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Wenn die Pflege fehlt

In manchen Stadtteilen wurde die Kehrmaschine noch nicht gesichtet. Auch beim Frühjahrsputz gibt es Prioritäten.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Stefan Kunze ärgert sich jedes Mal, wenn er ins Wohngebiet Sörmitzer Au hineinfährt. Im Schnittgerinne der Einfallstraße liegt ein Polster aus den Überresten des Laubs des vergangenen Herbstes. „Es wäre ja eine kleine Sache, hier mal mit der Kehrmaschine durchzufahren. Aber ich habe bei uns noch keine Kehrmaschine gesehen“, meint er. Sein Eindruck: Die Stadt vernachlässigt das Wohngebiet. „Der Meinung sind auch andere, die hier wohnen.“ Im vergangenen Jahr habe er schon mal bei der Verwaltung angerufen, weil die Bodendecker auf den Pflanzinseln entlang der Straße einen halben Meter auf den Fußweg gewachsen waren. Danach seien sie verschnitten worden. „Bei der Stadt wird gesagt, sie seien nicht in der Lage, das alles zu pflegen. Es fehle an Geld und Leuten.“

Da ist wohl etwas Wahres dran und das Problem ist zunehmend. Immer mehr Grünflächen kommen dazu, die gepflegt und Straßen, die gekehrt werden müssen. „In den vergangenen Jahren sind eine Menge Ortsteile dazugekommen. Und wir haben nur zwei Kehrmaschinen, eine kleine und eine große“, sagte Jürgen Aurich, der Leiter des Baubetriebsamtes der Stadt. Seit einigen Wochen ist eine Kehrkolonne in der Stadt unterwegs: die Maschine und zwei Leute, die die Einläufe an den Straßen reinigen. „Mit den Sonderkehrungen sind wir immer noch nicht am Ende. Wir müssen auch die Ortsteile bedienen. Am Dienstag war die Kehrmaschine in Choren unterwegs“, so Aurich. Gerade in den neuen Ortsteilen um Mochau sei das angebracht. „Die Mochauer streuen im Winter mit Splitt. Den kann man in den Ortschaften nicht einfach in den Straßengraben kehren“, so Aurich. Durch die hohe Belastung streiken die Kehrmaschinen hin und wieder. Gerade erst haben die große Maschine wegen eines Defekts repariert werden müssen.

Der Chef des Baubetriebsamtes will nicht in Abrede stellen, dass manche Straßen wie in der Sörmitzer Au noch nicht bedient wurden. „Da muss ein bisschen Verständnis da sein, dass manche eher dran sind. Es ist nicht so, dass wir Straßen ganz außer Acht lassen.“

Im Baubetriebsamt der Stadt sind derzeit über 30 Mitarbeiter beschäftigt – darunter sechs im Bauhof in Mochau. Für die Grünpflege sind die Stadtgärtner mit zehn Leuten unterwegs – und haben jede Menge zu tun. Gerade seien sie mit der Frühjahrsbepflanzung der Rabatten durch, sagte Aurich. „Jetzt beginnt schon wieder langsam der Grünschnitt.“

Neben den Parkanlagen wie die Klosterwiesen und den Bürgergarten und den mehr als 5600 Straßenbäume seien viele kleine, oft nur wenige Quadratmeter große Rabatten und Grünflächen zu pflegen, so Stadtsprecher Thomas Mettcher. Das Stadtgebiet sei mittlerweile 91 Quadratkilometer groß – und sicherheitsrelevante Arbeiten hätten Vorrang. Die Stadt müsse sicherstellen, dass an Einmündungen freie Sicht herrscht und Autos nicht an Bäumen hängenbleiben, so Mettcher.

„Die Bürger wollen in einer grünen Stadt leben, zugleich muss sich aber für das Baubetriebsamt der Pflegeaufwand niedrig halten“, sagte Mettcher. Die Planer achteten bei der Neuanlage von Grünflächen und der Einordnung von Straßenbäumen i besonders darauf, dass später die Pflege einfach und zügig vonstatten gehen könne. Ein Beispiel seien die Kreisverkehrsplätzen der Stadt und auch die kleine Parkanlage am Staupitzsteg, die mit Trockenstauden bepflanzt wurden, die besonders wenig Pflege brauchen.