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Wenn der Strom aus der Dachrinne kommt

Nieskyer Gymnasiasten gründen eine Firma und überraschen mit einem sinnvollen Produkt. Aber wird es je in Serie produziert?

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Regen eignet sich nicht nur zum Füllen von Wassertonnen für den Garten, damit lässt sich auch Elektroenergie erzeugen. Auf diese Idee kam Jan Ottlinger, Schüler am Nieskyer Gymnasium. Er belegt mit weiteren Schülern den Leistungskurs „Schule und Wirtschaft“. Mit dessen Abschluss müssen die Teilnehmer etwas Vorzeigbares haben. Dieses Jahr ist es das selbst entwickelte Regenrinnen-Kraftwerk. Wie im echten Wirtschaftsleben gründeten die Gymnasiasten ihre eigene Firma „Byte“. Die vier Buchstaben stehen aus dem Englischen für Bautzen, jung, Technologie und Evolution.

Was dabei Bautzen mit Niesky zu tun hat, erklärt Lehrerin Martina Kahl: „Zu dem Leistungskurs haben wir uns zwei Partner dazu geholt: Die Berufsakademie Bautzen und das Unternehmen SKM in Kringelsdorf.“ Das funktioniert bereits das zehnte Jahr, dass die Elfer mit diesen beiden Partnern den zweijährigen Leistungskurs bis zum Abitur absolvieren.

Eine zündende Idee ist das eine. Diese muss aber auch umgesetzt und verkauft werden. Und dazu braucht es nicht nur einen klangvollen Firmennamen, sondern auch das Know-how dazu. So haben die Gymnasiasten ihre Start-up-Firma gegründet, entsprechende Software entwickelt, eine Internetseite dazu erstellt und die Fertigung ihrer Energiemaschine in die Wege geleitet. Einen potenziellen Käufer haben die jungen Leute ebenso aufgetrieben – Gartenfreund Haupt. Dieser will das kleine Kraftwerk an seinem Häuschen im Garten installieren. Immerhin, so einer der Gymnasiasten, bringt das Gerät eine Leistung von vier Kilowatt in der Stunde. Vorausgesetzt, es regnet und der Niederschlag rauscht durch das Fallrohr, dann läuft das Maschinchen wie geölt.

Jetzt steht das Unikat bei SKM-Geschäftsführer Steffen Söll in der Vitrine. Auch als Dank für die Unterstützung seiner Firma innerhalb dieses Leistungskurses. Denn ohne einen Partner aus der Wirtschaft wäre dieser Kurs nur graue Theorie für die Gymnasiasten. SKM öffnet seine Türen für die Schüler, lässt sie an der Produktion teilhaben, und Mitarbeiter unterrichten nach einem mit dem Schleiermacher-Gymnasium aufgestellten Lehrplan. Den Schülern selbst, so ihre Meinung, gibt der Kurs sehr viel – bis hin zur konstruktiven und gemeinschaftlichen Zusammenarbeit, fixiert auf ein Ziel: ein Produkt zur Marktreife zu führen. Diesen Schritt müssen Schüler und Unternehmen noch vollenden, damit nicht nur Laubenpieper Haupt Regenwasser zu Strom machen kann.