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Schmiererei nach Anschlag weg

Zwei Angriffe auf Asyl-Objekte in einer Nacht – als Beweis reicht das den Beamten vom Operativen Abwehrzentrum noch nicht aus.

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© Alexander Schneider

Von Alexander Schneider

Wie lange will die Polizei eigentlich noch abwarten, um einen Zusammenhang zu sehen? Am Samstag haben Unbekannte an mehreren Stellen in dem seit Jahren leer stehenden Visa Hotel in Cossebaude gezündelt. Kurz danach standen auch auf dem Gelände eines Bauunternehmers in Dippoldiswalde rund 20 Container in Flammen, die der Mann als Unterkünfte für Flüchtlinge umbauen wollte.

Cossebauder Hotel in Flammen

Im ehemaligen "Hotel Visa" in Cossebaude hat es in der Nacht gebrannt.
Im ehemaligen "Hotel Visa" in Cossebaude hat es in der Nacht gebrannt.
Der Brand brach im zweiten Stock des Hauses aus.
Der Brand brach im zweiten Stock des Hauses aus.
Die Flammen breiteten sich rasch aus.
Die Flammen breiteten sich rasch aus.
Mit mehreren Strahlrohren gelang es der Feuerwehr, den Brand zu löschen.
Mit mehreren Strahlrohren gelang es der Feuerwehr, den Brand zu löschen.
Im Einsatz waren die Berufsfeuerwehr (Wache Übigau) und die Freiwilligen Feuerwehren Cossebaude, Mobschatz und Brabschütz.
Im Einsatz waren die Berufsfeuerwehr (Wache Übigau) und die Freiwilligen Feuerwehren Cossebaude, Mobschatz und Brabschütz.
Gerüchten zufolge soll das Gebäude als künftige Flüchtlingsunterkunft im Gespräch sein. Der Polizei liegen dazu derzeit aber keine Informationen vor.
Gerüchten zufolge soll das Gebäude als künftige Flüchtlingsunterkunft im Gespräch sein. Der Polizei liegen dazu derzeit aber keine Informationen vor.
Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung. Das OAZ der Polizei wurde informiert.
Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung. Das OAZ der Polizei wurde informiert.

Unbekannte zünden Container an

Am Sonnabend brannten gegen 1.40 Uhr abgestellte Wohncontainer an der Friedrich-Engels-Straße in Dippoldiswalde.
Am Sonnabend brannten gegen 1.40 Uhr abgestellte Wohncontainer an der Friedrich-Engels-Straße in Dippoldiswalde.
Als die Feuerwehr eintraf, standen die gestapelten Container lichterloh in Flammen.
Als die Feuerwehr eintraf, standen die gestapelten Container lichterloh in Flammen.
Die Container brannten vollständig aus.
Die Container brannten vollständig aus.
Sie sollten später an anderer Stelle als Unterkunft für Flüchtlinge dienen.
Sie sollten später an anderer Stelle als Unterkunft für Flüchtlinge dienen.
Das Operative Abwehrzentrum der Polizei wurde in die Ermitllungen wegen Brandstiftung einbezogen.
Das Operative Abwehrzentrum der Polizei wurde in die Ermitllungen wegen Brandstiftung einbezogen.
Die Löscharbeiten werden voraussichtlich noch bis in die Mittagsstunden andauern.
Die Löscharbeiten werden voraussichtlich noch bis in die Mittagsstunden andauern.
Etwa 70 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Dippoldiswalde, Reinholdshain, Reichstädt, Oberhäslich und Freital waren im Einsatz.
Etwa 70 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren Dippoldiswalde, Reinholdshain, Reichstädt, Oberhäslich und Freital waren im Einsatz.

Etwa eineinviertel Stunden Zeit liegen zwischen beiden Bränden. Das Feuer an der Breitscheidstraße im Gewerbegebiet Cossebaude wurde gegen 0.15 Uhr entdeckt, ein Anlieger in Dippoldiswalde alarmierte die Feuerwehr gegen 1.35 Uhr. Gestern bestätigte die Brandortuntersuchung der Polizei in Dippoldiswalde, dass bei dem Feuer jemand nachgeholfen hatte. Ein solches Ergebnis steht in Cossebaude jedoch noch aus – obwohl es in dem viergeschossigen Plattenbau an verschiedenen Stellen gebrannt hatte. Das sollte eine andere Ursache als vorsätzliche Brandstiftung eigentlich ausschließen.

Alle Angriffe auf Asylunterkünfte werden automatisch von den auf extremistische Straftaten spezialisierten Ermittlern des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) übernommen. Genau das sei im Fall von Cossebaude jedoch noch nicht klar, sagte eine Sprecherin des OAZ.

Die Ermittler könnten mit ihrer Spurensuche schon weiter sein. Auf einem Schaukasten des Hotels hatte jemand mit einem schwarzen Filzstift „Lügen Hotel 2015“ geschmiert. Eine Formulierung, die auch im Zusammenhang mit dem Hotel Prinz Eugen in Laubegast verwendet wurde. Dort soll wider früherer Aussagen eine Unterkunft für Flüchtlinge entstehen. Ist die Schmiererei am Visa-Hotel also Zufall? Haben die Brandstifter eine „Duftnote“ hinterlassen? Wäre es daher nicht sinnvoll, beiden Brandanschlägen – dem in Cossebaude und dem in Dippoldiswalde – in einem Kommissariat nachzugehen?

Interessant ist auch, dass der Schriftzug kurz nach der Entdeckung entfernt wurde. Möglicherweise auf Veranlassung des Grundstückeigentümers, der nur wenige Minuten zuvor von der SZ auf die Schmiererei angesprochen wurde. Bei der Polizei jedenfalls scheint dieses Beweismittel noch nicht bekannt gewesen zu sein.

In Stetzsch hat man sensibler reagiert. „Wir haben aufgrund des Brandanschlags bereits die Halloween-Veranstaltung abgesagt. Zu recht! Nun sehen wir, was die politisch motivierte Gewalt bereit ist, zu tun“, sagte Daniel Molitor, der Leiter des Asylbewerberheims „Lindenhof“ in der Podemusstraße, aus Angst vor Anschlägen. „Es wird Zeit, dass unsere Innenpolitik härter durchgreift.“