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Wenn die Füße schmerzen

Der Hallux valgus belastet viele. Wie Schmerzen zu lindern sind und wann eine OP nötig ist, erklärt Oberarzt Dr. Bäßler in Bischofswerda.

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© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Bischofswerda. Die Zeit der Sandalen ist vorbei. Aufatmen für viele Menschen mit Hallux valgus, die sich wegen der Deformierung ihrer Füße nicht trauen, offene Schuhe anzuziehen. Allerdings handelt es sich dabei nicht allein um ein ästhetisches Problem. Wegen der Fehlstellung der großen und häufig weiterer Zehen belasten die Betroffenen ihren Fuß falsch, laufen stärker auf der Außenkante. Die Folge können Beschwerden an Knie, Hüfte und Rücken sein. Das erklärte Dr. med. Stephan Bäßler jetzt während des Patientenforums im Krankenhaus Bischofswerda. Der Orthopäde, Unfallchirurg und Sportarzt ging der Frage nach, wann bei Hallux valgus eine OP sinnvoll ist. Eine allgemeingültige Antwort darauf gebe es nicht, sagte der Oberarzt der Chirurgischen Klinik. Es sei abhängig vom Grad der Schädigung, vom Alter des Patienten, Nebenerkrankungen und vom Leidensdruck.

Der Fuß besteht aus 28 Knochen, 107 Muskeln, Sehnen und Bändern – leistet Schwerstarbeit. Nach Aussage von Dr. med. Stephan Bäßler werden die Füße täglich mit bis zu 1000 Tonnen belastet. Die Fehlstellung der Zehen beginnt meist ab dem 30. Lebensjahr, wird dann über viele Jahre beobachtet, währenddessen sich der Zeh weiter verformt. In seltenen Fällen kommt Hallux valgus aber auch schon bei 14-jährigen Mädchen vor. „In drei von vier Fällen wird das vererbt“, so der Arzt. Begünstigend wirken ein schwaches Bindegewebe und Übergewicht. Dass Frauen viermal mehr als Männer betroffen sind, liegt an zu engen Schuhen mit zu hohen Absätzen.

Krumm und schief

Bemerkbar macht sich der Hallux valgus, was lateinisch so viel wie krumm und schief bedeutet, auch durch Schmerzen an den Fußballen, Hornhautschwielen an den verschobenen Flächen der Gelenke und Schleimbeutelentzündung. Behandelt wird mit Medikamenten, mit Physiotherapie und orthopädischen Hilfsmitteln wie Einlagen und Schienen, die den großen Zeh passiv in die richtige Stellung rücken. „Erst wenn all das ausgeschöpft ist, sollte man über eine Operation nachdenken“, so Dr. med. Stephan Bäßler. Unumgänglich sei diese jedoch bei schweren Entzündungen. Ein Alarmsignal sei zudem, wenn es durch permanente Reibung in den Schuhen zu offenen Wunden an der Verdickung des Fußknochens kommt. Denn dann könnten ungehindert Keime eindringen und sich im ganzen Körper ausbreiten.

Zur Beseitigung des Hallux valgus gibt es mehr als 100 Operationsmethoden. Allen gemeinsam sei eine Kombination aus knöchernem Eingriff zur Korrektur des Mittelfußköpfchens und einem Weichteileingriff, also der Abtrennung der Weichteile. Zumeist wird der gerichtete Knochen mit einer Platte fixiert und diese verschraubt. Sie besteht aus gut verträglichem Titan und verbleibt in der Regel am Fuß. Damit sei ausgeschlossen, dass dieser sich später erneut verformt, so Dr. med. Bäßler.

Die gängigsten OP-Methoden werden auch in Bischofswerda angewandt. Nach der Operation bleibt die Patientin acht bis zehn Tage in der Klinik, die ersten drei bis fünf mit Bettruhe. Danach muss der Fuß mindestens sechs Wochen durch einen speziellen Schuh und die Verwendung von Unterarmstützen entlastet werden. Acht bis zwölf Wochen dauert die Heilung, während der nur arbeiten sollte, wer einer sitzenden Beschäftigung hat, so der Oberarzt.

Informationen zur Sprechstunde: Telefon 03594 7873210