemeinsame Hüpfen der Viererteams im Riesensack ist ein echtes Highlight und sorgt für viel Gaudi beim Publikum wie bei den Akteuren, denn immer wieder purzeln die Athleten durcheinander. Dabei stellt sich das internationale Team tatsächlich am geschicktesten an.

Die zwei letzten Disziplinen, Dosenzielwurf mit dem Katapult sowie das Schätzen des Schweines, sind dann schnell absolviert. Am Ende gewinnt das gemischte Team mit den beiden Österreicherinnen. So schnell kann’s gehen: eben noch in Kärnten, jetzt schon in Koselitz und dann auch noch Olympiasiegerinnen. Die beiden sind noch ganz überwältigt, finden die einzelnen Wettbewerbe „absolut cool“ und nehmen sie gern als Anregung in ihre Heimat mit. Und die Koselitzer Sportfreunde sind sich einig: Es wird im nächsten Jahr eine Neuauflage der Gaudi-Olympiade geben – definitiv.