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Wenn der Gehweg zum Hindernis wird

Ein Teil des Fußweges an der Straße des Friedens soll saniert werden. Trotzdem bleibt das Gefälle.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Nicht nur für ältere Bürger wie Waltraud Schröder mit Rollator ist es schwierig, den Gehweg an der Straße des Friedens zu benutzen. Nun soll ein Teil davon ausgebaut werden. Doch wurde bei der Planung des Vorhabens auch an den behindertengerechten Ausbau gedacht? Diese Frage stellte Klaus Hummitzsch, Vorsitzender der Ortsgruppe Leisnig des Sozialverbandes VdK, der jetzt auch für Hartha zuständig ist.

Bei einem Vor-Ort-Termin machte er auf viele Dinge aufmerksam, die zurzeit zu einem Hindernis für alle werden, die den Weg benutzten. Immer öfter sei auch zu beobachten, dass vor allem Senioren auf der Straße gehen. Doch das sei gefährlich und auch keine Lösung, so Hummitzsch.

Der Gehweg gleicht einer Berg- und Talbahn

Welche Schwierigkeiten es beim Benutzen des Weges im Bereich zwischen Einkaufsmarkt und Wirtschaftsweg gibt, wird deutlich, wenn man die Dinge wie Klaus Hummitzsch aus Sicht von Menschen mit einer Behinderung oder von Eltern mit Kinderwagen sieht. Der Gehweg hat zwischen der Einfahrt zur Seniorenresidenz und in Höhe des Blumenladens keinen waagerecht verlaufenden Belag, nicht einmal in einer gewissen Breite. Der Weg hat nicht nur unterschiedliche Beläge, sondern gleicht einer Berg- und Talbahn.

Er knickt an der Einfahrt zur Seniorenresidenz, vom Wirtschaftsweg kommend, rechts zur Straße hin ab. Der Weg zur Residenz ist aus Sicht des Sozialverbandes vorbildlich ausgebaut. Auf der einen Seite wurde das Pflaster eng verlegt, sodass ihn Leute mit einem Rollator oder Rollstuhl nutzen können. Auf dem Rest des Weges, der von Fahrzeugen genutzt wird, ist das Pflaster mit Abstand verlegt.

Kurz nach dieser Einfahrt hat der Gehweg eine starke Links-Neigung, weil sich in diesem Bereich die Zufahrt zur Laderampe des Einkaufsmarktes befindet. „Vor allem im Winter, wenn sich eine Eisschicht gebildet hat, kann dieser Bereich nicht mehr genutzt werden. Hier findet niemand Halt“, so Hummitzsch.

Ein kurzes Stück weiter befinden sich die Ein- und Ausfahrten zum Einkaufsmarkt. In diesem Bereich fällt der Gehweg ebenfalls nach links ab. Hummitzsch weist darauf hin, dass es in diesem Bereich keine Bordabsenkungen, die maximal drei Zentimeter hoch sind, gibt. Die, die sich im Kreuzungsbereich Nordstraße/Straße des Friedens befindet, sollte keiner nutzen, da sie für Kraftfahrer nicht einsehbar und deshalb auch gefährlich ist, ergänzt er.

Bei der Sanierung kann das Gefälle lediglich entschärft werden

„Es wäre schön gewesen, wenn Herr Hummitzsch die genannten Punkte der Stadtverwaltung mitgeteilt oder uns zum Vor-Ort-Termin eingeladen hätte. Vielleicht wäre so einiges zu klären gewesen“, sagte Bauamtsleiter Ronald Fischer. An der Geländesituation entlang der Straße des Friedens könne nichts geändert werden. „Es ist nicht möglich, das Gelände des Parkplatzes oder der Lieferschleuse anzuheben oder den Straßenkörper abzusenken, um eine andere, bessere Geländesituation zu bekommen“, so Fischer. Deshalb werde im Bestand gebaut und versucht, die derzeitigen Gefälle etwas zu entschärfen. Klar ist, dass das nicht dazu führen kann, die Situation die Gefälle betreffend, gänzlich zu normalisieren. „Die weiß gekennzeichneten Borde sind Hinweiszeichen für die Grundschüler, welche zwischen Kinderhaus und der Grundschule pendeln. Sie deuten keine barrierefrei an. Ungeachtet dessen wird im Zuge der Erneuerung des Gehsteigs der Bord abgesenkt“, so Fischer.

Zumutung für Rollstuhlfahrer und Nutzer von Rollatoren

Eine kleine Umfrage ergab: Inge Hartwig ist erst einmal froh, dass der Fußweg in Ordnung gebracht wird, auch wenn es nur ein Teilstück ist. Bisher sei es sehr schwierig, mit dem „Wägelchen“ den Gehweg zu nutzen. Er sei bei dem Gefälle schwer zu handhaben. „Manchmal nehme ich auch den Gehweg auf der anderen Seite. Doch dann muss man auch über die Straße und Absenkungen gibt es nicht“, so Inge Hartwig. Wichtig sei auch, dass Möglichkeiten für die gefahrlose Überquerung der Nordstraße geschaffen werden. Als buckelig, schräg und schlecht bis gar nicht zu befahren beschreibt Hubert Pogan den Gehweg. Er schiebt einen Rollstuhl. Da kann ein solcher Zustand des Weges sehr belastend sein. Pogan verweist darauf, dass nicht nur dieses Stück Gehweg entlang der Straße des Friedens sehr schlecht sei. Auch der hintere Teil lässt zu wünschen übrig. Und wer vom Friedhof kommt, hat Schwierigkeiten, überhaupt auf den Weg zu gelangen, weil der Bordstein sehr hoch ist, so Pogan. Doris Brettschneider ist mit einem Rollator unterwegs. Sie müsse immer gegensteuern, je nachdem, wie das Gelände abfällt. An dem müsse dringend etwas verändert werden, so die Seniorin. Und im Winter könne sie den Weg meist gar nicht nutzen. Sie kenne Gegenden, da gebe es nur behindertengerechte Gehwege.

Fachplaner weist auf Anforderungen für barrierefreies Bauen hin

„Da der Auftrag erst vergeben ist, und noch nicht gebaut wird, wurde auch noch nichts falsch gemacht“, sagte Kay Kaden von der Koordinierungs- und Beratungsstelle für barrierefreies Planen und Bauen für den Landesdirektionsbezirk Chemnitz. Klaus Hummitzsch habe berechtigte Hinweise gegeben.

Es gebe bestimmte Anforderungen an barrierefreies Bauen, die in einem Regelwerk festgehalten sind. Dazu zählt, dass Gehwege ein geringes Gefälle von 2,5 Prozent haben dürfen. „Es gibt Dinge, die sind von der Situation abhängig und es gibt nicht nur ein Schwarz oder Weiß“, sagte Kaden. Er könne das von der Ferne nicht beurteilen. Schön wäre es, wenn die Stadt als Auftraggeber und der Planer eine Lösung finden.