Merken

Wenn die Wichtel kommen

Im neuen Stück der Landesbühnen gehen Kinder mit Kora Tscherning auf die Suche nach kleinen Wichteln.

Teilen
Folgen
© Arvid Müller

Von Lisa Albrecht

Radebeul. Eine winzige rote Mütze erscheint am Rand der Kommode. „Da, da!“ rufen die Kinder der Kita Thomas Müntzer begeistert, springen von den Stühlchen hoch. War das etwa ein Wichtelmützchen? Die Kinder sind sich da jedenfalls ganz sicher.

Puppenspielerin Kora Tscherning tritt in dieser Spielzeit die Nachfolge von Jonathan Strotbek an den Landesbühnen Sachsen in der Sparte Figurentheater an. Jetzt fand die Uraufführung von „Siehst du schon die Wichtel flitzen ...“ statt.

In dem Stück entdeckt „die Menschenfrau“, dass sieben Wichtel in ihrer Kommode wohnen. Um sie zu ertappen, versteckt sie deren rote Mützchen, welche die kleinen Wesen auf ihrer Flucht vor den Menschen glatt verloren haben. Auf der Suche nach ihren magischen Zipfeln – denn die Wichtel werden damit unsichtbar – stellen sie allerlei Unfug an. Und dann steht auch noch Weihnachten vor der Tür.

Franziska Merkel, verantwortlich für Text, Regie und Ausstattung, beschäftigt sich schon seit Langem mit Kindertheater. Mittlerweile weiß sie, was Kinder zum Lachen bringt: Slapstick, Verrenkungen. Sie beschreibt das Figurentheater, bei dem die Spielerin die ganze Zeit zu sehen ist, als Vereinbarung zwischen Kindern und Darsteller. Für eine Dreiviertelstunde wird so getan, als ob. Das führe dann zu Sätzen wie: „Die Wichtel waren gerade da, schau mal in die Kommode!“ während des Stücks.

Die Figuren stammen von Karsten Braune aus Pulsnitz und sind Sonderanfertigungen. Braune hatte die sogenannten Wippelzippel als fingergroße Wichtel schon einmal gefertigt. Für die Landesbühnen drechselte er sieben drollige Figuren in größer. Für Tscherning und Merkel, die sich im Vorfeld durch viele Sagen des Erzgebirges lasen, war es wichtig, dass die Wichtelfiguren aus der Region stammen.

Tscherning sagt über ihren künstlerischen Anspruch: „Ich liebe Geschichten. Und Puppenspiel ist ein tolles Medium, um diese zu erzählen.“ Denn ein Schauspieler spielt die Dinge, während das Puppenspiel die Geschichte ins Bild bringen kann und dadurch greifbarer macht. Zwar will sie den Kindern „eine kurzweilige Dreiviertelstunde“ bereiten, doch sie möchte auch Botschaften transportieren. Merkel ergänzt, dass Kinder zum Beispiel die Situation der Wichtel – als Winzlinge der größeren Menschenfrau unterlegen zu sein – ja täglich erfahren. Aber die Kinder erleben im Stück, dass Größe und Stärke nicht so wichtig sind wie Zusammenhalt und Kooperation. Am Ende arbeiten die sieben Wichtel zusammen, um ihre Mützen wieder zu bekommen.

Das Stück kann gebucht werden, beispielsweise von Kindergärten. Doch es gibt auch öffentliche Aufführungen. Im Januar soll die Adaption des Romanfragments „Der Prozess“ von Franz Kafka Premiere feiern, für Schüler ab der zehnten Klasse. Das Stück ist als Klassentheater konzipiert und Tscherning wird in den Räumen der Schule spielen.

Egal, ob für die Kleinsten oder für Jugendliche – es geht bei Kora Tscherning immer auch darum, „die Welt noch mal anders zu sehen“.