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Wenn der Ast am Auto schleift

Manche Grundstückseigentümer kümmern sich nicht um den Grünschnitt an öffentlichen Straßen. Das kann teuer werden.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Radfahrer, die den Kopf einziehen müssen, Fußgänger, die die Straßenseite wechseln, Äste, die an Autos schleifen. Im letzten Ortsjournal für Ebersbach hat Ortsvorsteher Jürgen Müller darauf hingewiesen, dass Grundstücksbesitzer ihre Bäume und Büsche so weit zurückschneiden müssen, dass sie nicht in die Straßen ragen. In der vergangenen Ortschaftsratssitzung hatte sich ein Ebersbacher deswegen beschwert. Aber zugewucherte Straßen und Wege sind nicht nur ein Ärgernis in Ebersbach. Müller, auch Chef des Döbelner Ordnungsamtes, ist öfter mit dem Problem konfrontiert. In etwa 50 Fällen pro Jahr, so schätzt er ein, muss die Verwaltung Grundstückseigentümer mehr oder weniger sanft in die richtige Richtung stupsen. Oder auch größere Geschütze auffahren. Bußgelder sind – je nach Schwere – in Höhe bis zu 100 Euro möglich, so Müller.

Das Grün wuchert besonders üppig in den ländlichen Bereichen Döbelns. In der Schulgasse in Ziegra gibt es öfter mal Ärger, sagte Müller. Auch an der Bergstraße zum Dachsholz in Ebersbach oder in Technitz an der Fichtenhöhe. Oft handelt es sich um schmale Straßen ohne Fußweg. „Häufig sind es Nadelgehölze, die auf die Straße wachsen“, sagte Müller. Oft beschwert sich die Müllabfuhr, dass sie mit ihren Fahrzeugen hängenbleibt. Und es geht auch um die Sicherheit: Die Feuerwehr muss ohne Behinderungen zur Einsatzstelle kommen können, wenn es brennt. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes schauen bei ihren Kontrollen auf wuchernde Gehölze. Und auch die Feuerwehren selbst kontrollieren, ob ihre Rettungsgassen freigeschnitten sind. „Die Feuerwehren melden oft, wo das nicht funktioniert“, sagte Müller.

Auch im Stadtgebiet gibt es Probleme. Allerdings nicht in dem Umfang wie in den Ortsteilen, sagte Müller. Das hänge ganz einfach damit zusammen, dass sich viele Flächen entlang der Straßen und Wege in öffentlicher Hand befinden. Probleme gibt es häufig bei Grundstücken, deren Eigentümer irgendwo außerhalb von Döbeln wohnen. Beispiel: ein leerstehendes Haus an der Grimmaischen Straße an der Einfahrt zu Aldi. „Dort gibt es immer Ärger. Die Büsche behindern die Sicht. Der Eigentümer lebt in den alten Bundesländern und ist auch schwer zu erreichen“, sagte Müller. Mittlerweile hat dieser die Büsche zurückscheiden lassen – nach mehrmaliger Aufforderung durch die Stadt. Auch die Deutsche Bahn hat mit der Grünpflege ihre Probleme. Der Gehweg auf der Roßweiner Straße am Haltepunkt Zentrum wachse regelmäßig zu, so Müller.

Manche Grundstückseigentümer reagieren ungehalten, wenn sie Post vom Ordnungsamt bekommen. „Da kommt auch mal die Frage, ob die Feuerwehr das nicht machen könnte. Die halten die Feuerwehr für die Allzweckwaffe. Aber die ist angehalten, ihre Pflichtaufgaben zu erfüllen“, so Müller. Auch das Fällverbot nach dem Naturschutzgesetz von Frühjahr bis Herbst sei kein Argument. „Pflegeschnitte sind immer erlaubt“, sagte Müller. In drei Viertel der Fälle reagieren die Grundstückseigentümer, wenn sie die Aufforderung vom Ordnungsamt erhalten. Bei ganz hartnäckigen Verweigerern beauftragt die Stadtverwaltung eine Firma mit dem Baumschnitt. „Das wird dann teuer. So eine Firma arbeitet nicht für ein paar Euro“, meint Müller. Das Geld holt sich die Stadt zurück. In den meisten Fällen wird die Rechnung auch bezahlt – wenn auch mit Zähneknirschen.