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Wenn neue Brünnlein fließen

In Pirnas Stadtbibo sprudelt jetzt ein Trinkwasserbrunnen. Er soll deutschlandweit der erste seiner Art in einer Bücherei sein.

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© Kristin Richter

Von Thomas Möckel

Pirna. Um ein Haar hätte sich Olaf Schwarze am Dienstag nass gemacht. Nur knapp entging der Chef der Pirnaer Stadtwerke einer Dusche – ausgerechnet mit seinem eigenen Produkt. Als Schwarze mit vollem Körpereinsatz demonstrierte, wie man erfrischendes Nass aus dem neuen Trinkwasserbrunnen in Pirnas Stadtbibliothek nippt, setzte Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke zur Attacke an. Kurzerhand täuschte der Stadtobere vor, den Strahl des zweiten Wasserhahnes auf den Kopf des Geschäftsführers zu leiten, um gleich wieder von seinem Plan abzulassen, als ihm der mild-mahnende Blick von Bibliotheksleiterin Gaby Langmann zu verstehen gab, dass sie im städtischen Büchertempel keine Wasserschlacht dulde.

Was die beiden Herren zu dem Lausbubenstreich verleitete, ist ergonomisch sowieso weniger für den Badespaß geeignet. Vielmehr soll der Brunnen ein hehres Ziel verfolgen: Das von ihm preisgegebene Wasser soll den Durst der Büchereibesucher löschen. Wasserspender, wo das Nass aus großen Plastikkanistern talwärts blubbert, gibt es viele. Aber ein Trinkbrunnen mit Anschluss ans öffentliche Wassernetz so wie in Pirna – das soll deutschlandweit bislang einmalig sein in einer Bücherei.

Der Erfrischungsspender im ersten Stock resultiert aus der Hitze des zurückliegenden Sommers. Als die Sonne besonders heftig herunterbrannte, lechzten offensichtlich derart viele Büchereibesucher nach kühlen Getränken, dass sich die Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna (KTP) entschloss, den Trink-Service anzubieten. Eilige Durstige können sich direkt am Hahn laben, für das Schlückchen zwischendurch stehen aber auch Einweg-Becher bereit. Wer mag, kann am Brunnen auch seine Trinkflasche wieder auffüllen, der feuchte Service ist kostenlos.

Neues Element in der Bücherei

Die Bibliothek ist längst nicht die einzige Einrichtung in Pirna, die einen solchen Quell der Erfrischung ihr eigen nennt. Vor Jahren schon begannen die Stadtwerke damit, Trinkbrunnen zu installieren. Sie finden sich heute in den meisten Schulen sowie im Rat- als auch im Stadthaus. Vor allem Schüler sollten so animiert werden, weniger Süßkram zu trinken und auf gesunde Trinkkost umzusteigen.

Laut Schwarze ist Trinkwasser eines der am besten kontrollierten Lebensmittel überhaupt, ein Durstlöscher ohne Kalorien und Zucker. Zwei bis drei Liter davon werden als Tagesration empfohlen. Wenn Gaby Langmann beinahe den ganzen Arbeitstag an der Rezeption sitzt, viel spricht und telefoniert, schafft sie anderthalb Liter. Sie hat es getestet. Knapp 3 000 Euro kostete der Brunnen samt Einbau, weitere sollen bald auch andernorts installiert werden.

In der Bücherei kommt zum Brunnen in Kürze noch ein weiteres Element hinzu, damit der Lesegenuss nicht zu trocken wird: Eine Befeuchtungsanlage soll das Raumklima zusätzlich verbessern.