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Wenn die Betten knapp werden

Der Mangel an Kinder- und Jugendpsychiatern auf dem Land trifft nun auch Dresden.

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Von Theresa Hellwig

Sachsens Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll. Besonders in den ländlichen Gebieten mangelt es an den Experten für junge Patienten, aber auch in Dresden sind die Wartelisten lang. Das liegt auch daran, dass Erkrankte aus dem ländlichen Umland in der Stadt um Hilfe bitten. Generell sei es in diesem Bereich schwerer, einen Platz bei einem Mediziner zu bekommen als bei einem Therapeuten, sagt Veit Rößner, Kinder- und Jugendpsychiater am Uniklinikum. Das Problem kennt auch Gundula Bitter-Schuster von der Krankenhausgesellschaft. Genaue Zahlen zum Mangel an Kinder- und Jugendpsychiatern an Kliniken werden nicht erfasst. Insbesondere in diesem Bereich sei jedoch in ganz Deutschland kein Nachwuchs da.

35 Betten für die stationäre Aufnahme und 20 tagesklinische Plätze gibt es derzeit im Uniklinikum für psychisch kranke Kinder und Jugendliche. Etwa 20 Ärzte und 20 Psychologen arbeiten dort. Weitere elf Kinder- und Jugendpsychiater haben sich zudem in Dresden niedergelassen, wie die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen mitteilt. Deutlich wird der Ärztemangel bei der Anzahl der offenen Stellen: Sachsenweit müssten noch achteinhalb Stellen besetzt werden – bis die Zulassungsgrenze erreicht ist, dürften sogar noch elf Stellen besetzt werden, rechnet die Kassenärztliche Vereinigung vor. Besonders in Südsachsen und Oberlausitz sowie Niederschlesien ist der Mangel groß.

Gundula Bitter-Schuster verortet das Problem in der Vergangenheit. „Weil die Geburtenrate nach der Wende so niedrig war, wollte damals niemand Kinderarzt werden“, sagt sie. „Interessenten dachten, es lohne sich nicht.“ Heutzutage gibt es deutlich mehr Geburten. Auch, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie kein Pflichtfach in der Lehre sei, sieht Veit Rößner als Ursache für das Problem. Zudem fühlen sich junge Berufsanfänger oft alleine gelassen. Es gibt nicht genügend gute Weiterbildungsmöglichkeiten, sagt er.