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Wenn die Ohren schmerzen

Spannende Einblicke in seinen Fachbereich gab Thomas Raue, der Chefarzt der HNO-Klinik im Krankenhaus Bautzen, beim SZ-Gesundheitsforum.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Fremdkörper in der Nase oder im Ohr sind immer ein Fall für den Notarzt. Selber dran herumzudoktern wäre nicht sinnvoll, sagte Chefarzt Thomas Raue von der HNO-Klinik des Bautzener Krankenhauses am Donnerstag beim SZ-Gesundheitsforum. Dass Fremdkörper in die Gesichtsöffnungen gelangen, komme häufig bei Kleinkindern, aber auch bei demenzkranken Patienten vor.

Der HNO-Arzt wollte mit seinem Vortrag die Zuhörer dafür sensibilisieren, selbst entscheiden zu können, wann es angezeigt ist, die Notfall-Ambulanz aufzusuchen, und wann nicht. Wie er sagte, würden zurzeit wesentlich mehr Patienten in der Notfallambulanz behandelt, als stationär aufgenommen werden. Die Zahl der Betten habe sich beispielsweise seit der Gründung der HNO-Klinik im Jahr 1962 stark verringert und die Liegezeit verkürzte sich von zehn bis zwölf Tagen auf heute nur noch drei bis vier Tage. Heute würden auch wesentlich mehr Operationen ambulant durchgeführt.

Allerdings stünden die Ärzte vor dem Dilemma, dass weniger Personal für mehr Leistungen zur Verfügung steht und der Einzugsbereich für die Notärzte größer wird. Vom wirtschaftlichen Standpunkt gesehen, lohne sich eine Notfallambulanz nicht, weil die Ausgaben oftmals größer seien, als die Einnahmen. Es gäbe Situationen, da liegen die Nerven sowohl aufseiten der Ärzte, als auch der Patienten blank.

Trotzdem sei es natürlich das Bestreben von ihm und seinen Kollegen, jeden Patienten bestmöglich zu behandeln, sagte Thomas Raue. Anhand von Fotos aus dem Bereich der Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen zeigte er, welche Erscheinungsformen behandlungsbedürftig sind. Und er sprach eine eindringliche Warnung vor Wattestäbchen. Diese hätten in den Ohren absolut nichts zu suchen. Wer plötzlich nichts mehr hört, versuche oft, das Ohr mit solch einem Stäbchen freizubekommen. Das sei aber grundfalsch. Der Pfropfen aus Ohrenschmalz sollte besser fachmännisch entfernt werden. Doch bei verstopften Ohren handele es sich noch lange nicht um einen Hörsturz. „Ein Hörsturz geht immer auch mit Ohrgeräuschen einher“, erklärte der HNO-Arzt.

Behandlungsbedürftig seien aber auch Grützbeutel hinter den Ohren. Dabei handelt es sich um Talgdrüsenstauungen, die operativ entfernt werden müssten. Auch mit einer Gürtelrose im Gesichtsbereich sei nicht zu spaßen. Die könne den Gleichgewichtsnerv und den Hörnerv beeinträchtigen. Sie wird mit einer Schmerz- und Anti-Virentherapie behandelt.

Häufig zu tun bekämen es die Notärzte auch mit Nasenbluten. In 90 Prozent der Fälle sei dieses aber harmlos. Es sei ratsam, die Nasenflügel fest zusammenzudrücken und ein kühles Tuch in den Nacken zu legen. Dies stille das Nasenbluten meistens sehr gut. Auch Nasenbeinfrakturen müssten häufig in der Ambulanz behandelt werden. Besonders Fußballer sind davon betroffen. Die äußeren Verletzungen an der Nase werden in der HNO-Praxis genäht oder geklebt.