Merken

Wer betreibt künftig das Spatzennest?

Neusalza-Spremberg hat der AWO den Vertrag für die Kita Friedersdorf gekündigt. Das sorgt für Verunsicherung.

Teilen
Folgen
© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

Friedersdorf. Fröhlich spielen die Mädchen und Jungen im Spatzennest in Friedersdorf. Sie lassen sich nicht davon beeindrucken, dass die Stadtverwaltung Neusalza-Spremberg dem Betreiber der Kindertagesstätte (Kita) zum 30. Juni 2017 den Vertrag gekündigt hat. Seit Juli 2006 betreibt die Arbeiterwohlfahrt Oberlausitz (AWO) die Kita. „Nach mehr als zehn Jahren war es an der Zeit, sich den Vertrag herzunehmen und zu schauen, wo Veränderungen nötig sind“, erklärt Bürgermeister Matthias Lehmann (CDU). In dieser Zeit habe es etliche Veränderungen in Gesetzen gegeben, die eine Vertragsanpassung nötig machen, sagt Lehmann. Die Vertragskündigung mit der AWO habe nichts damit zu tun, dass man mit der Arbeit der Organisation unzufrieden sei, ganz im Gegenteil, betont Lehmann und bestätigt, dass die große Mehrzahl der Eltern von Kindern aus dem Spatzennest, sehr zufrieden ist mit der Arbeit der AWO. Dennoch stellt die Stadtverwaltung die Kita-Konzepte auf den Prüfstand.

Die Anstrengungen der Stadtverwaltung, die Kita baulich und technisch zu sanieren und auf einen modernen Stand zu bringen, lobt Dirk Reinke, Geschäftsführer der AWO Oberlausitz. Es habe immer eine gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gegeben. Dass im Dezember des letzten Jahres die Vertragskündigung auf seinen Tisch flatterte, habe ihn dann doch überrascht. „Wir haben viel in die Einrichtung investiert und spüren den großen Rückhalt unter den Eltern“, sagt der Geschäftsführer. Nach dem bestehenden Vertrag hätte man nicht kündigen müssen, betont er und verweist darauf, dass Vertragsklauseln es jederzeit ermöglichen, in jeder Beziehung auf den aktuellen Stand zu kommen, unter anderem beim Betreuungsschlüssel. Die Kündigung habe schon Verunsicherungen sowohl bei den Eltern der Kinder als auch beim Personal ausgelöst, bestätigt Dirk Reinke. Es sei aber alles sauber abgelaufen, was die Vertragskündigung betrifft, betont er.

Der Bürgermeister unterstreicht, dass die Verwaltung das beste Konzept für die Kita-Kinder wolle, ihr Wohl stehe im Vordergrund. Um das beste Konzept herauszufinden, führt die Stadtverwaltung ein Interessenbekundungsverfahren durch, das auch für die Kita Zwergenburg in Neusalza-Spremberg gilt. Sie wird in kommunaler Trägerschaft geführt. Bei dem Verfahren schreibt die Stadtverwaltung Träger von Kindereinrichtungen aus der Region an und bittet sie, ein Konzept zur möglichen Betreibung der Kindereinrichtungen abzugeben. „Wir wollen ganz bewusst einen Betreiber aus der Region, denn nahe Ansprechpartner sind uns wichtig“, sagt Lehmann. Die Kriterien für die Interessenbekundung legt der Stadtrat in Abstimmung mit den Wünschen der Elternvertreter fest. Diese Kriterien werden derzeit erarbeitet. Eins davon werde auf jeden Fall die Fortführung der frühmusikalischen Erziehung der Kinder sein, betont der Bürgermeister. Die Konzepte werden dem Stadtrat und den Elternvertretern vorgestellt. Der Stadtrat entscheidet letztlich, welcher Betreiber zum Zuge kommen wird. Die Entscheidung fällt voraussichtlich erst im Herbst. Deswegen gibt es mit der AWO eine Zusatzvereinbarung, die derzeit jedoch noch nicht unterschrieben ist, wie Dirk Reinke betont. Die AWO betreibt die Kita Spatzennest nicht nur bis Ende Juni, sondern bis zum Jahresende. Auf jeden Fall wolle sie sich an der Interessenbekundung beteiligen, betont Reinke. Er spekuliert, dass es das Bestreben der Stadtverwaltung sei, beide Kitas an einen Träger zu übergeben.

In der Stadtverwaltung gibt es derzeit keine Aussage, ob künftig beide Kitas von einem Träger geführt werden oder ob die Zwergenburg bei der Stadt bleibt oder es sogar zwei Träger geben könnte. Alles sei möglich und hänge von den Konzepten der Interessenten ab, sagt Jacqueline Hoffmann, Amtsleiterin für allgemeine Verwaltung und Finanzen in der Stadtverwaltung. Sie unterstreicht, dass die Zusammenarbeit zwischen AWO und Stadtverwaltung immer gut gewesen sei. Seit die AWO die Kindereinrichtung in Friedersdorf betreibt, hat die Stadtverwaltung insgesamt 513 000 Euro in die Sanierung und Modernisierung der Kita investiert. 258 000 Euro in den ersten beiden Jahren, die andere Hälfte in den letzten beiden. Noch dauern die Arbeiten an. Alle wurden bei laufendem Kita-Betrieb ausgeführt.