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Wenn Fotos Erinnerungen wecken

In der Kirche in Grünlichtenberg gibt es eine Fotoausstellung und weihnachtliche Orgelmusik. Die Besucher sind begeistert.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Grünlichtenberg. Orgelmusik tönt durch die Kirche in Grünlichtenberg. Christoph Günther aus Waldheim spielt weihnachtliche Weisen. Zur Musik gibt es traditionell eine Fotoausstellung mit historischen Bildern und Dokumenten.

Es ist in diesem Jahr schon die vierte Ausstellung. Während in den vergangenen Jahren historische Postkarten und Kirchenansichten sowie Gruppenbilder von Konfirmationen, von der Schule, der Feuerwehr und dem Kindergarten oder Szenen aus dem Gemeindeleben und von Gebäuden zu sehen waren, ist die diesjährige Ausstellung dreigeteilt.

Im ersten Teil werden Bilder der Bronzeglocken, die seit 50 Jahre in der Kirche hängen, gezeigt. Im zweiten Teil gibt es Bilder und Dokumente aus 120 Jahren Schulgeschichte zu sehen. Im dritten Teil können die Besucher Fotos und historische Dokumente vom Rittergut Lichtenberg bestaunen.

Heinz Conrad aus Waldheim betrachtet interessiert die Bilder vom Rittergut. Als Sechsjähriger kam er 1945 mit seiner Mutter als Flüchtling von Schlesien nach Grünlichtenberg. „Das Gut Lichtenberg kenne ich“, sagt er. Er erinnert sich, dass auf dem Gut ein Teich war, auf dem er als Kind mit anderen Schlittschuh gelaufen ist. Auch an den ehemaligen Schulleiter Erich Kilian, bei dem er Unterricht hatte, kann er sich noch erinnern.

Marita Straube aus Grünlichtenberg schaut sich ebenfalls die Bilder des Rittergutes an. Sie stammt ursprünglich aus Reichenbach. In der Kirche in Grünlichtenberg ist sie getauft worden. Hier hat sie, wie sie sagt, geheiratet und ihr Mann wurde auf dem Friedhof beerdigt. „Die Bilder interessieren mich“, sagt sie. „Das Rittergut kenne ich noch aus der Kindheit. Es war damals wunderschön.“ Michael Draßdo aus Schlegel wohnte früher in Grünlichtenberg. „Ich bin hier fast zehn Jahre in die Schule gegangen“, sagt er. Nur ein Jahr lernte er in Kriebethal. „Dann wurde hier die Schule erweitert“, schildert er. „Die neunte und zehnte Klasse habe ich wieder in Grünlichtenberg absolviert.“ Die Fotos findet er schön. „Es sind tolle Erinnerungen“, meint er. Auf dem Gruppenbild der Lehrer erkennt er nicht mehr alle wieder. Gute Erinnerungen an die Schulzeit, an Kameradschaft und Zusammenhalt hat Steffen Draßdo. Er wohnt in Grünlichtenberg. „Wir sind von der Schule nach Hause gegangen, haben den Ranzen in die Ecke geworfen und sind wieder zurück. Auf dem Schulplatz wurde dann Fußball gespielt. Da spielten die Ehrenberger gegen Grünlichtenberg oder Reichenbach.“

Doch nicht nur Bilder werden gezeigt. Die Besucher bekommen auch DDR-Schulbücher, Pionierabzeichen und -ausweise, eine alte Schiefertafel, Tassen vom Schulfest 1934 und andere Dinge zu sehen. Eine Dokumentation zeigt Fotos von Schülern, die in den Schuljahren von 1968/1969 bis 1974/1975 eine Urkunde für gutes Lernen in der sozialistischen Schule und für vorbildliche gesellschaftliche Arbeit erhielten.

In einer anderen Dokumentation können sich die Besucher über die Geschichte des Rittergutes Lichtenberg informieren. Vor 1543 gründeten Nonnen des Klosters Döbeln durch Zusammenlegung von drei Gütern das Rittergut. Mehrfach wechselte es den Besitzer. 1945 wurde das Herrenhaus geteilt. Nach der Wende zog der letzte Mieter aus. In der nachfolgenden Zeit verfiel das Gebäude immer mehr und bricht jetzt nach und nach zusammen.

Dass zur Ausstellung Bilder und Dokumente des Rittergutes zu sehen sind, ist dem Grünlichtenberger Herbert Bormann zu verdanken. Er schenkte diese 2015 Michael Kreskowsky, der Organisator der Ausstellung und Mitglied der Kirchgemeinde St. Nicolai in Grünlichtenberg ist. Bormanns Vater Oswin wurde 1910 Gärtner im Rittergut. Nach 1945 übernahm er als selbstständiger Gärtner die Gutsgärtnerei. Nach dessen Tod führte Herbert Bormann den elterlichen Betrieb weiter. Mit seinem Tod Anfang 2017 starb der letzte Zeitzeuge des Rittergutes Lichtenberg.