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Wenn der Ton die Musik macht

Das Polizeiorchester Sachsens gibt sechs Konzerte in Kamenz. Das sorgt bei 1 000 Mädchen und Jungen für große Freude und musikalischen Erkenntnisgewinn.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Kamenz. Der Polizeidino Poldi hat schon seit Längerem ausgedient, was schade ist. Zum Glück gibt es die Präventionskonzerte des Polizeiorchesters Sachsen noch. Von Montag bis Mittwoch ist das hochprofessionelle Ensemble im Stadttheater Kamenz zu erleben. Mehr als 1 000 Mädchen und Jungen sorgen für volle Stuhlreihen im Saal, und auf der Bühne bringen die mehr als 30 Bläser nebst erweiterter Rhythmusgruppe die kurzen Beine zum Mitwippen und die kleinen Hände zum Mitklatschen. Selten so viel aufrichtige Freude und mitreißenden Spaß erlebt – aber Kinder sind halt ein dankbares Publikum. Wenn man sie erreicht. Zum Beispiel mit dem Programm „Ein ganz normaler Tag“, das sich an Vorschulkinder wendet. Der fünfjährige Christian muss den Weg in den Kindergarten allein meistern. Moderator Jörg Fleckna schildert die Erlebnisse des Kindes – durch Brass-Musik untermalt, erfährt der Junge, vorauf es ankommt: Nie bei Rot über die Straße laufen, nicht mit Fremdem mitgehen oder gar irgendwo herumkokeln.

Für die Älteren ist die Botschaft schon eine andere. Wenn im Orchester alle Instrumente machen, was sie wollen und können – kommt zunächst nur Kakophonie heraus. „Der Ton macht die Musik“, lautet das Thema, aber im Grunde geht es um das Zusammenspiel der Menschen wie der Instrumente, die aus verschiedenen Weltgegenden kommen und eine bestimmte (musikalische) Farbe ins Spiel bringen. Worauf kommt es an? Die Musiker müssen miteinander auskommen – ein Dirigent (ein Lehrer) ist dabei hilfreich. Man beachte: Orchesterleiter Torsten Petzold wird von den Hortkindern ausdrücklich an den Taktstock gerufen! Ansonsten heißt es: Gegenseitige Akzeptanz, aufeinander hören und nicht nur der Tuba ihren Raum lassen, sondern auch der kleinen Piccoloflöte.

Maus und Fluch der Karibik

Das Präventionskonzert für die Dritt- und Viertklässler spannte für deren Ohren einen musikalisch durchaus anspruchsvollen Bogen. Der reichte vom „Mein Hut, der hat drei Ecken“ über einen Potpourri amerikanischer Musicalmelodien bis hin zu „Smoke On The Water“ der legendären Band Deep Purple, die einst bei Montreux der Qualm des brennenden Konzerthauses über dem Lac Lemond zu diesem Rockklassiker inspiriert haben soll. Die Stimmung im Stadttheater war aber keineswegs fatalistisch, sondern geradezu euphorisch. Und als zum südamerikanischen Mambo eine kleine Auswahl aus immerhin mehr als 300 bekannten Rhythmusinstrumenten an die Kinder verteilt wurden, gab es kein Halten mehr. Die Konzert-Suite „Fluch der Karibik“, die Titelmelodie der „Sendung mit der Maus“ und Balus „Versuch‘s mal mit Gemütlichkeit“ aus Disneys Dschungelbuch rundeten einen auch musikalisch wertvollen Vormittag ab.

Mitorganisiert hat das Präventionskonzert das Kamenzer Revier um Polizeirätin Susann Benad-Uslaub. „Die Prävention wird oftmals unterschätzt, doch wir legen nach wie vor auch auf diesen Teil unserer Arbeit großen Stellenwert.“ Es sei eine großartige Möglichkeit, gemeinsam mit Schulen, Kindergärten, Vereinen und vor allem den Eltern die Kleinen und Kleinsten zu wachen und offenen Menschen zu formen und sie auf die Gefahren des Alltags vorzubereiten. Und etwas Musikerziehung ist schließlich auch dabei, die gar nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Unterstützt wird die Aktion des Landespolizeiorchesters übrigens durch den Rotaryclub Kamenz. Die Frauen und Männer um RC-Präsident Peter Boxberger halten z. B. die Stellung an der Garderobe. Und auch dort nimmt man die lauten „Zugabe!“-Rufe der Kinder erfreut zur Kenntnis ...