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Wenn die Straße einbricht

Bei sichtbaren Schäden an Kanälen und Leitungen handeln die Verantwortlichen sofort. Häufig werden Lecks aber nur zufällig entdeckt.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Janin Rycerski (17) gehen die Bilder nicht aus dem Kopf. Am Dienstag vor zwei Wochen versank sie knietief mit einem Bein im Gehweg an der Pestalozzistraße gegenüber der Post (DA berichtete). Die Platten des Gehweges gaben nach. Er war unterspült. Die Ursachen, warum das passiert ist, stehen noch nicht fest.

Diese Grube entstand, nachdem Platten des Gehweges nachgegeben hatten.
Diese Grube entstand, nachdem Platten des Gehweges nachgegeben hatten. © Dietmar Thomas

Nach dem Sturz hat sich einiges für die 17-Jährige geändert. „Ich passe jetzt genau auf, wohin ich trete und wo ich langlaufe“, so die Harthaerin. Doch wirklich Sicherheit, dass so etwas nicht irgendwo noch einmal auftreten kann, gibt es nicht.

Loch in der Pestalozzistraße entdeckt

So kam es zum Beispiel in den Wintermonaten im Jahr 2011 zu mehreren Einbrüchen der Weststraße. Mal war es ein Straßeneinlauf oder ein Verbindungsrohr vom Straßeneinlauf zum Sammler, der zerbrochen war. Beim Kanalbau in der Pestalozzistraße in Höhe des Abzweiges der August-Bebel-Straße in diesem Jahr wurde ein zwölf Kubikmeter großes Loch entdeckt. „Gut, dass nichts passiert ist“, so Ina Wagner, Geschäftsführerin des Abwasserzweckverbandes „Untere Zschopau“.

Man könne solche Ausspülungen nur feststellen, wenn zum Beispiel Schäden an der Straßendecke zu sehen sind. „Dort wo die Kanäle neu gebaut sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Unter- oder Ausspülungen gibt, sehr gering“, so Ina Wagner. Doch vor allem im Innenstadtbereich von Hartha liegen noch die manchmal mehr als 100 Jahre alten Kanäle, die durchaus ein Leck haben könnten.

Auch mithilfe einer sogenannten Kanalbefahrung mit einem Videogerät könne nicht ausgeschlossen werden, dass eine Rohrleitung kaputt ist. Sind die Ausspülungen links oder rechts des Kanals, können sie mit der Technik nicht festgestellt werden, so die Geschäftsführerin.

Meist werde eine Ausspülung durch Zufall entdeckt, wenn eine neue Leitung verlegt oder ein Hausanschluss erneuert wird, so Ina Wagner. Möglich sei das auch bei einer archäologischen Ausgrabung. Allerdings gibt es die nur selten im Stadtgebiet. Manchmal kommt es zu Einbrüchen der Straße, wenn ein Kanal größere Schäden aufweist. So war es im Mastener Weg in Limmritz. Der 80 Jahre alte Kanal war kaputt, die Straße brach ein.

Anhand des Vergleichs der Abwasserabgabe und der tatsächlich im Klärwerk ankommenden Menge könne kein Leck festgestellt werden, da die Mengen meist gleich sind oder minimal differieren“, sagte die Geschäftsführerin.

Bei neu gebauten Kanälen geht der AZV davon aus, dass sie dicht sind – wenn die Qualität stimmt. Der Baubetrieb muss das vor der Übergabe mit einer Dichtheitsprüfung und einer Kanalbefahrung nachweisen.

Engmaschige Kontrolle zu teuer

Die Oewa als Dienstleister der Döbeln-Oschatzer Wasserwirtschaft kontrolliert das Leitungsnetz oft. „Allerdings geht das nicht so engmaschig, um alle Unter- und Ausspülungen festzustellen. Ein Einbruch könne nicht ausgeschlossen werden“, so Cornelia Wels, Bereichsleiterin Trinkwasser bei der Oewa.

Werde festgestellt, dass in einem Bereich in einem großen Maßstab Wasser verloren gehe, gebe es verschiedene Technologien, um das Leck zu orten. „Ist der Wasserverlust sehr groß, kommt die Straße sowieso hoch“, sagte die Bereichsleiterin. So ist zum Beispiel in Oschatz erst kürzlich eine Hauptwasserleitung kaputt gegangen. Die Straße in diesem Bereich war weg. Auch anhand der Mengenerfassung könne eine undichte Stelle der Leitung erkannt werden. „Wir behalten die Werte im Blick. Kommt es plötzlich zu einem Wasserverbrauch in unvorstellbarerer Höhe, können wir von einem Rohrbruch in einem Bereich ausgehen. Dann beginnt die Suche nach dem Leck“, so Cornelia Wels. Das sei teilweise Detektivarbeit.

Die Oewa setzt auf eine gute Zusammenarbeit mit den Kommunen. „Wird zum Beispiel eine Absenkung durch die Straßenmeisterei oder den Bauhof festgestellt, melden die Verantwortlichen diese an uns weiter“, so Cornelia Wels. Trotz aller Bemühungen sei man nicht davor gefeit, dass es zu Ausspülungen kommt und Straßen oder Gehwege einbrechen. „Die Wahrheit liegt in der Erde“, so die Bereichsleiterin für das Trinkwasser.

Harthas Bauamtsleiter Ronald Fischer sieht keine Möglichkeit einer regelmäßigen Kontrolle in Form einer Videobefahrung. Dafür sei der Aufwand zu kostenintensiv. Werde eine Absenkung festgestellt, könne anhand der Schachtgenehmigung festgestellt werden, wer zuletzt die Straße oder den Gehweg geöffnet hat. „Dann setzten wir uns mit dem Auftraggeber in Verbindung“, so Fischer.