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Wenn sich Geld in Luft auflöst

Ein Azubi von AB Elektronik Klingenberg findet die Ursache. Dafür wird er ausgezeichnet.

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© Egbert Kamprath

Von Anja Ehrhartsmann

Klingenberg. Wo wird im Unternehmen Energie verschwendet und was kann dagegen unternommen werden? Unter anderem mit diesen Fragen hat sich Erik Göhler, Auszubildender bei AB Elektronik in Klingenberg, in den vergangenen Monaten eingehend beschäftigt. Der Azubi im dritten Lehrjahr nahm an dem Projekt Energie-Scouts der Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK) teil und untersuchte dafür das Druckluftsystem im Betrieb. Für eine Fachjury gehört er nun zu den besten Drei – wofür er von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in dieser Woche in Berlin ausgezeichnet wird.

Der Fahrzeugzulieferer AB Elektronik stellt Drucksensoren her. „In 95 Prozent der Fertigungsprozesse verwenden wir Druckluft“, sagt Göhler, „damit werden die Anlagen gesteuert.“ In drei Hallen wird mit Druckluft gearbeitet, da bleiben undichte Stellen im Leitungsnetz nicht aus. „Druckluft ist sehr teuer. Alles an Verlust ist bares Geld“, sagt Peter Hähnel, der sich in der Firma unter anderem mit Energiemanagement beschäftigt. Rund 75 000 Euro gibt AB Elektronik im Jahr alleine für Druckluft aus. Doch nicht nur das: Der Energieaufwand beim Komprimieren der Luft ist beträchtlich. Die Herstellung verursacht 287 Tonnen klimaschädliches CO2, das an die Umwelt abgegeben wird, so Göhler, der eine Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme macht. Ziel seines Projektes war es deshalb, das Druckluftsystem zu analysieren. Die undichten Stellen zu finden, sei aber gar nicht so einfach. „Wenn Druckluft entweicht, hört man das nicht unbedingt“, sagt Peter Hähnel. Im Umfeld der vielen Maschinen sei es zudem auch sehr laut, was die Suche zusätzlich noch erschwere. Deshalb hat die Firma eigens für das Projekt ein neues Messgerät angeschafft.

Der 28-jährige Göhler, der im Unternehmen bereits mehrere Jahre als Schichtführer in der Fertigung gearbeitet hat, suchte damit systematisch die Leitungen in Halle zwei ab. Durch das Messverfahren mit Ultraschall sei es möglich, die Schwingungen aufzuzeichnen, die an undichten Stellen entstehen. 34 Lecks konnte der 28-Jährige so aufspüren. Je nach Menge der entweichenden Luft wurden die Stellen kategorisiert. Die Daten habe er anschließend ausgewertet, um mögliche Einsparungen aufzuzeigen, sagt Göhler. Und gespart werden kann eine ganze Menge, denn insgesamt sind es etwa 8 000 Euro, die sich buchstäblich in Luft auflösen – mehr als 650 Liter Druckluft entweichen pro Minute. „Das belastet die Umwelt mit über 30,7 Tonnen CO2.“ Lecks habe er hauptsächlich bei älteren Geräten festgestellt. Druckluft entwich in manchen Fällen aber auch wegen Installationsfehlern, wenn etwa eine Druckluftleitung auf Spannung montiert wurde. Nach und nach sollen die ausgemachten Schwachstellen nun repariert werden. Doch das Einsparpotenzial für die Firma sei sogar noch größer, denn für sein Projekt erfasste der 28-Jährige aus zeitlichen Gründen nur eine Halle von drei. „Die Hallen, die jetzt untersucht werden, haben die neuesten Geräte“, sagt Göhler. Auch dort seien undichte Stellen, ist er sich sicher. Die weiteren Untersuchungen wird er aber nicht mehr selbst durchführen, sondern ein Instandhaltungsteam, das für die Notwendigkeit sensibilisiert wurde und außerdem eine Einführung in den Umgang mit dem Messgerät bekommen habe.

Peter Hähnel, der für die technische Ausbildung von Erik Göhler zuständig ist, steht voll und ganz hinter dem Projekt. „Ich hatte schon länger im Hinterkopf, dass wir die Druckluft-Leckage mal untersuchen müssen“, sagt Hähnel. Doch das sei eben sehr zeitaufwendig und da habe sich immer die Frage gestellt, wer das machen kann. Das IHK-Projekt habe sich nun dafür angeboten. „Es hat wirklich für jeden etwas gebracht“, so sein Fazit. Dem pflichtet auch Erik Göhler bei. „Das Projekt hat mich auch privat sensibilisiert.“