Merken

Wenn der Baum privates Eigentum ist

Im Zweiniger Grund gibt’s Ärger. Die Bauarbeiten an Brücken sind aber nicht der Grund dafür, sondern kleine Hinweisschilder.

Teilen
Folgen
© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. Stellen sie sich vor, sie kommen vom Einkaufen zurück und finden ihr Auto mit Aufklebern „verschönert“ vor. So ähnlich ist es den Waldbesitzern im Zweiniger Grund gegangen. Sie bemerkten eines Tages Radweg-Ausschilderungen an Bäumen, die ihnen gehören. Revierförster Dirk Tenzler hat die ungefähr 25 Schildchen zwischen der Margaretenmühle und Mahlitzsch wieder abgeschraubt. „Unverständlich“, findet Wanderwegewart Reinhard Senf. Denn er war es, der die zehn mal zehn Zentimeter großen Täfelchen mit einem Rad als Symbolbild angebracht hat.

Dienstbeflissen ist Senf als ehrenamtlicher Wegewart auch im Zweiniger Grund dabeigewesen, fehlende Schilder im durchaus umfangreichen (Rad-)Wanderwegenetz in und um Roßwein auszuweisen. Nicht bedacht hat er dabei, dass alles links und rechts des Weges privaten Waldbesitzern und nicht der Kommune gehört, die für den Weg an sich zuständig ist. „Wenn dann so ein Schild dasteht, haben die Waldbesitzer sofort andere, viel umfangreichere Verpflichtungen“, erklärt Revierförster Dirk Tenzler. Er versteht durchaus, dass ordentlich ausgeschilderte Wege im Interesse der Kommune und auch der Nutzer sind. „Aber nicht auf Kosten der Waldbesitzer“, sagt er.

Der richtige Weg wäre gewesen, die Waldbesitzer an einen Tisch zu holen. „Dann muss es schriftliche Vereinbarungen zwischen Eigentümern und der Kommune geben“, so Tenzler. Immerhin stünden die Eigentümer sogleich in der Verantwortung. Allein mit dem Schild Rad- und/oder Wanderweg sei die Pflicht verbunden, in einem bestimmten Umfang und bis zu einer bestimmten Höhe Totholz zu entfernen. Da ist der Forstmann auch in einer gewissen Zwickmühle. Denn eigentlich appelliert er an die Waldbesitzer, Totholz als Grundlage für viele Organismen liegenzulassen. Auch einem naturnahen Waldgebiet komme das gerade in einem sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Gebiet wie dem Zweiniger Grund entgegen.

Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) könnte sich vorstellen, dass das Radwegsymbol in diesem sensiblen Gebiet auf Steine, eine Art Findlinge, gemalt werden könnte. Damit würde auch nicht die Qualität des Holzes beeinträchtigt, was durch eine Schraubbefestigung durchaus passieren könnte. Auch an Metallhalterungen, so Senf, könnten die Tafeln noch befestigt werden. „Egal wie, vorher muss mit den Waldbesitzern gesprochen werden“, sagt der Revierförster.

Der Weg im Zweiniger Grund soll den Muldenradwanderweg und den Elberadweg verbinden. Ein solches Verbindungswegenetz geht auf ein Projekt des Ökohofes Auterwitz zurück. Deutschlandweit gibt es weit mehr als 200 solcher Radfernwege – vom Ahr- bis zum Zschopautalradweg. Auch einige mit witzigem Namen wie der Gurken- oder der Ochsenweg sind darunter.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Radfernwege_in_Deutschland