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Wenn der Postbote das Geld bringt

In der Sparkassen-Filiale im Spitzgrund gibt es ab 2017 nur noch Automaten. Die Bank testet einen neuen Service.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig. Mit dem Geldautomaten könne sie nichts anfangen, erzählt die alte Dame. Sie lasse sich die Scheine lieber an der Kasse auszahlen. Das ist in der Sparkassen-Filiale im Spitzgrund ab 1. Januar 2017 nicht mehr möglich. Die Geschäftsstelle bleibt jedoch erhalten. Sie wird zum reinen Automatenstandort mit der üblichen Technik umgewandelt. Der Standort gehört zu den weniger genutzten und landete deshalb auf der Streichliste der Sparkasse. Zur Stadtratssitzung und auch zur Einwohnerversammlung kam das Thema immer wieder auf, weil manche befürchteten, dass die Filiale ganz dicht gemacht wird. Wird sie zum Glück nicht, wie Oberbürgermeister Frank Neupold (parteilos) immer wieder erklärte.

Ein junger Mann freut sich, dass er auch in Zukunft an der Moritzburger Straße Geld abheben kann. Am Schalter sei er seit Jahren nicht mehr gewesen. „Ich erledige alles online.“

Wer mit Internetbanking und den Automaten nichts anfangen kann, es aber nicht bis zur alternativen Geschäftsstelle an der Hauptstraße schafft, für den führt die Sparkasse einen neuen Service ein. Am sogenannten Kundenservicecenter lassen sich die Bankgeschäfte telefonisch erledigen. „Neben reinen Informationen zu unseren Produkten und der Vereinbarung eines Beratungstermins können Kunden beispielsweise Karten beantragen und sperren, Zahlungsaufträge auslösen und Reklamationen beauftragen“, erklärt Ralf Krumbiegel, Sprecher der Sparkasse Meißen. Abgesehen von den Telefongebühren würden keine zusätzlichen Kosten für diesen Service entstehen, den sich die Sparkasse bei den Onlinebanken abgeschaut hat.

Und sicher soll das Verfahren auch sein. Um herauszufinden, ob wirklich der Kunde am anderen Ende der Leitung ist, wird es eine sogenannte Soft-Legitimation geben. Das bedeutet, der Sparkassen-Mitarbeiter fragt bestimmte Daten, wie zum Beispiel das Geburtsdatum, ab. Und nur wenn alles stimmt, funktioniert das Telefon-Banking. Sobald es um den Bargeldversand geht, wird es eine höhere Sicherheitshürde geben, erklärt Ralf Krumbiegel. Denn wenn das Geld einmal auf dem Weg ist, ist es weg. Der Geldversand ist ebenfalls ein neuer Service der Sparkasse. Ein Anruf genügt, und die Scheine machen sich im versicherten Wertbrief auf den Weg zum Kunden. Die Zustellung erfolgt in den üblichen Postlaufzeiten, also von heute auf morgen. Das könnte vor allem für ältere Kunden interessant sein, die es wirklich nicht mehr aus dem Haus schaffen. „Andere Banken bieten das auch an. Wir haben aber noch keine Erfahrungen, wie das angenommen wird“, so Krumbiegel.

Der große Vorteil des Kundenservicecenters sei, dass die Kunden unabhängig von den Öffnungszeiten der Geschäftsstellen und ohne den Weg dorthin mit der Sparkasse Kontakt aufnehmen können. Erreichbar sind die Mitarbeiter von Montag bis Freitag jeweils von 9 Uhr bis 18 Uhr. Der Sparkassen-Berater kommt notfalls auch zum Gespräch nach Hause.

Am Telefon wolle sie lieber keine Bankgeschäfte erledigen, sagt die Coswigerin. „Vielleicht freunde ich mich ja doch noch mit der Automaten-Technik an.“ So würde sie zumindest an ihre Kontoauszüge und Bargeld kommen. „Mit Internetbanking fange ich in meinem Alter nicht mehr an“, lacht sie.

Die Sparkasse Meißen will bis Jahresende drei Geschäftsstellen sowie drei SB-Stellen schließen und fünf Geschäfts- in SB-Stellen umwandeln. Ursache für die Verkleinerung des Filialnetzes ist der Trend zum Online-Banking und die damit verbundene geringere Kundenfrequenz in den Filialen. Zudem machen allen Geldinstituten die Niedrigzinsphase und die stark angestiegenen Bankenabgaben zur europäischen Einlagensicherung zu schaffen, heißt es in einer Erklärung.