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Wenn die Stütze fehlt

Bei Erkrankungen der Wirbelsäule kann eine Operation helfen.

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© SZ-Archiv/Colourbox

Radebeul. Liegen, Sitzen, Stehen – alle Lebenslagen sind betroffen, wenn die Wirbelsäule ihre Stabilität verliert. Betroffene sind gut am gebeugten Unterarmstütz über den Griff des Einkaufswagens im Supermarkt zu erkennen. Die Vorwärtsbeugung hebt das Hohlkreuz auf, der Druck auf die Nervenbahnen sinkt, der Schmerz verebbt. Die genauen Ursachen sind unklar, häufig ist altersbedingter Verschleiß dafür verantwortlich. Eine Operation kann helfen.

Dr. med. Mark Schnöring, Dr. med. Holger Köppert und Dr. med. Claudia Lindner sind Oberärzte der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Elblandklinikum Radebeul. Beim SZ-Gesundheitsforum zum Thema „Stellenwert der Operation bei Wirbelsäulenerkrankungen“ am 21. September können Interessierte von ihnen Informationen über neueste Diagnostik- und Behandlungsmethoden auf dem Gebiet der Wirbelsäulenerkrankungen erhalten und ihre Fragen stellen.

Herr Dr. Schnöring, welche aktuellen Möglichkeiten der Diagnostik bestehen im Radebeuler Klinikum bei Erkrankungen der Wirbelsäule?

Natürlich können wir in den Elblandkliniken auf Untersuchungsmethoden wie Kernspintomographie, Wirbelsäulengesamt- und Funktionsaufnahmen, Funktions-CT, Elektrophysiologie und Myelographie (z. B. bei Patienten mit Herzschrittmacher) und dergleichen mehr zurückgreifen. Diese Techniken sind für sich alleine aber meist noch nicht diagnoseentscheidend. So erleben wir manchmal, dass trotz umfassender Diagnostik welcher sich der Patient ambulant – möglicherweise sogar schon mehrfach – unterzog, gewissermaßen „der Wald vor lauter Bäumen“ übersehen wurde. Das Ausmaß eingesetzter Untersuchungstechnik korreliert hier also nicht automatisch mit einem Gewinn an Diagnosesicherheit. Deshalb meine ich, dass unser allerwichtigstes Diagnostikum unser Wissen und die Erfahrung in der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen sind. Diese erst erlauben es, die verschiedenen Informationen aus der körperlichen Untersuchung, den Bildbefunden und vor allem der Symptomschilderung sinnvoll miteinander in Beziehung zu setzen. Gelegentlich kann es bei diesem Prozess, zum Beispiel bei mehreren von den Bildern her in Frage kommenden Schmerzursachen, auch notwendig sein durch gezielte Injektionen die Schmerzquelle weiter einzugrenzen.

Herr Dr. Köppert, bei welchem Befund ist eine Operation das beste Mittel der Wahl? Welche Therapien gehen dem voraus?

Sicher immer dann, wenn bei weiterem Abwarten mit bleibenden Schäden wie zum Beispiel Lähmungen zu rechnen ist. Das Mittel der Wahl ist die Operation aber auch, wenn bei hohem Leidensdruck des Patienten, wenn die nichtoperative Therapie nicht mehr sinnvoll zu intensivieren ist – zum Beispiel weil die Nebenwirkungen der Schmerzmedikamente deren Steigerung nicht erlaubt – und die Operation bei vertretbarem Risiko eine deutlich höhere Chance auf eine Beschwerdelinderung erwarten lässt. Hier müssen also Chancen und Risiken der in Frage kommenden Methoden für den einzelnen Betroffenen individuell gegeneinander abgewogen werden. Dieser abwägende Entscheidungsprozess setzt deshalb hinreichende Erfahrung mit beiden Behandlungsmethoden voraus: Der nichtoperativen und der operativen.

Frau Dr. Lindner, welche operativen Verfahren werden dafür im Elblandklinikum Radebeul angewendet?

Wir können hier auf ein erfreulich großes Repertoire an Operationsmöglichkeiten zurückgreifen: Von der Wirbelfrakturversorgung in örtlicher Betäubung, über die einfache Entfernung von Bandscheibenvorfällen oder Spinalkanalstenosen in „Schlüssellochtechnik“, bis hin zu komplexeren Eingriffen, bei denen wir während der Operation unter Vollnarkose die elektrische Funktion von Rückenmark und Nerven überwachen können. Unser Prinzip bei der Wahl der Operationsmethode lautet „so groß wie nötig, aber so klein wie möglich“. Wobei die sich stetig weiter entwickelnden technischen Möglichkeiten es erlauben auch komplexere Eingriffe immer weniger invasiv und damit schonender durchzuführen. Gerade für Patienten mit Begleiterkrankungen wie zum Beispiel verminderter Leistungsfähigkeit ergeben sich hierdurch oft noch gute Behandlungsaussichten, wo wir früher „passen“ mussten.

Die Fragen stellte Kristin Koschnick.

Das SZ-Gesundheitsforum „Stellenwert der Operation bei Wirbelsäulenerkrankungen“ findet am 21. September, 18 Uhr, im Elblandklinikum Radebeul, Heinrich-Zille-Straße 13, Patientenlounge, Erdgeschoss, statt. Der Eintritt ist frei. Aufgrund des begrenzten Platzes wird um telefonische Anmeldung unter den Rufnummern 03521 4104 5520 oder 0351 837475670 gebeten.