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Wer bekommt die Ex-Arbeitsanstalt?

Nach Jahren gibt es einen potenziellen Käufer. Doch auch ein Verein zeigt Interesse. Nun wird es noch einmal spannend.

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© Sven Ellger

Von Sarah Grundmann

Marode, aber heiß umkämpft: Jahrelang scheiterten alle Pläne für die einstige Arbeitsanstalt in der Königsbrücker Straße 117a/119 – ein Umbau zum Schulstandort oder zum Asylbewerberheim waren zu teuer. Die Stadt wollte den denkmalgeschützten Komplex deshalb bereits seit 2003 verkaufen, einen Interessenten gab es bislang nicht. Nun buhlen gleich zwei potenzielle Nutzer um das verfallene Gebäude: Die Pläne der Stadt wurden am Montagabend im Neustädter Ortsbeirat erstmals öffentlich vorgestellt.

Demnach soll das denkmalgeschützte Haus saniert werden. Außerdem sind auf dem Areal Neubauten geplant. Der Großteil der 12 000 Quadratmeter ist als Wohnraum vorgesehen. Daneben sind allerdings auch Büros geplant. Der Investor ist in Dresden kein Unbekannter. Denn wie eine Mitarbeiterin des Liegenschaftsamtes am Montagabend mitteilte, handelt es sich um das gleiche Unternehmen, das derzeit auch die Bienertmühle in Plauen auf Vordermann bringt. Palasax-Geschäftsführer Heiko Schreiter war für eine Stellungnahme am Dienstag allerdings nicht erreichbar.

Der Verkauf des Grundstücks würde der Stadt reichlich Geld einbringen. Denn das Dresdner Unternehmen ist bereit, fast 1,5 Millionen Euro mehr zu zahlen, als das Grundstück laut Gutachten wert ist – 2,7 Millionen Euro hat Palasax geboten. Trotzdem stimmten die Neustädter Ortsbeiräte am Montagabend mit großer Mehrheit gegen den Verkauf. Nur vier der 16 anwesenden Politiker votierten dafür. Die Politiker wollen so den Weg für den zweiten Interessenten frei machen – obwohl dieser kein Angebot abgegeben hat.

Denn der Verein Elixir hofft auf einen Erbpachtvertrag mit der Stadt. Sein Ziel: An dem Standort soll ein interkulturelles Zentrum entstehen. Im hinteren Teil des Grundstücks ist die Errichtung von Leichtbauhäuser mit bis zu 100 Wohnungen geplant. Auch im bestehenden Komplex sind Appartements geplant. Das Besondere: Dort sollen Flüchtlinge, Migranten und Dresdner gemeinsam einziehen. Neben den Wohnungen sind auch Seminar- und Veranstaltungsräume, ein Café und Werkstätten für Auszubildende geplant.

„Ein gemeinnütziges Projekt wie Elixir an dieser Stelle kann die Stadtgesellschaft in den nächsten Jahren in vielfacher Hinsicht bereichern. Der Verkauf an einen Investor hingegen dient nur der Konsolidierung des Haushalts“, sagt Vereinssprecherin Silke Pohl. „Wir begrüßen deshalb die Entscheidung des Ortsbeirats, eines der letzten großen kommunalen Grundstücke in der Neustadt nicht zu verkaufen.“ Doch das letzte Wort hat der Finanzausschuss.

Dort könnte die Entscheidung weitaus knapper ausfallen. Denn bislang haben nur Linke und Grüne signalisiert, dass sie gegen den Verkauf stimmen werden. Die SPD ist hingegen gespalten. Der Neustädter Ortsbeirat Christoph Meyer (SPD) hat sich am Montag zwar auch gegen die Pläne der Stadt ausgesprochen: „Es fehlt an sozialen Angeboten und an Angeboten zur Begegnung, insbesondere auch für Jugendliche. Wer auch immer im Stadtrat gegen das „Elixir“ stimmt, soll bitte sagen, wo konkret wir in unserem Stadtteil eine genauso gut oder besser geeignete Alternative finden können“, begründet er seine Entscheidung. „Das Ergebnis der Sitzung des Finanzausschusses kann ich hingegen nicht vorhersagen. In der SPD-Fraktion gibt es meines Wissens sehr grundsätzliche rechtliche Bedenken gegen den Stopp des Verkaufs.“ Der Kampf um das marode Denkmal geht also weiter.