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Wenn der Gartentag zum Tropentag wird

Aussteller und Besucher lechzten am Sonntag auf dem Zabeltitzer Palais-Vorplatz nach Schatten – dennoch war der Zuspruch groß.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Manfred Müller

Zabeltitz. Pascal Klenarts Staudenpflanzen, die unmittelbar am Röderufer aufgereiht waren, bekamen immerhin noch etwas Schatten von den Parkbäumen ab. Am Sonntagnachmittag zeigte das Thermometer 32 Grad – in der prallen Sonne waren es gefühlte 40. „Meine Pflanzen halten das aus“, lächelt der Gärtner aus Erfurt. Der prachtvoll blühende Staudenhibiskus etwa sei außerordentlich robust, und das nicht nur im Sommer. In der kalten Jahreszeit ziehe er sich zwar komplett in den Boden zurück, aber dort überstehe er auch schon mal Frost von minus 20 Grad. Die Wildform sogar noch mehr; sie stammt schließlich aus Kanada. Der kleine Gartenbaubetrieb aus dem Thüringischen hat sich neben dem Hibiskus auf Sonnenhut und so exotische Gewächse wie Indianernesseln spezialisiert und zieht davon 800 verschiedene, ausschließlich winterharte Sorten. Fast jedes Wochenende reist Klenart durch die Gegend, um sie auf Pflanzenmärkten an den Mann zu bringen. Das lohne sich bis zu einer Entfernung von 250 Kilometern – Dresden Magdeburg und Nürnberg inbegriffen. Nun eben Zabeltitz. Besonders Sonnenhüte erfreuen sich großer Beliebtheit, sagt der Erfurter. Zum einen, weil sie sehr lange blühen. Zum anderen, weil es eine unüberschaubare Vielfalt an Formen und Farben gibt. „Besonders gut kommen die gefüllten Blüten an“, erklärt Pascal Klenart, der etliche Sorten selbst kreiert hat. „300 statt 30 Blütenblätter – da schnalzt der Hobbygärtner mit der Zunge.“ Am liebsten seien ihm Kunden, die nicht einfach nur durch die Standreihen rennen, sondern sich interessiert nach den Pflanzen erkundigen. Die berate er mit Leidenschaft.

Die beiden afrikanischen Trommler lockten die Besucher zum Imbissstand, wo es Köstlichkeiten aus Angola gab.
Die beiden afrikanischen Trommler lockten die Besucher zum Imbissstand, wo es Köstlichkeiten aus Angola gab. © Klaus-Dieter Brühl
Mit getöpferten Hängeschalen und Vogeltränken begeisterte Dominik Luck.
Mit getöpferten Hängeschalen und Vogeltränken begeisterte Dominik Luck. © Klaus-Dieter Brühl

Klenart ist einer von etwa 70 Ausstellern beim Zabeltitzer Gartentag, der von Freitag bis Sonntag auf dem Palaisvorplatz und im Schloss über die Bühne ging. „Ich hätte gern noch mehr Gärtnereien hiergehabt“, sagt Veranstalterin Erika Koopmann, „aber außerhalb der Frühjahrs- und Herbstsaison ist die Bereitschaft zum Mitmachen nicht ganz so groß.“ Die Landschaftsarchitektin aus Greiz organisiert solche Gartentage dreimal im Jahr, und sie ist mit den Locations und dem Angebotsprofil ständig am Experimentieren. In Zabeltitz liegt der Schwerpunkt auf dem Gartenzubehör, speziell dem schmückenden – wie es der Keramiker Dominik Luck verkauft, der mit seiner Mutter Erika aus Westthüringen angereist ist. Die Lucks formen Blumenschalen, Skulpturen und Lichterkugeln, die jedem gepflegten Garten zur Ehre gereichen. „Das sind alles Einzelstücke“, erklärt Luck. Es komme schon vor, dass er an einer besonders schönen Lichterkugel zwei Tage arbeite. Der Eisfelder ist von Beruf eigentlich Schreiner und hat die Keramik erst vor drei Jahren für sich entdeckt. Und zwar durch seine Mutter, die das Arbeiten mit Ton bei einer Therapie kennenlernte. „Ich fing an zu töpfern, und die Depressionen waren weg“, erzählt Erika Luck. Mit Ton könne man unglaublich kreativ umgehen, aber er verzeihe andererseits keinen Fehler. Ob man alles richtig gemacht hat, sehe man erst, wenn der Ofen geöffnet wird. „Ich habe am Anfang viele Niederlagen einstecken müssen“, pflichtet ihr Dominik Luck bei. „Wenn die Arbeit aber rundum gelungen ausschaut, ist das ein unbeschreibliches Gefühl – eine Art platonischer Orgasmus.“

Marilia und Jack Pauso haben sich dem kulinarischen Wohl der Besucher verschrieben. Die beiden Angolaner, die schon seit 20 Jahren in Deutschland leben, bieten an ihrem Stand afrikanische Gerichte an. Huhn mit Walnusssoße zum Beispiel oder Chamusa. Das sind mit Rinder- oder Geflügelhack gefüllte Teigtaschen – pfeffrig, aber trotzdem von angenehmer Schärfe. Die beiden betreiben in Dresden einen kleinen Spezialitäten-Club, reisen aber auch oft zu Märkten und Volksfesten. Jack sorgt überdies zusammen mit einem Freund auf dem Palaisvorplatz für Stimmung. Die beiden haben Djembe-Trommeln dabei.

Roy Eckelmann könnte seine Produkte beim besten Willen nicht draußen in der Hitze anbieten. Er sitzt im Schlosssaal am Stand der Chemnitzer Miuu-Schokoladenmanufaktur und muss zusehen, dass sich seine Kreationen nicht verflüssigen. Mit drei Grundsorten und über 200 Zutaten kann er eine ungeheure Vielfalt an Geschmacksrichtungen zaubern, darunter so exotische wie Rose oder Lavendel. Seine ausgefallenste Schokolade ist mit Wasabi-Erbsen und Erdnüssen belegt. Aber auch superscharfe Chili-Schokoladen sind in der Auslage zu finden. „Die Schärfe von Chili wird nach der Scoville-Skala gemessen“, erklärt er. „Die reicht von null bis 16 Millionen, und es gibt durchaus Schokolade mit vier Millionen Scoville.“

Nach einem etwas verhaltenen Start riss der Besucherstrom beim Gartentag übers Wochenende nicht ab. „Wir sind sehr zufrieden, es hat sogar Meißner und Dresdner nach Zabeltitz gezogen“, resümiert Erika Koopmann. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Großenhain habe reibungslos funktioniert. Ein bisschen mehr Schatten hätte gut getan, so die Greizerin. Aber man müsse mit den Gegebenheiten leben, und das Flair des Zabeltitzer Barockensembles habe das allemal wettgemacht.