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Wenn die Eltern Alkoholiker sind

Auch in Dresden muss das Jugendamt oft eingreifen. Immer mehr Eltern brauchen Hilfe. Das kostet richtig viel Geld.

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© Symbolbild: dpa

Von Julia Vollmer

Eine Flasche Schnaps trinkt sie jeden Tag. Dazu nimmt Mareike K. (Name geändert) zwei- oder dreimal pro Woche Crystal. Ihre dreijährige Tochter Clara sitzt meist daneben und muss alles mit ansehen. Kümmern konnte sich die Mutter bislang nicht richtig um ihr Kind. Nun bekommt sie Hilfe von Sozialarbeitern – vermittelt vom Jugendamt über die sogenannten Hilfen zur Erziehung. Die Zahl der Eltern, die wie sie diese Unterstützung brauchen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt.

Rund 2 320 laufende Hilfen zur Erziehung gibt es derzeit in der Stadt, 2006 waren es noch 1 360 im Jahr, so Dominic Heym, Referent von Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Die Linke). Es sei schwer zu sagen, wie viele Familien tatsächlich die Unterstützung brauchten. Für manche Familien laufen mehrere Hilfen parallel. Leben beispielsweise zwei Kinder in einer stationären Betreuung und eine sozialpädagogische Familienhilfe kommt für die Eltern und die restlichen Geschwister nach Hause, werden dafür drei Stellen gewertet.

Fast 60 Prozent aller Hilfen zur Erziehung bekommen drogen- oder alkoholabhängige Eltern wie Mareike K. Die größten Probleme sind Alkoholkranke und Crystal-Süchtige, oft wird beides parallel konsumiert, so Heym. Das Jugendamt muss eingreifen, da die Eltern sich durch ihre Sucht nicht mehr um die Kinder kümmern können. Vernachlässigung, häusliche und Erziehungsgewalt sowie Missbrauch können die Folge sein.

Ein anderes großes Problem sind schwierige Trennungs- und Scheidungssituationen. Wenn eine Beziehung mit Kindern auseinandergeht, gibt es oft viel Streit, die Kinder leiden. Die Stadt will in diesem Bereich in den kommenden zwei Jahren dafür viel Geld ausgeben. Bis 2018 sollen rund 15 Millionen Euro mehr investiert werden, so Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU). 2015 gab die Stadt rund 64,5 Millionen aus, 2006 waren es noch 31,2 Millionen Euro. Nicht mitgerechnet in den Beträgen sind die Kosten für Inobhutnahmen und unbegleitete ausländische Minderjährige.

Hilfen zur Erziehung werden von freien Trägern der Jugendhilfe sowohl stationär als auch zu Hause angeboten. Rund 60 Träger sind in Dresden aktiv. Angebote machen unter anderem die Arbeiterwohlfahrt, die Outlaw GmbH und der Malwina Verein in der Neustadt. Auch Kinderschutzbund und die Lebenshilfe bieten Hilfe.