Merken

Wenn Trecker übern Rasen rasen

Dann ist das Gickelsbergfest angesagt. Rennleiter Rüdiger Haufe repariert und verkauft die Geräte seit 25 Jahren.

Teilen
Folgen
© René Plaul

Von Reiner Hanke

Ohorn. Ein nagelneuer roter Honda-Traktor steht derzeit neben einem betagten blauen Modell im Schauraum der Motorgerätefirma von Rüdiger Haufe in Ohorn-Gickelsberg. Der eine soll demnächst Grünflächen frisieren. Der andere ist selbst bereits ein bisschen frisiert und wird am Sonntag als Renn-Rasentraktor über den Parcours zum Gickelsbergfest am Fuße des Schwedensteins tuckern.

An Kleintraktoren hatte der Kfz-Ingenieur und Kraftfahrzeugschlosser Haufe nebenbei schon vor der Wende geschraubt und sie mit Mähbalken für die Grünpflege aufgerüstet: „Mancher läuft immer noch“, sagt er. Das war nach der Wende freilich angesichts neuer Gartentechnik, inklusive moderner Rasentraktoren, nicht mehr so gefragt. Dafür war der Bedarf an dieser neuen Technik samt Reparatur und Wartung riesig. Und Haufe machte den Nebenjob quasi zum Beruf. Eine Annonce brachte ihn letztlich drauf. Nun verkauft und repariert er genau seit 25 Jahren Forst- und Gartentechnik in seinem Dreimann-Betrieb. „Wir haben gut zu tun“, schätzt er ein.

Zu tun hat er derzeit noch mehr. Als Mitglied der AG Gickelsberg ist er vor zwei Jahren auch noch mit seiner Rasentraktorerfahrung ins Renngeschäft eingestiegen. Nach der Premiere des Rasentraktorrennens beim Fest 2013 gibt es nun die Zweitauflage, mit ein paar Veränderungen nach den Erfahrungen mit der Premiere, erklärt Rennleiter Haufe. Er hat seinen blauen Siegertraktor auch schon wieder flott gemacht. Es knirschte im Getriebe. Als Fahrer ist der Rennleiter selbst freilich nicht am Start. Er organisiert und sorgt für ein faires Rennen.

Fahrerisches Talent wird verlangt

So wird in diesem Jahr die Geschwindigkeit nicht mehr ausschlaggebend für den Sieg sein. Damit soll der Vorteil für möglicherweise getunte Fahrzeuge eingeschränkt werden. „Wir reagieren damit auf Kritik. Es soll ja jeder mit seinem gewöhnlichen Traktor teilnehmen können“, so Haufe. Die sind in der Regel mit 16 PS und bis zu 18 km/h unterwegs. Es werde auch viele Kurven und Hindernisse geben, die vor allem fahrerisches Talent, nicht den Bleifuß verlangen. Die Teilnehmer sollten ihr Renngerät gut beherrschen. Geschicklichkeit werde zudem an drei Wurfeinlagen zu beweisen sein: mit Gummistiefeln, Ringen und beim Darts. Dort geht es um Zeitgutschriften. Noch mehr Wert wird diesmal auf das Styling der Fahrer, Traktoren oder von beiden gelegt und prämiert. Rüdiger Haufe weiß, dass einige Teilnehmer längst am Werkeln dafür sind. Eine Truppe aus Steina wolle wieder eine Boxengasse aufbauen, aber noch besser als 2013.

Standesgemäß dürfen bei der Siegerehrung Hymne, Flagge und Sektdusche nicht fehlen, verspricht Haufe. Was in der Formel 1 geht, sollte in der Rasentraktorklasse nicht fehlen. 15 Teilnehmer wetteifern voraussichtlich um den Wanderpokal. Während Rüdiger Haufe die Regeln erklärt, warten draußen auf der Festwiese unterdessen schon drei Gickelsberger auf die Ansage des Rennleiters für die Streckenvorbereitung. Der deutet an, wo das Fahrerlager sein wird, der Start und das Ziel. Daran orientiert sich der Standort für die Tribünenbänke mit Markisen für den Schatten. Eine Neuerung, damit das Publikum bei sengender Sonne nicht von der Rennstrecke flüchtet. Von den Plätzen kann am Sonnabend auch der Wettbewerb im Traktorziehen beobachtet werden. Die Sitzplätze zimmerte Hans Mager bereits im Winter aus Paletten, auf denen die Rasentraktoren geliefert werden. Frauen aus dem Dorf nähten die Markisen für den Sonnenschutz über den Bänken. Die wurden gestern auf Pfosten gesetzt. Die trieben Klaus Müller, Hans Mager und Roland Jäger mit dem Vorschlaghammer in die Erde – bombenfest. Unterdessen wimmelte es aber nicht nur auf dieser Seite des Festgeländes. Auf einer Ecke baute ein Trupp das Festzelt auf. Daneben wurde schon die Kegelbahn errichtet.

Organisatoren rechnen mit Hunderten Gästen

Das Gickelsbergfest gab es bereits in den 1950er-Jahren, erinnert sich Haufe. Zwischendurch schlief es ein. Nach der Wende lebte es wieder auf und findet nun zum 14 Mal statt. Zum Glück! Denn Ohorn stellte vor ein paar Jahren seinerseits das traditionelle Dorffest ein. Während das Gickelsbergfest von Mal zu Mal ein bisschen größer geworden ist. Diesmal ist der ganze Sonntag dabei. Es sei beim letzten Mal zu viel parallel gelaufen. Das Programm wurde nun aufgelockert. Was läuft bei den Gickelsbergern anders? Rüdiger Haufe: „Wir sind hier rund 120 Haushalte und ein Großteil macht mit, alle haben Spaß. Das geht ja sonst gar nicht.“ Diesen Zusammenhalt habe es schon immer gegeben. Einer helfe dem anderen: „Das ist das Geheimrezept.“ Das Festzelt sei auch bei Regen voll, und die Organisatoren von der AG Gickelsberg rechnen auch diesmal wieder mit Hunderten Gästen.