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Wenn die Hände zittern

Parkinson ist eine der weltweit häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Die SZ sprach darüber mit Dr. Martin Wolz.

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© C. Hübschmann

Meißen. In Deutschland gibt es mehr als eine Viertelmillion an Parkinson Erkrankter. Dr. Martin Wolz, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Elblandklinikum Meißen, stellt sich beim SZ-Gesundheitsforum den Fragen Betroffener und ihrer Angehörigen. Die SZ sprach vorab mit ihm.

Herr Dr. Wolz, worin liegen die Ursachen dieser Erkrankung?

Einem Parkinsonsyndrom können verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen. Die Ursachen sind nicht bekannt. Diskutiert werden eine genetische Prädisposition sowie mögliche Umwelteinflüsse. In seltenen Fällen können Gendefekte für die Erkrankung verantwortlich sein, dies betrifft vorwiegend jünger erkrankte Patienten mit einer positiven Familienanamnese. Davon abzugrenzen sind Parkinsonsyndrome als Folge anderer Erkrankungen wie zum Beispiel Durchblutungsstörungen im Gehirn, Störungen der Nervenwasser-Zirkulation oder als Nebenwirkung bestimmter Medikamente.

Parkinson bleibt oft lange unerkannt. Welche Symptome geben Hinweise?

Wir wissen heute, dass erste Symptome erst auftreten, wenn etwa 50 Prozent der Nervenzellen im Bereich der schwarzen Substanz des Gehirns untergegangen sind. Zu den ersten Symptomen gehört häufig eine Beeinträchtigung des Riechvermögens, erste motorische Auffälligkeiten sind zum Beispiel ein Zittern der Hände oder Beine, eine Bewegungsverlangsamung oder eine Muskelsteifigkeit. Da das Zittern jedoch bei einem Teil der Patienten nicht besteht, werden die schmerzhaften Muskelverspannungen häufig auf Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule zurückgeführt. Die Patienten berichten darüber hinaus zudem in typischer Weise eine Beeinträchtigung der Handschrift, Angehörigen fällt oftmals eine Verminderung der Mimik im Gesicht auf. Typisch ist das einseitige Auftreten der Beschwerden zu Beginn der Erkrankung.

Wie erfolgt die Diagnostik der Erkrankung am Elblandklinikum Meißen?

Die Diagnosestellung eines idiopathischen Parkinsonsyndroms erfolgt klinisch. Das heißt, es muss eine dezidierte neurologische Untersuchung erfolgen, die die bereits genannten Symptome berücksichtigt. Im Rahmen der Ausschlussdiagnostik erfolgt eine Bildgebung des Schädels mittels MRT, um Durchblutungsstörungen des Gehirns oder eine Veränderung der Zirkulation des Nervenwassers als Ursache für ein Parkinsonsyndrom auszuschießen. Darüber hinaus gehört ein standardisierter Medikamententest zum Spektrum der Diagnostik dazu. Es erfolgen zudem eine Testung des Riechvermögens sowie eine Ultraschall-Untersuchung des Mittelhirns.

Aus welchen Bestandteilen setzt sich die Therapie bei Parkinson zusammen?

Da beim idiopathischen Parkinsonsyndrom ein Mangel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn besteht, erfolgt die medikamentöse Behandlung vordergründig durch den Ersatz dieses Botenstoffes. Eingesetzt werden hier entweder eine Vorläufer-Substanz, das sogenannte L-Dopa oder Medikamente die eine vergleichbare Wirkung wie Dopamin im Gehirn erzeugen. Begleitend erfolgt von Beginn an eine intensive physiotherapeutische Mitbetreuung, auch sozialmedizinische Aspekte müssen berücksichtigt werden. Nicht zu vergessen sind häufige Begleitsymptome der Erkrankung wie Depressionen oder Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit, welche dann spezifisch medikamentös behandelt werden.

Parkinson ist bis heute nicht heilbar. Wie ändert sich die Lebensqualität der Betroffenen durch eine moderne, fachgerechte Behandlung?

Auch wenn die Erkrankung aktuell nicht heilbar ist, steht uns eine Vielzahl verschiedener Medikamente zur Verfügung, welche die Symptome der Erkrankung nachhaltig verbessern. Damit kann für die Betroffenen eine langfristig gute Lebensqualität gesichert werden. Im Spätstadium der Erkrankung kommen auch Medikamentenpumpen oder der Einsatz neurostimulativer Verfahren, sogenannter Hirnschrittmacher zum Einsatz.

Die Fragen stellte Kristin Koschnick.

Das SZ-Gesundheitsforum findet am 14. September um 18 Uhr im Elblandklinikum Meißen, Nassauweg 7, Konferenzraum 4 statt.

Der Eintritt ist frei. Anmeldung unter 03521 41045520 oder 0351 837475670.