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Wenn der Müll nicht kommt, will die Abfallgesellschaft gehen

Das Entsorgungsunternehmen will an seinem Stammsitz in Lawalde erweitern. Für die Gemeinde geht’s dabei um alles.

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© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Lawalde. Wer mag schon Müll? Für Lawalde ist Abfall Gold. „Die Entsorgungsgesellschaft Görlitz-Löbau-Zittau ist unser größter Gewerbesteuerzahler“, sagte Lawaldes Bürgermeisterin Nadja Kneschke (parteilos) in der jüngsten Gemeinderatssitzung. 1,7 Millionen Euro flossen von der EGLZ seit 2004 in die Gemeindekasse.

Damit das so bleibt, hatte Bürgermeisterin Kneschke jetzt EGLZ-Geschäftsführer Frank Ritter in die Sitzung geladen. Die EGLZ will den Betrieb an ihrem Stammsitz erweitern und um eine Müllumlade-Station ergänzen. „Gegenwärtig werden die Abfälle aus Görlitz und dem Südkreis in Reichenbach umgeladen“, informierte Ritter. Der Nutzungsvertrag mit der dortigen Abfallfirma Becker laufe aber aus. Mit der Einrichtung einer Umladestelle in Lawalde will das Unternehmen Geld sparen. „Die jetzige Situation bedeutet für jedes unserer Müllfahrzeuge eine 25 Kilometer längere Fahrt. Das ist Kraftstoff, Arbeitszeit und Verschleiß“, erklärte Ritter die betriebswirtschaftliche Kalkulation.

Am Stammsitz Lawalde habe sich nun eine günstige Situation ergeben. Auf einem an die EGLZ angrenzenden Grundstück stehe eine Sortierhalle, die in der Vergangenheit bereits eine abfallwirtschaftliche Genehmigung hatte. „Diese Halle wollen wir wieder ertüchtigen“, sagte EGLZ-Chef Frank Ritter. In dieser Halle sollen die Müllwagen künftig ihren Abfall entleeren.
Dort wird er dann auf Sattelschlepper verladen, die damit die Müllverbrennungsanlagen beliefern. Die Erweiterung würde der EGLZ auch ein zusätzliches Geschäftsfeld eröffnen. „Im vorderen Bereich der Halle würden wir gleichzeitig Altpapier selbst vermarkten. Das bringt hohe Erlöse“, erklärte Frank Ritter.

„Sämtliche Ablagerungen passieren in einer geschlossenen Halle“, erklärte Ritter. Es würden keinerlei Gerüche nach außen dringen. Die Halle sei auch keinesfalls als Müll-Lager vorgesehen. Aus Brandschutzgründen dürften dort maximal 99 Tonnen Müll bis zur Verladung zwischenlagern. Auch Befürchtungen über erhöhten Lkw-Verkehr in Lawalde räumte der EGLZ-Chef aus. „Der Fahrzeugverkehr wird nicht erhöht“, versprach er. Nach wie vor würde die EGLZ-Flotte mit 20 Fahrzeugen für Rest- und Biomüll ab sechs Uhr morgens das Gelände verlassen und ab 12 Uhr zurückkehren. Dazu kämen drei bis sechs Sattelschlepper täglich. Aber: „Die benachbarte Spedition Posselt stellt zum Jahresende ihren Betrieb ein“, sagte Frank Ritter. Deren Lkw-Verkehr falle daher weg.

Die Gemeinderäte fassten bei der Sitzung noch keinen Beschluss. Aber das Vorhaben der EGLZ ist für die Gemeindefinanzen existenziell. „Wir wollen den Standort hier sichern“, sagte Ritter. Ohne die Erweiterung könne sich der Abfallschwerpunkt wirtschaftlich verlagern. „Wir müssten sonst weggehen“, stellte der EGLZ-Chef dar. Dem Unternehmen sei aber daran gelegen, die Standortsicherheit in Lawalde zu halten.

Die EGLZ ist nämlich auch abhängig von den Planungen des Regionalen Abfallverbandes Oberlausitz-Niederschlesien (RAVON). Der RAVON ist der eigentliche Betreiber der geplanten Umladestation. Kommt die nicht nach Lawalde, könnte der gesamte Standort für die EGLZ unwirtschaftlich werden. Die EGLZ will das Hallen-Grundstück zunächst über zehn Jahre mieten und dem RAVON die Halle zur Verfügung stellen.